"Seit 1990 nichts gemacht" - Anwohner wollen Komplett-Sanierung verhindern
Das ist starker Tobak: Im kleinen Hanstedter Ortsteil Ollsen regt sich massiver Widerstand gegen den geplanten Ausbau einer Straße. 54 von 55 Anwohner des Forstwegs (etwa 550 Meter) wollen mit allen Mitteln verhindern, dass die Gemeinde die Straße saniert. Unter anderem werfen sie der Verwaltung vor, die Instandhaltungspflicht vernachlässigt zu haben. „Seit 1990 ist nichts mehr gemacht worden. Die vollkommen zugesandeten Kanaleinläufe sprechen für sich“, sagt Niels Finn. Er ist der Sprecher einer Interessengemeinschaft, zu der sich die Anwohner zusammengeschlossen haben.
Nach ersten Schätzungen, die den Anliegern vorliegen, würde die geplante Maßnahme 750.000 Euro kosten. Davon würden gemäß Straßenausbaubeitragssatzung 60 Prozent von den Anwohnern getragen werden. Die IG strebt eine andere - deutlich günstigere - Lösung an. „Wir sind davon überzeugt, dass eine einfache Sanierung durch das Aufbringen einer neuen Teerdecke ausreicht.“ Diese sei für 45.000 Euro zu haben.
mum. Hanstedt-Ollsen. Für die Anwohner besteht kein Zweifel daran, dass die Sanierung der Straße Forstweg in Ollsen Verschwendung von Steuergeld ist. „Außerdem befürchten wir einen Eingriff in unsere privaten Finanzen durch einen nicht notwendigen und sehr aufwendigen Ausbau“, sagt Niels Finn. Er tritt als Sprecher der kürzlich ins Leben gerufenen Interessengemeinschaft auf. „Von 55 Anwohnern haben sich 54 gegen die geplante Sanierung ausgesprochen“, so Finn.
Der Forstweg ist eine Hanstedter Gemeindestraße. Er ist innerorts etwa 550 Meter lang und setzt sich außerorts westlich in den Naturschutzpark Lüneburger Heide etwa einen Kilometer fort, um dann in einen Sandweg (nach Undeloh) überzugehen. Der Forstweg wurde etwa 1971 ausgebaut und 1990 in Teilen (Kanal) erneuert. Es handelt sich heute um eine Anliegerstraße (Sackgasse für Durchgangsverkehr mit priviligierten Ausnahmen) mit einigen überörtlichen Funktionen (Friedhof, Wirtschaftsweg).
„Der Forstweg ist bereits mit Kanal, einseitigem Gehweg und Straßenbeleuchtung ausgebaut und entspricht den Verkehrsbedürfnissen weiter voll und ganz“, so Finn. „Entgegen der Einschätzung der Gemeindeverwaltung ist die Straße auch nach Meinung von Fachleuten nicht abgängig, sondern wird schlicht seit 1990 nicht instandgehalten.“ Die seit Jahren vollkommen zugesandeten Kanaleinläufe würden für sich sprechen.
Als Alternative zum Ausbau, der derzeit mit Kosten in Höhe von 750.000 Euro kalkuliert wird, fordern die Anwohner die Erfüllung der jahrelang vernachlässigten Instandhaltungspflichten vonseiten der Gemeinde und die sofortige Sanierung zum Stopp des Verfalls durch die Aufbringung einer Teerdecke. „Dieses bewährte Verfahren wird auch im Landkreis angewendet und ist bereits für etwa 45.000 Euro zu haben“, so Finn. Bei der Komplett-Sanierung kann die Gemeinde 60 Prozent der Kosten auf die Anwohner umlegen. Bei der von Finn vorgeschlagenen Reparatur trägt die Kommune die kompletten Kosten.
„Der Forstweg in Ollsen steht auf der mittelfristigen Prioritätenliste der Straßenbauvorhaben in der Gemeinde Hanstedt für 2020“, sagt Bürgermeister Gerhard Schierhorn. Diese Liste werde jährlich vom Bauamt überarbeitet und dem Rat zur Entscheidung vorgelegt. „Sie hat den Zweck, die Bürger frühzeitig auf mögliche Baumaßnahmen aufmerksam zu machen und unserem Kämmerer die mittelfristige Finanzplanung zu erleichtern.“ Laut Schierhorn sei der Forstweg mit nun rund 45 Jahren beinahe am Ende seiner vorgesehenen Nutzungsdauer angelangt.
Die Kritik, dass die Gemeinde die Straße absichtlich verfallen lässt, um eine Sanierung zu rechtfertigen, weist Schierhorn zurück. „Der Forstweg wird - wie alle Gemeindestraßen - regelmäßig instandgehalten.“ Notwendige Reparaturen seien stets durchgeführt worden, zumal am Ende des Forstwegs der Friedhof liegt.
„Ob eine einfache Sanierung für 45.000 Euro zu machen ist, kann ich nicht beurteilen“, so der Bürgermeister. Dazu müsste der Maßnahmenumfang vom Bauamt definiert und die Kosten geschätzt werden. „Es ist allerdings immer die Frage zu stellen, ob bei einer 45 Jahre alten Straße eine komplette Erneuerung der Straße nicht sinnvoller und wirtschaftlicher ist, als eine Sanierung.“
Ob eine Straße in der Gemeinde Hanstedt neu gebaut wird, entscheide der Gemeinderat. „Wie eine Straße ausgebaut wird, diskutieren wir ausführlich mit den betroffenen Anliegern in einer Anliegerversammlung und anschließend in öffentlichen Bauausschusssitzungen“, so Schierhorn.
„Wir schätzen das Engagement der Bürger im Forstweg sehr. Wir hoffen, dass wir in den nächsten Jahren mit ihnen eng im Gespräch bleiben“, so der Bürgermeister. Die von den Anwohnern gewünschte Streichung des Forstweges von der mittelfristigen Prioritätenliste sei nicht vorgesehen. „Das würde dem Zweck dieser Liste widersprechen.“
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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