Jesteburg bald mit Streuobstwiese
Eine Wiese für mehr Vielfalt
Am 28. April war zum dritten Mal "Tag der Streuobstwiese", weiß Rainer Böttcher, Mitbegründer der Naturschutzstiftung des Landkreises Harburg und 25 Jahre lang deren Vorsitzender. Er ist Vorstandsmitglied des Vereines "Natur- und Kulturinitiative Streuobstwiesen Jesteburg", die jetzt eine erste Fläche für einen solchen "ökologischen Schatz" herrichten will. Bis zu 5.000 verschiedenen Arten kann eine Streuobstwiese eine Heimat bieten. Denn eine echte Streuobstwiese ist mehr als ein paar Apfelbäume auf einer Wiese. "Bei uns kommt ein Bildungsprojekt dazu", erklärt Elke Feldhaus. Die Wiese war ihre Idee, und seit der Gründung vor zwei Jahren ist sie Vorsitzende des Vereins. Kürzlich wurde der Pachtvertrag für die gemeindeeigene Wiese unterschrieben.
Zu finden ist die Streuobstwiese in sonntagsspaziergangstauglicher Entfernung, 15 Minuten vom Jesteburger Ortskern entfernt am Reindorfer Feldweg, direkt gegenüber dem Hof Asgard an der Bahn. Noch ist nicht viel zu sehen, Wiese eben. "Bisher grasten hier Pferde", berichtet Vorstandsmitglied Reinhard Feldhaus. Außerdem gehören Andrea Gramm, Ulrike Glindmeyer, und Petra Finnern zum Vorstand. Man merkt ihnen die Begeisterung an, wenn sie von ihrem Projekt sprechen, an dem sie seit zwei Jahren arbeiten.
Rund 25 Obstbäume und Sträucher sollen auf der 8.000 Quadratmeter großen Wiese gepflanzt werden: Apfel-, Birnen-, Pflaumenbäume, Kirschen, Quitten, Walnüsse und andere. Mehr geht nicht, denn die Bäume sollen 12 bis 15 Meter Abstand haben. Sonst kommen sich die später ausladenden Baumkronen ins Gehege. Und es gibt zu viel Schatten für das Gras und die Wildkräuter unter den Bäumen. Vor allem alte Obstsorten sollen es sein, der Celler Dickstiel wird zum Beispiel unbedingt dabei sein, kündigt Böttcher an.
Was ist so besonders an dieser Wiese mit Obstbäumen neben dem Bahndamm? "Wir wollen hier eine klassische Doppelnutzung etablieren", erklärt Elke Feldhaus, die auch die historischen Vorbilder kennt. "Vor allem in Süddeutschland waren Streuobstwiesen verbreitet, weil man so die Menschen mit gesundem Obst versorgen konnte und sogar steile Hänge gleichzeitig als Wiese nutzen konnte." In Jesteburg werden zwar keine Schafe grasen, doch man will die Wiese zur Förderung der Artenvielfalt nutzen: Totholzhaufen und so genannte Sandarien, spezielle Sandhaufen als Lebensraum für Wildbienen, sind da nur zwei Beispiele. "Immerhin nisten rund 80 Prozent aller Bienenarten in der Erde", weiß Hobbyimkerin Petra Finnern.
Rainer Böttcher freut sich besonders über die verschiedenen Ökosysteme, die hier etabliert werden können: Es gibt einen kleine Hang, trockene Flächen, eine feuchte Senke und eine Bachquelle, die unter anderem ein Wildorchideengebiet auf der anderen Seite der Bahn versorgt.
In Jesteburg wird dazu eine dritte Nutzung als Bildungsraum kommen: Tischlerin, Heilpraktikerin und Ökotrophologin Andrea Gramm freut sich schon auf zahlreiche Projekte mit Schülern, bei denen sie ihr Wissen über Holz "gewinnbringend" einsetzen kann. Zum Beispiel darf man die Löcher für den Wildbienenunterschlupf nie ins Stirnholz bohren", sagt sie. "Dann können sich die zarten Bienen an Splittern verletzen." "Wir haben schon Kontakt zur Grundschule", erklärt Feldhaus. "Da gibt es schon jetzt viele Ideen zum Wildbienenschutz."
Für 24 Euro pro Jahr kann man Mitglied im Verein werden, auch passiv. Für die Zukunft wünscht sich Rainer Feldhaus aber auch viele aktive Mitstreiter. "Wir brauchen auch Leute mit schwerem Gerät." Denn auf der Wiese gibt es noch einen alten Pferdeschuppen, den der Streuobstwiesenverein wieder auf- und für seine Zwecke umbauen möchte. Wer Kontakt zum Verein Streuobstwiese aufnehmen möchte, kann sich unter Tel. 04183/ 972095 oder per E-Mail an elke.feldhaus@t-online.de melden.
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