Streit um Parzellen der Dauercamper
Campingplatz Lühesand dieses Jahr dicht - Neustart erst 2026

Blick aus luftiger Höhe auf den Campingplatz Lühesand. Doch die Idylle inmitten der Elbe trügt: Offenbar gibt es einen Streit über den Zustand der Dauercamper-Parzellen | Foto: Martin Elsen/nord-luftbilder.de
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  • Blick aus luftiger Höhe auf den Campingplatz Lühesand. Doch die Idylle inmitten der Elbe trügt: Offenbar gibt es einen Streit über den Zustand der Dauercamper-Parzellen
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„Wir haben den Betrieb des Campingplatzes auf Lühesand nun von der Familie Blohm übernommen, die den Platz 90 Jahre lang mit Herzblut geführt hat, und machen die idyllische Insel nun für eure (R)auszeit startklar!“ Das verkünden die neuen Betreiber Nora und Philipp Köhnken auf ihrer Homepage. Doch der Neustart auf der Elbinsel verzögert sich erheblich. Statt wie geplant in diesem Frühjahr wird der Campingplatz erst zur Saison 2026 wieder öffnen. Die Köhnkens schreiben, der Campingplatz soll in diesem Jahr "auf Vordermann" gebracht werden. Es gibt aber einen weiteren Grund für die Verzögerung: Derzeit wird ein Streit um die Räumung der Stellplätze der bisherigen Dauercamper ausgetragen. Der Zustand der zu räumenden Parzellen beschäftigt nun auch den Landkreis Stade.

Viele Dauercamper verlassen die Insel 

Rund 60 Dauercamper haben über viele Jahre hinweg Lühesand zu ihrem zweiten Zuhause gemacht. Sie schätzten die Einfachheit des Lebens auf der Elbinsel – ohne Stromanschlüsse und mit einfachsten Standards, wie etwa bei den in Jahre gekommenen Sanitäranlagen. Das neue Betreiber-Ehepaar will den Platz jetzt aber umfassend modernisieren. Der Komfort für die Gäste soll deutlich erhöht werden. Zudem sind zusätzliche Angebote geplant, die den Aufenthalt auf der Insel noch attraktiver machen sollen - darunter ein schwimmendes Restaurant.

„Wir möchten hier einen Wohlfühl-Campingplatz mit einem gehobenen Standard schaffen“, erklärt Philipp Köhnken. „Das bedeutet, dass wir investieren müssen – und diese Investitionen müssen sich auch lohnen.“
Solche Verbesserungen haben allerdings ihren Preis. Die Pacht für einen Saisonstellplatz steigt von bislang 750 Euro auf 2.500 Euro - für langjährige Kunden gibt es 2026 übergangsweise Sonderkondition. Sie zahlen 1.500 Euro. Die Preiserhöhung hat bei den Dauercampern zu großem Unmut geführt. Viele von ihnen haben sich schweren Herzens dazu entschlossen, ihre Parzellen aufzugeben. Sie waren mit dem bisherigen Zustand zufrieden - und können oder wollen sich den neuen Tarif einfach nicht leisten. 

Streit um Lühesand: Dauercamper fürchten um ihre Idylle

Unklarheiten bei Räumung der Parzellen

Nun stellt sich aber die Frage: Wer ist dafür verantwortlich, die von den Dauercampern aufgegebenen Parzellen wieder in einen ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen? Timo Gerke, Bürgermeister der Samtgemeinde Lühe, macht seine Sicht der Dinge deutlich: "Der bisherige Betreiber Holger Blohm ist verpflichtet, den Platz ordentlich zu übergeben – doch wenn sich herausstellt, dass baurechtswidrige Bauten existieren, müssen die betroffenen Camper diese selbst entfernen." Falls dies nicht geschehe, liege die Verantwortung wieder bei Blohm. Gerke betont: "Die Gemeinde hat keinen Vertrag mit den Dauercampern, das war eine Sache zwischen Blohm und den Campern. Wer nicht bleibt, muss seine Parzelle - wie man so schön sagt - 'besenrein' räumen."

