Steht das Aus bevor?
Jesteburgs GeWerbekreis-Chef Henning Erdtmann richtet Appell an die Mitglieder.
mum. Jesteburg. „Ich glaube, die Leute wissen gar nicht, was wir alles in Jesteburg auf die Beine stellen“, so Henning Erdtmann, Vorsitzender des Jesteburger GeWerbekreises. Erdtmann wollte seine Worte nicht als Kritik an den Kunden verstanden wissen. Vielmehr ging es ihm um die anderen Geschäftsleute in dem kleinen Heidedorf. „Die viele Arbeit verteilt sich stets auf die Schultern einiger weniger.“ Ein Beispiel sei die Weihnachtsbeleuchtung. Trotz Aufrufs beteiligten sich nur wenige Mitglieder an der Montage der etwa 80 Tannenbäume im Ort. Doch wenn eine der Lichterketten defekt ist, werde Erdtmann sofort gebeten, diese auszutauschen. „Die wenigsten Jesteburger wissen, dass wir und nicht die Gemeinde für die Illumination verantwortlich sind.“ Erst seit vergangenem Jahr zahlt die Gemeinde die Kosten für die Weihnachtsbäume, die entlang der Hauptstraße an den Laternen befestigt werden. Zudem übernimmt Jesteburg die Kosten für die notwendige Instandhaltung der Kabelanschlüsse an den Laternen.
Das Beispiel zeigt das Dilemma, in dem sich die Mitglieder befinden. Auf der einen Seite wollen sich die Kaufleute für ihren Ort engagieren - ihn lebens- und liebenswerter machen. Auf der anderen Seite stellen die Kaufleute fest, dass der Kreis der engagierten Mitglieder immer kleiner wird.
Und jetzt hat sich die Situation noch weiter zugespitzt: Seit dem Ausscheiden von Vize Edgar Romanowski im Sommer vergangenen Jahres (das WOCHENBLATT berichtete) führt Erdtmann den Verein quasi allein. Die Suche nach einem Stellvertreter blieb erfolglos. Dies - aber auch das mangelnde Engagement vieler Mitglieder - nimmt Erdtmann zum Anlass für einen Brandbrief, den er Anfang der Woche an die etwa 50 Mitglieder verschickt hat. „Wir müssen uns grundsätzlich die Frage stellen, ob der Fortbestand des Vereins überhaupt gewollt ist. Unabhängig davon möchte ich darauf hinweisen, dass wir aus vereinsrechtlicher Sicht zur Wahl eines neuen 2. Vorsitzenden verpflichtet sind.“ Erdtmann sei sich bewusst, dass sich der GeWerbekreis und sein Wirken in den vergangenen Jahren deutlich verändert haben. „Im Ergebnis muss man jedoch festhalten, dass das Interesse am Verein stark abgenommen hat. Dies ist bei den jährlichen Mitgliederversammlungen zu sehen, wo zuletzt nur acht von 55 Mitgliedern anwesend waren.“ Ein Verein lebe von dem Interesse und Engagement seiner Mitglieder, „einzig die Zahlung eines Mitgliedsbeitrags reicht hierfür leider nicht aus“.
Erdtmann macht deutlich: „Die Auflösung des Vereins ist nicht ausgeschlossen.“ Spätestens Anfang November soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung stattfinden. Gelingt dann noch die Kehrtwende?
Unabhängig von Ausgang des Treffens steht schon jetzt fest, dass der GeWerbekreis in diesem Jahr nicht den Weihnachtsmarkt organisieren wird. „Es will niemand machen“, so Erdtmann. Das sei auch der Grund gewesen,
warum sich die Kaufleute nicht am Dorffest beteiligten.
Wie kommt das Engagement des GeWerbekreises in der Bevölkerung an? „Das ist schwer zu beantworten“, so Erdtmann. Lob für gelungene Events höre man selten. Doch wenn eine Veranstaltung nicht mehr wie gewohnt stattfindet, könne man schon das eine oder andere böse Wort in den sozialen Netzwerken lesen. „Dabei wird gern vergessen, dass wir alle ehrenamtlich tätig sind“, so Erdtmann.
Das Engagement des GeWerbekreises ist vielfältig. Bereit seit 2008 lädt der GeWerbekreis zu einem Maibaum-Fest ein. Inzwischen hat das Event Volksfest-Charakter. Besonders beliebt ist auch der Weihnachtsmarkt, der in seiner neuen Form viermal von den Kaufleuten veranstaltet wurde. Jeweils mehr als 1.000 Besucher kamen zum Spektakel im Herzen des Dorfes.
Eine Erfolgsgeschichte ist zudem der Wochenmarkt, der bereits seit acht Jahren vom GeWerbekreis organisiert wird - ebenfalls ehrenamtlich. Der Markt findet mittwochs zwischen 14 und 18 Uhr auf dem Kirchweg und dem Spethmann-Platz statt.
Zusätzlich unterstützte der GeWerbekreis unter anderem die Kinder-Oper und die Kunst- und Kulturwoche. Die Mitglieder veranstalteten ein Konzert auf der „Naturbühne“.
Man mag sich kaum vorstellen, was es für Jesteburg bedeutet, wenn alle diese Veranstaltungen nicht mehr stattfinden.
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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