Jesteburg: UWG Jes! gegen Bossard-Haltestelle
20 Fahrgäste in sechs Monaten
Werden in Jesteburg in Sachen Verkehr die Weichen durch den Gemeinderat falsch gestellt? Das meint jedenfalls der UWG-Jes!-Vorsitzende Hansjörg Siede: "Die Bushaltestelle 'Bossard' floppt, und das Thema Schnellbus liegt weiter auf Halde." Es sei der Jesteburger Kommunalpolitik ohnehin nicht möglich, Busse umzuleiten oder neue Schnellbuslinien zu schaffen, denn: "Dafür ist eindeutig der Kreis zuständig, da können wir gar nichts machen", sagt dagegen Carola von der Lieth (SPD), Vorsitzende des Samtgemeinde-Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus, Kultur und Friedhofswesen (WTKF). Und über den Heide-Shuttle entscheide die Lüneburger Heide GmbH, nicht die Jesteburger Kommunalpolitik.
Trotzdem übt Siede heftig Kritik an der Kommunalpolitik: Anträge der UWG Jes!, um Bushaltestellen barrierefrei umzubauen und durch deren ausreichende Beleuchtung die Aufenthaltsqualität an den Haltestellen zu verbessern, würden "seit nun fast fünf Jahren in der Beratung hin und her geschoben", obwohl man ihnen grundsätzlich zugestimmt habe.
Worum geht es der UWG? Erstmal um die Anbindung der weit außerhalb des Ortes liegenden Kunststätte Bossard an den öffentlichen Personennahverkehr ÖPNV: So seien die Linienführungen des Heide-Shuttles und der Buslinie 4148 angepasst und eine Haltestelle in der Nähe der Kunststätte Bossard geschaffen worden. Doch die werde kaum genutzt, wie aktuelle Fahrgastzahlen aus 2023 belegten, führt Siede an. "Im gesamten Testzeitraum von sechs Monaten nutzten insgesamt 20 Fahrgäste dieses Angebot."
Das ÖPNV-Angebot mache die Kunststätte offenbar nicht attraktiver. Und: Die Kosten durch die zusätzlichen Schäden an Straßenbelag und Seitenstreifen des Schierhorner Weges und die Belastung der Anwohner des Tempo-30-Wohngebietes durch die Busse stünden in keinem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen der Maßnahmen für die Kunststätte Bossard.
Deshalb habe die UWG beantragt, die Linienführungen wieder korrigieren zu lassen. Statt Busse durch eine Tempo-30 Wohnstraße zu schicken, sollten sie lieber wieder den Ortsteil Wiedenhof, die Ortsmitte, das Freibad und die Sportstätten anfahren, sagt Siede.
Der Landkreis sieht das offenbar anders: In Kürze wird die Haltestelle für den Heideshuttle in eine barrierefreie Bushaltestelle mit Bushäuschen umgebaut. Der Umbaumaßnahmen war im Mai 2023 vom Gemeinderat Jesteburg genehmigt worden, wobei das Museum Kunststätte Bossard die Kosten selbst trägt. Der Landkreis bewilligte Fördergeld, sodass die Bauarbeiten im September beginnen können. Bis Ende Oktober soll die Haltestellle fertig sein.
Auch der Heide-Shuttle fährt inzwischen weiterhin von Juli bis Oktober die Kunststätte an. Im Jahr 2023 waren das 376 Fahrten, sagt Siede. Und die HVV-Linie 4148 fährt an den Wochenenden und an Feiertagen täglich viermal über den Schierhorner Weg zur Kunststätte.
Die UWG Jes! möchte stattdessen die Einrichtung einer Schnellbus-Verbindung in den Berufsverkehrszeiten forciert wissen, um die Fahrzeit zwischen Jesteburg und Harburg erheblich zu verkürzen. Dass ein schnellerer Bus grundsätzlich möglich sei, hätten die Bauarbeiten an der Metronomstrecke im Jahr 2022 gezeigt: Der HVV habe auf der Buslinie 4148 "kurzerhand eine Expressbus-Verbindung als Ersatzverkehr" eingerichtet: Der Bus verkehrte sechsmal morgens und sechsmal abends und brauchte statt 50 nur gut 30 Minuten bis Harburg.
Ein entsprechender Antrag aus dem Jahr 2019 wurde in eine einzurichtende Arbeitsgruppe "Mobilitätskonzept" geschoben. Siede: "Seitdem sehen sich trotz mehrfacher 'Erinnerung' durch uns weder die Verwaltung noch die Ausschussvorsitzende Frau von der Lieth in der Lage, diese Arbeitsgruppe zumindest erstmalig einzuberufen."
Tatsächlich ist Carola von der Lieth erst seit November 2021 Vorsitzende des seit 2019 für den ÖPNV zuständigen Samtgemeinde-Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus, Kultur und Friedhofswesen. Erst im vergangenen Juni sei das Mobilitätskonzept noch einmal Thema gewesen. "Jetzt sind aber Ferien, da macht es keinen Sinn, jemanden einzuladen", so von der Lieth. Einladungen zu einer Arbeitsgruppensitzung würden nach der Sommerpause an die Mitglieder des WTKF-Ausschusses, an Verwaltungs-, KVG- und Kreisvertreter verschickt werden. Und: Man habe das Mobilitätskonzept vor allem deshalb nicht entwickeln können, weil dafür eine halbe Stelle im Rathaus benötigt werde, welche von der Kommunalpolitik gerade gestrichen worden sei.
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