Landkreis nimmt Überprüfung vor

Gerke umreißt damit das Problem, auf das offenbar hauptsächlich die Verzögerungen beim Neustart des Campingplatzes zurückzuführen sind: Einige Dauercamper haben auf Lühesand nicht nur Wohnwagen abgestellt, sondern auch kleine Hütten errichtet – teils sogar mit Betonfundamenten. Ob diese überhaupt legal sind, wird derzeit vom Landkreis Stade überprüft. „Wir müssen jetzt jede einzelne Parzelle kontrollieren. Das Bauordnungsamt des Landkreises wird prüfen, ob die Hütten und Klapphäuser baurechtlich zulässig waren“, sagt Gerke. Landkreis-Sprecherin Nina Dede bestätigt gegenüber dem WOCHENBLATT die Überprüfung: "Es findet derzeit ein Abgleich zwischen der Genehmigungslage und den tatsächlich vorhandenen Bauten statt. Das ist umfangreich und wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen."

Bürgermeister Timo Gerke vor einer der Hütten, die jetzt vom Landkreis Stade baurechtlich überprüft werden | Foto: Timo Gerke
  • Bürgermeister Timo Gerke vor einer der Hütten, die jetzt vom Landkreis Stade baurechtlich überprüft werden
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Illegale Müllentsorgung auf Lühesand: Behörden prüfen Vorwürfe

Pause wird für Sanierungsarbeiten genutzt

Die rechtliche Lage müsse jetzt unbedingt geklärt werden, meint Gerke. Die Samtgemeinde habe als Hauptpächter des Geländes schließlich eine gewisse Verantwortung. Gepachtet ist das Areal von der Domänenverwaltung des Landes. Für den Rathauschef steht jedenfalls fest: "Die neuen Betreiber können nicht für die Altlasten der Vergangenheit verantwortlich gemacht werden. Wir müssen hier einen rechtlich sauberen Schnitt machen." Das sieht Philipp Köhnken auch so: "In diesem Umfeld, wo so vieles noch ungeklärt ist, können wir nicht guten Gewissens starten. Wir können keinen Campingplatz bewerben, auf dem noch so viele Probleme ungelöst sind." Den bisherigen Dauercampern will Köhnken Fährtermine anbieten, damit diese ihre Sachen ans Festland transportieren können. Die neuen Betreiber wollen die Saisonpause in diesem Jahr nun nutzen, um die geplanten Sanierungsarbeiten weiter voranzutreiben. Das frühere Insel-Gasthaus, das Blohms Großvater in den 1930er Jahren errichtet hat, wird bereits instandgesetzt.

Das ehemalige Gasthaus wird bereits saniert | Foto: Timo Gerke
  • Das ehemalige Gasthaus wird bereits saniert
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Elbinsel Lühesand: Campingplatz hat neue Pächter
Blick aus luftiger Höhe auf den Campingplatz Lühesand. Doch die Idylle inmitten der Elbe trügt: Offenbar gibt es einen Streit über den Zustand der Dauercamper-Parzellen | Foto: Martin Elsen/nord-luftbilder.de
Das ehemalige Gasthaus wird bereits saniert | Foto: Timo Gerke
Die Klapphäuser und andere Materialien der Dauercamper lagern in den Wintermonaten auf einem zentralen Platz in der Inselmitte | Foto: Timo Gerke
Bürgermeister Timo Gerke vor einer der Hütten, die jetzt vom Landkreis Stade baurechtlich überprüft werden | Foto: Timo Gerke
Foto: Timo Gerke
Kürzlich fand eine Inspektion der Insel statt, um Hinweisen auf möglicherweise illegal entsorgtem Müll nachzugehen. Es wurde aber nichts gefunden | Foto: Timo Gerke