Karsten „Mütze“ Rinck auf Wanderung durch Europa
Ein Mann, ein Hund, ein Ziel

Karsten Rinck und seine Lotte am 26. Januar 2025, am Balaton | Foto: Karsten Rinck
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Zwölf Länder, über 18.000 Kilometer und unzählige Abenteuer – Karsten „Mütze“ Rinck ist seit fast vier Jahren zu Fuß unterwegs. Begleitet von Hund Lotte und seinem selbstgebauten Handwagen startete der Altländer 2021 mit einem großen Ziel: einmal quer durch Europa bis ans Schwarze Meer und zurück. Nun gibt er im WOCHENBLATT ein Update über seine Erlebnisse, Herausforderungen und unvergesslichen Begegnungen.

Karsten Rinck und seine Lotte am 14. November 2023, auf dem Alpe-Adria-Radweg in Italien | Foto: Karsten Rinck
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Hitze, Kälte und unberechenbare Hindernisse

„Frostig ist es dieser Tage. Besonders nachts“, erzählt Rinck aus der Slowakei, wo er sich aktuell in den Karpaten aufhält. Es ist bereits sein vierter Winter auf der Straße. "Wenn man es so nennen kann", so "Mütze", denn anders als in den Jahren zuvor übernachtete er in diesem Winter häufig in Pensionen oder Hotels. Grund dafür sind strenge Gesetze gegen Obdachlose in Ungarn. Wer im Freien übernachtet, muss hier mit Gefängnisstrafen rechnen. Das habe seine Reisekasse natürlich stark belastete, berichtet Karsten Rinck. Kontakt zur Bevölkerung sei hier zudem schwierig gewesen - die Straßen seien vielerorts menschenleer gewesen. 

Karsten Rinck und seine Lotte am 27. August 2024, auf der Fähre des Komani lake, in Albanien | Foto: Karsten Rinck
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Wie "Mütze" fast nicht von der Insel kam

Ohnehin sei seine Tour ins Stocken geraten, seitdem er die Donau an der Grenze zwischen Rumänien und Serbien im vergangenen Jahr überquerte. Ein "Glutsommer" habe das Laufen auf der Balkanhalbinsel erschwert. Tagestemperaturen von 40 bis 45 Grad hatten Karsten Rinck böse überrascht, hatte er doch mit rund zehn Grad weniger gerechnet. Um der Hitzeschlacht auszuweichen, wanderten er und Hündin Lotte nur frühmorgens oder spätabends. Ein Vorgang, der Rinck, trotz Beleuchtung, in lebensgefährliche Situationen brachte: In Montenegro wurde der Wanderer von Autofahrern auf den engen Straßen zweimal fast angefahren.

Karsten Rinck am 12. Juli 2023, in Italien, Land Nummer 15 | Foto: Karsten Rinck
  • Karsten Rinck am 12. Juli 2023, in Italien, Land Nummer 15
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Berge, Frust und falsche Wege

Doch nicht nur das Wetter stellte Karsten Rinck auf die Probe. Besonders die Berge zehrten an den Kräften. „Das Panorama war unglaublich schön“, erzählt er. Doch den Handwagen dort hochzuziehen, sei ein wahrer Kraftakt für Körper und Geist gewesen. "Mützes" Frusttoleranz wurde abermals geprüft, als eine dringend benötigte Paketsendung fälschlicherweise nach Slowakei statt Slowenien geschickt wurde – ein Missgeschick, das ihn fast einen ganzen Monat kostete. Doch trotz all der Strapazen sagt er: „Letztendlich hat sich jede Herausforderung gelohnt. Das Gefühl, sie gemeistert zu haben, ist unbezahlbar.“

Mütze aus Grünendeich ist Weihnachten in England

Menschliche Begegnungen, die im Herzen bleiben

Auf seiner Reise begegnete Karsten Rinck vielen Menschen – einigen nur flüchtig, anderen mit prägendem Einfluss. Eine der bedeutendsten Begegnungen hatte er in Frankreich, als ein deutscher Urlauber ihm anbot, bei der Behandlung von Hund Lotte zu helfen. „Lotte hatte einen Tumor, und dieser Mann, der dasselbe mit seinem Hund erlebt hatte, organisierte alles - von der OP bis zur Unterkunft für die Erholung danach. Einfach, weil er meine Reise beeindruckend fand.“ Solche Momente seien es, die ihm die größte Kraft gäben. „Ich werde all diesen Menschen nie vergessen, die mich unterwegs unterstützt haben - ob mit Worten, finanziellen Mitteln oder Gesten der Hilfsbereitschaft.“ Hündin Lotte geht es jetzt übrigens "besser denn je", berichtet "Mütze". 

 Lotte am 16. Oktober 2024, mit Blick auf den Nationalpark Krka, Kroatien | Foto: Karsten Rinck
  • Lotte am 16. Oktober 2024, mit Blick auf den Nationalpark Krka, Kroatien
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Endspurt: Noch 5.000 Kilometer bis nach Hause

Mehr als 18.250 Kilometer hat Rinck bereits geschafft, acht Länder liegen noch vor ihm. „Wenn ich an den 1. Mai 2021 zurückdenke, wirkte mein Vorhaben völlig verrückt. Aber jetzt sind es nur noch 5.000 Kilometer. Nur noch 18 Monate, bis ich den Triumph in den Händen halte – den Kontinent zu Fuß erkundet zu haben.“

Karsten Rinck und seine Lotte am 26. Januar 2025, am Balaton | Foto: Karsten Rinck
  • Karsten Rinck und seine Lotte am 26. Januar 2025, am Balaton
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Den Moment, wenn er zurück ins Alte Land kommt und die Hoggendiekbrücke zwischen Steinkirchen und Mittelnkirchen wiedersieht, kann er sich noch nicht vorstellen. „Aber die Spannung und Vorfreude steigen mit jedem Tag.“ Bis dahin gilt für ihn und Lotte nur eins: Schritt für Schritt weiter Richtung Ziel – mit all den Überraschungen, die das Leben unterwegs noch für sie bereithält.

Karsten Rinck und seine Lotte am 17. February 2025 erreichten sie die Slowakei | Foto: Karsten Rinck
  • Karsten Rinck und seine Lotte am 17. February 2025 erreichten sie die Slowakei
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Über seine Tour berichtet Karsten Rinck regelmäßig auf Facebook unter https://www.facebook.com/muetzeontour