Auf dem Weg zu Ganztagsgrundschulen?
Infoveranstaltungen der Samtgemeinde in Hanstedt und Egestorf stoßen auf große Resonanz.
mum. Hanstedt/Egestorf. Am Dienstag und Donnerstag vergangener Woche fanden in den Grundschulen Hanstedt und Egestorf die Veranstaltungen der Samtgemeinde Hanstedt zum Thema "Grundschulen Hanstedt und Egestorf - auf dem Weg zu Ganztagsgrundschulen" statt. Beide Veranstaltungen waren, mit jeweils über 100 Menschen, sehr gut besucht. Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus zeigt sich besonders darüber erfreut, dass es auch gelungen war, die Kindergarteneltern bei diesem Thema zu erreichen. Erstes sehr erfreuliches Ergebnis der Abende sei, dass die Elternschaft sowohl mit der Betreuung des Vereins "Saari" in Egestorf als auch dem DRK in Hanstedt sehr zufrieden ist. "Eine tolle Rückmeldung für uns, aber insbesondere natürlich für die Träger", so Muus.
Die Vertreter der Landesschulbehörde stellten das Modell "Zukunftsoffensive Ganztagsschule des Landes" an beiden Abenden engagiert vor, mussten sich aber auch mit kritischen Fragestellungen, ob eine Ganztagsbetreuung durchgehend ab dem Krippenalter wirklich der pädagogisch richtige Weg sei, auseinandersetzen. Hierzu gingen in den Veranstaltungen aber die Meinungen der Eltern deutlich auseinander. So machten gerade die Alleinerziehenden darauf aufmerksam, dass sie auf großzügige Betreuungszeiten angewiesen seien. Die schwierige Situation des Schulträgers machte Muus deutlich: Auf der einen Seite die stark durch das Land geförderte "Zukunftsoffensive Ganztagsschule", auf der anderen Seite die sehr gut akzeptierten Angebote der freien Träger. Diese Zwickmühle verdeutlichte der Verwaltungschef anhand eines aktuellen Beispiels: Die Samtgemeinde Hanstedt finanziert zurzeit gemeinsam mit dem Landkreis Harburg (jeweils zur Hälfte) die Schulsozialarbeiterinnenstellen in den Grundschulen der Samtgemeinde und hat dies jüngst noch einmal bis auf Weiteres bestätigt. Hintergrund hierfür ist, dass das Land zwar seine grundsätzliche Zuständigkeit für die Stellen erklärt hat, die Übernahme der Finanzierung für die Grundschulen in der Samtgemeinde aber nach wie vor in den Sternen steht. "Allerdings hat das Land Ende Februar bekannt gegeben, dass unter anderem die nächsten 62 Schulsozialarbeiterstellen an Grundschulen in Niedersachsen zugewiesen werden - alle gehen jedoch nur an Ganztagsgrundschulen", so Muus. "Dieser Herausforderung werden sich die Grundschulen, die Schulelternräte und die Samtgemeinde Hanstedt als Schulträger stellen müssen."
Die Offenheit hierfür war bei beiden Veranstaltungen von allen Beteiligten vorhanden. "Ich sehe gute Chancen, dass wir gemeinsam den besten Weg für unsere Grundschulen finden werden", so Muus. "Letztlich ist die Entscheidung zur Einführung einer Ganztagsschule eine Entscheidung, die Schulträger, Schule und Schulelternrat gemeinsam treffen sollten." Seine ganz persönliche Wahrnehmung der Veranstaltungen sei, so Muus weiter, dass die anwesende Elternschaft weiter zu einem möglichst flexiblen Modell tendiert, unter Einbeziehung der bisherigen, freien Träger.
Vom weiteren Zeitablauf ist vorgesehen, dass die Samtgemeinde Hanstedt noch im März das Meinungsbild der Elternschaft abfragen möchte. Den Fragebogen und ergänzende Informationen erhalten alle Eltern (1. bis 3. Schulklassen sowie die Eltern der Kindergartenkinder) persönlich.
• Auf der Homepage der Samtgemeinde Hanstedt (www.hanstedt.de) finden Interessenten bereits die Präsentationen der Abende sowie zusätzliche Informationen zum Nachlesen. Bei Rückfragen stehen das Rathaus, die Schulleitungen sowie der Schulelternrat gern zur Verfügung.
"Instrument undemokratischer Staaten"
Während Olaf Muus mit einem positiven Gefühl die Info-Veranstaltungen verlassen hat, gibt es auch Teilnehmer, die eher entsetzt sind. "Das Recht auf ein Kindergartenplatz ist noch immer nicht umgesetzt, da wird die frühe Fremdbetreuung und die Ganztagsschule in den Ring geworfen", so Carsten Stinshoff-Hinselmann. Der politische Wille sei die Chancengleichheit aller Kinder in Niedersachsen, fasst Stinshoff-Hinselmann aus seiner Sicht die Position der Schulbehörde zusammen. Dies erfordere eine frühzeitige und qualitativ hochwertige Förderung der Kinder. "Kritik daran, dass es weder Erzieher der Kleinkinder in den Kinderkrippen gebe und schon ohne das Ganztagsschulkonzept bis 2025 600.000 Lehrer fehlen würden, und somit eine qualitativ hochwertige Förderung nicht möglich sei, ließen die Behördenvertreter nicht gelten", kritisiert der Vater. Stinshoff-Hinselmann: "Es entzündete sich eine Debatte über den Sinn einer Ganztagsschule in einer durch Elternfürsorge geprägten Gegend, in der niemand hier Fremdbetreuung bis spät in den Nachmittag für seine Kinder benötige." Aus seiner Sicht blieb die Diskussion bis zum Schluss "heiß". Stinshoff-Hinselmann: "Am Ende stand fast unversönlich im Raum: Ganztagsschulbetreuung hat etwas Totalitäres und ist Instrument undemokratischer Staaten."
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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