Soziales Wohnen mit Seeveblick
Langsam, aber immerhin: Wohnungsbaugesellschaft feiert Spatenstich für neun weitere Wohnungen / Bezug im Januar 2020?
mum. Jesteburg. Irgendwie passte das Wetter zum Anlass: In strömendem Regen luden Landrat Rainer Rempe und Joachim Thurmann, der Geschäftsführer der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft (KWG), am Freitagnachmittag zum Spatenstich für das nächste KWG-Projekt ein: Am Jesteburger Pfarrweg entsteht auf einem Grundstück mit Blick auf die Seeve ein 620 Quadratmeter großes Mehrfamilienhaus mit neun Wohnungen (drei Wohnungen bis 50 Quadratmeter, drei Wohnungen mit 75 Quadratmetern und drei Wohnungen mit etwa 82 Quadratmetern). Alle Einheiten sollen "barrierearm, zwei barrierefrei und eine rollstuhlgerecht" sein. "Die Mieten werden voraussichtlich 8,50 Euro pro Quadratmeter betragen und sich damit weit unter dem heutigen Mietpreis bewegen", so Thurmann, der ausdrücklich die Jesteburger St. Martins-Gemeinde lobte. "Wir haben das Grundstück zu sehr fairen Konditionen von der Kirche in Erbpacht bekommen", so der KWG-Geschäftsführer. "Sonst hätten wir hier so ein Projekt nicht realisieren können." Auch Landrat Rainer Rempe unterstrich die Bedeutung der KWG: "Unser Landkreis ist ein beliebter Wohn- und Arbeitsort. Für viele Menschen im Landkreis, gerade für kleinere und mittlere Einkommensbezieher, wird es jedoch zunehmend schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden." Die KWG leiste insoweit durch ihren Beitrag zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums einen wichtigen Teil zur Zukunftssicherung.
Trotz des feierlichen Spatenstichs wollte nicht so richtig der Funke der Begeisterung überspringen. Denn Jesteburg ist erst das zweite Projekt, das der KWG-Geschäftsführer mit seinen vier Mitarbeitern seit der KWG-Gründung im Oktober 2017 an den Start bringt. Das erste Projekt war ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen in Salzhausen. Nach dem Spatenstich im Juni vorigen Jahres ist die Fertigstellung für September 2019 geplant.
Ursprünglich war Thurmann angetreten, innerhalb von nur fünf Jahren 1.000 neue Wohnungen zu schaffen. Dieses Ziel hat er inzwischen deutlich runtergeschraubt - in den kommenden sechs bis sieben Jahren sollen es jetzt 800 Wohnungen sein, die sich vor allem Alleinstehende, junge Familien, Auszubildende, Senioren und Fachkräfte leisten können. Allerdings: Wenn Thurmann nicht schnell auf das Tempo drückt, dürften sich diese Zahlen einzig in der Phantasie des Geschäftsführers manifestieren.
Immerhin: Nachdem das WOCHENBLATT anmahnte, dass keine lokalen Handwerker bei den KWG-Projekten zum Zuge kommen - unter anderem äußerte Kreishandwerkerschafts-Chef Andreas Baier deutliche Kritik ("Ich habe das Gefühl, die KWG möchte das lokale Handwerk nicht beschäf-tigen!") -, ging der Jesteburger Auftrag an Schlüter Bauregie aus Harsefeld (Landkreis Stade). "Wir werden versuchen, Handwerker aus der Region zu beauftragen", so Geschäftsführer Arne Lindemann. Zuletzt habe sein Unternehmen ein baugleiches Mehrfamilienhaus in Stelle errichtet und einen Zimmermann aus der Gemeinde beauftragt.
Als weitere KWG-Vorhaben sollen im Herbst die Arbeiten für 51 Wohnungen im Winsener Baugebiet Norderbülte starten. Im Sommer beginnen die Arbeiten am Mühlenweg in Hanstedt (18 Wohnungen). Weitere Projekte sind laut Thurmann in Klecken, (16 Wohnungen) und in der Samtgemeinde Elbmarsch (18 Wohnungen) geplant. Auch in Jesteburg ist ein zweites Projekt geplant. Auf dem "Zirkusplatz" am Kreisel (Ortsausgang Richtung Asendorf) hatte Thurmann 14 Wohneinheiten angekündigt (Baustart Ende 2019). Doch noch sind die Verhandlungen mit der Gemeinde - ihr gehört die Fläche - nicht abgeschlossen. "Wir möchten gern, dass die gesamte Fläche von einem Projektpartner umgesetzt wird", so Jesteburgs Gemeindedirektor Henning Oertzen. Bislang habe die KWG aber nur Interesse an einer Teilfläche signalisiert.
Auch aus der Jesteburger Politik mehren sich kritische Stimmen in Bezug auf die KWG: "Das Tempo könnte schon noch etwas schneller werden", heißt es aus der CDU. Das gilt übrigens nicht für den Pressetermin, da wurde kräftig aufs Tempo gedrückt. Erst am Dienstag wurde etwa Oertzen darüber informiert, dass der Spatenstich stattfinden würde. Die Presse wurde zwei Tage vorher eingeladen. Bauausschuss-Vorsitzende Britta Witte (CDU) erhielt gar keine Nachricht.
Ob das Tempo vielleicht damit zu tun hatte, dass sich das WOCHENBLATT gut eineinhalb Wochen zuvor nach dem Stand auf der Baustelle informiert hatte? Immerhin lag die Baugenehmigung bereits seit Anfang Dezember vor. "Wir konnten nicht früher beginnen, weil unter dem Grundstück ein Starkstromkabel liegt und die genaue Position ermittelt werden musste", so Thurmann.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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