Diskussion um Bossard-Erweiterung
Trotz der Kritik an Bossards Nazi-Gesinnung könnte der Millionen-Zuschuss noch fließen
mum. Jesteburg. Die Pläne, die Kunststätte Bossard in Jesteburg für elf Millionen Euro zur "Kunsthalle der Lüneburger Heide" zu entwickeln, haben wie berichtet einen heftigen Dämpfer bekommen. Nachdem der Spiegel Zitate veröffentlicht hatte, die kaum einen Zweifel daran lassen, dass Johann Bossard ein Antisemit und Nazi-Sympathisant war, konnte der Stiftungsrat nicht anders, als die Planungen vorerst zu stoppen. Ein zusätzliches wissenschaftliches Forschungsprojekt zur Rolle Bossards im Nationalsozialismus soll nun durchgeführt werden. "Der Auftrag dazu wird an externe Wissenschaftler vergeben, die nicht vom Stiftungsrat, sondern von einem externen noch zu definierenden Gremium auszuwählen sind", teilte Landrat Rainer Rempe mit.
Ruhe kehrt allerdings nicht ein. Die Gruppe Grüne/Linke hat eine Anfrage an Rempe gerichtet. Darin will Kreispolitiker Lars Möhrke wissen, wie hoch die Kosten für das neue Gutachten werden und wer sie trägt. Zudem fragt er, wann das Gutachten vorliegen soll, ob es dem Kreistag vorgelegt wird und ob es veröffentlicht werden soll.
Einen Schritt weiter geht die AfD, die das Projekt begraben möchte: "Die aktuelle und zu erwartende wirtschaftliche Lage durch die Corona-Pandemie führt zu erheblichen Einnahmeverlusten in der öffentlichen Hand", schreibt Fraktionschef Günter Burmeister an den Landrat. "Das Projekt halten wir daher nicht mehr gegenüber den Bürgern als vermittelbar."
Die Frage nach der Finanzierung stellt sich übrigens nicht nur für das Gutachten, sondern für das gesamte Projekt. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte im vergangenen November 5,38 Millionen Euro bereitgestellt. Ob die Bundesmittel auch später noch zur Verfügung stehen werden, konnte Rempe nicht beantworten. "Der Abruf der Mittel ist nicht terminiert. Die bereitgestellten Bundesmittel können bedarfsgerecht abgerufen werden", beruhigt jetzt Bundestagsabgeordneter Michael Grosse-Brömer (CDU) die Gemüter. Er weist darauf hin, dass das Forschungsprojekt und die geplante "Kunsthalle" zwei eigenständige Vorhaben sind. "Ich werde mich weiterhin für Projekte einsetzen, die demokratisch gewollt und mehrheitlich vor Ort unterstützt werden."
Sowohl Grosse-Brömer als auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler hatten sich für den Ausbau eingesetzt. "Die Entscheidung des Stiftungsrates ist richtig. Denn damit ist Zeit gewonnen, um die offenen Fragen erörtern zu lassen. Letztlich soll das Projekt auf einer guten Basis stehen", signalisiert auch Stadler weiterhin Bereitschaft für das Projekt.
• Immerhin hat man in der Kunststätte Bossard endlich reagiert und das im Eddasaal in einem Bodenmosaik befindliche Hakenkreuz mit einem Hinweis versehen. Demnach handelt es sich allerdings nicht um ein Nazi-Symbol. Interessant auch die Zusatzinformation, dass das Symbol erst vor drei Jahren zufällig von einer Mitarbeiterin entdeckt worden sei.
• Inzwischen sind die Jesteburger Bossard-Pläne sogar in den USA angekommen. Die Daily News berichtet, dass das Museum "für einen Antisemiten und Hitler-Anhänger mächtig unter Beschuss geraten ist". Ob dies die Aufmerksamkeit ist, die sich der Landkreis Harburg und die Gemeinde Jesteburg gewünscht haben?
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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