Diskussion um Bossard-Erweiterung
"Das ist nicht klug für Jesteburg"

Bossard-Leiterin Dr. Gudula Mayr | Foto: bim

Wegen "Kunsthalle der Nordheide": Wenzel appelliert an Gemeindepolitiker. 

mum. Jesteburg.
Die Mega-Erweiterung der Kunststätte Bossard zur "Kunsthalle der Nordheide" sorgt weiterhin für reichlich Diskussion. Zuletzt hatte die UWG Jes! angekündigt, das Elf-Millionen-Euro-Projekt abzulehnen. "Für uns ist das Konzept aus ökologischer, gesellschafts- und verkehrspolitischer Sicht nicht zu verantworten", so UWG-Jes!-Vorsitzender Hansjörg Siede, der die Pläne als "Disneyland der Nordheide" bezeichnete. Andere Fraktionen im Jesteburger Gemeinde- beziehungsweise Samtgemeinderat haben sich noch nicht geäußert. An sie hat sich nun Bernd Wenzel, der Vorsitzende der NaturFreunde Nordheide, in einem offenen Brief gewandt. "Jesteburg möge bitte den Politikern im Landkreis und im Bundestag vormachen, wie man bürgernahe Politik macht", schreibt Wenzel. "Sie werden beim Abwägungsprozess zwischen Steuergeld für Kulturförderung und Steuergeld für Soziales ganz gewiss klarstellen, dass fast sechs Millionen Euro an Steuergeld, und davon aus dem Landkreis mindestens zwei Millionen Euro, für den großdimensionierten Ausbau unangemessen sind." Wenzel ist sich sicher, dass die Politiker erkennen werden, dass es nicht klug für das Image Jesteburgs sein kann, ein so riesiges Projekt mit einem von Historikern als zwiespältig eingestuften Namen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu belasten. Wenzel spielt auf Bossards Nähe zu den Nationalsozialisten an. "Sie werden nachvollziehen, welche gewaltigen planungsrechtlichen Hürden vor diesem Projekt aufgetürmt sind, die nicht zu überwinden sein dürften", sagt der Vorsitzende. Das Anwesen liege im Außenbereich und sogar auch außerhalb der zur Legalisierung einstiger "schwarz errichteter Not-Wohnbauten" aufgestellten Bebauungspläne.
Was bisher laut Wenzel kaum thematisiert wurde: Alle Zufahrtwege, teilweise noch Sandwege, müssten verbreitert und befestigt werden. Das Heranlegen einer Buslinie mit Haltestelle und Wendeschleife wäre unausweichlich. "Ein Zuklappen dieser Akte würde Jesteburg vor unangenehmen Überraschungen, vor allem vor rechtlichen und kostenmäßigen Unwägbarkeiten, bewahren", so Wenzel. Sein Appell: "Bitte, haben Sie Verständnis dafür, dass ich diesen Brief öffentlich mache. Die Bürger dürfen nicht mehr ausgeschaltet werden, so, wie das bisher Bundestags- und Kreistagsabgeordnete getan haben."
• Vermutlich findet am Montag, 24. Februar, eine Informationsveranstaltung statt, bei der die Erweiterungspläne für die Kunststätte Bossard zur "Kunsthalle der Lüneburger Heide" vorgestellt werden sollen. Zeit und Ort stehen jedoch noch nicht fest. Zudem ist der Termin nicht final bestätigt.

"Frau Mayr hat die Chance nicht genutzt"
Deutliche Kritik übt NaturFreunde-Vorsitzender Bernd Wenzel an Bossard-Leiterin Dr. Gudula Mayr. "Sie war zur traditionellen Januar-Veranstaltung 'Gespräche über Natur und Landschaft' erschienen, weil wir Bossard auf der Tagesordnung hatten", sagt Wenzel. "Wir haben ihr Redezeit gewährt, die sie nicht optimal genutzt hat. Anstatt der Versammlung darzulegen, wozu das Vorhaben gut sein soll, hat sich Frau Mayr an dem WOCHENBLATT-Leserbrief des nicht anwesenden Dr. Ingo Engelmann abgearbeitet und ihm populistische Formulierungen vorgeworfen." Auch Engelmann hatte auf Bossards Nähe zu den Nationalsozialisten hingewiesen.
Wenzel weiter: "Nicht ein einziger Versammlungsteilnehmer hatte irgendetwas für das Projekt übrig. Bis auf Frau Mayr lehnten alle das Projekt insgesamt als 'überzogen' ab."

Lesen Sie auch:
"Bossard wird zum Disneyland der Nordheide"

Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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