"Reden - nicht Banner aufhängen!"
Britta Witte (CDU) kritisiert Plakat-Aktion von Öko-Landwirt Jan Meyer.
(mum). "Ich bin in meiner Existenz bedroht", so Jan Meyer, Eigentümer des Minkenhofs in Jesteburg-Itzenbüttel. Bereits seit 1792 bewirtschaftet seine Familie den traditionsreichen Hof, auf dem Produkte in ökologischer, nachhaltiger Landwirtschaft produziert werden. Für Meyer steht außer Frage, dass die Hotelpläne die Zukunft seines Betriebes bedrohen. Aus diesem Grund hat er Plakate aufhängen lassen. "Landruhe statt Hotellärm" und "Landwirtschaft statt Hotel" sind darauf zu lesen (das WOCHENBLATT berichtete).
Wenig Verständnis für die Protestaktion von Meyer hat Britta Witte, Vorsitzende des Bauausschusses und CDU-Fraktionsvorsitzende. "Muss man in einem kleinen Ort wie Itzenbüttel so miteinander umgehen?" fragt Witte. "Fakt ist doch, dass das kleine, ehemals verschlafene Örtchen sich in den vergangenen Jahren verändert hat und sich noch weiter verändern wird. Daran beteiligt sind alle."
Britta Witte fordert die Kritiker zu mehr Sachlichkeit auf. Ihre Meinung im Wortlaut: "Vier große Höfe bestimmen das Ortsbild. Nun ist Landwirtschaft heute kein einfaches Geschäft mehr. Soll ein in vielen Generationen entstandener Hof erhalten werden und seine Betreiber noch von ihm leben können, dann muss man sich etwas einfallen lassen. Und so ist Bewegung im Ort. Ein Landwirt siedelt aus dem Ortskern aus und stellt seinen Betrieb an anderer Stelle zukunftsfähig auf (Robert Böttcher, Anm. d. Red.) - unter anderem sind auch Ferienwohnungen geplant. Auf der alten Hofstelle entsteht Wohnbebauung. Der nächste Landwirt (Christoph Heitmann, Anm. d. Red.) plant ebenfalls zusätzliche Wohnbebauung auf seiner Hofstelle, den Abriss des alten Bauernhauses und einen Neubau für die Familie. Der dritte Hof (Jan Meyer, Anm. d. Red.) hat bereits einmal von einem Neubaugebiet profitiert und zeitweise Event-Veranstaltungen durchgeführt. Nun sind zwei weitere Mehrfamilienhäuser geplant. Auch Hof Nummer vier hat sich verändert, wird sich und den Ort noch weiter verändern. Nur ist das Konzept einmal nicht neue Wohnbebauung. Die alte, zum Teil denkmalgeschützte Hofstelle wurde in den letzten Jahren attraktiv umgestaltet. Neben der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft mit Rinderzucht entstanden in der alten Scheune Wohnungen, der Reitbetrieb wurde weiterentwickelt und unter dem Label 'Hof + Gut' entstanden ein kleines Hotel sowie Gastronomie. Letzteres ist ein beliebter Anlaufpunkt für viele Itzenbütteler, Jesteburger und weit darüber hinaus. Nun ist die Weiterentwicklung mit einem Landhotel und einem Hofladen geplant, das ruft Nachbars Zorn hervor. Ist das wirklich mehr Veränderung für einen Ort als immer weitere Neubaugebiete? Und kann man es nicht auch positiv sehen? In Itzenbüttel ist Bewegung. In vielen Regionen Deutschlands verkommen ganze Dörfer zu Schlafstätten oder sterben sogar ganz. In einem lebendigen Ort zu wohnen, dort wo andere Menschen Urlaub machen und dank eines Hofladens, vielleicht auch nicht mehr wegen jedem Stück Butter mit dem Auto fahren zu müssen, das ist doch bereichernd für alle. Klar, wo Licht ist, ist auch Schatten. Darüber muss man miteinander in der Dorfgemeinschaft reden. Reden - nicht Banner aufhängen!"
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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