Zeichen gegen häusliche Gewalt
Gewalt kommt nicht in die Tüte
„Gewalt findet mitten unter uns statt. Deshalb stehen wir heute auf dem Marktplatz. Dort, wo das Leben stattfindet und Menschen sich treffen und reden können", sagte Bürgermeister Tobias Handtke Ende November auf dem Neu Wulmstorfer Marktplatz. Anlass war die Aktion "Gewalt kommt nicht in die Tüte", die ein starkes Zeichen gegen häusliche Gewalt setzen sollte. Vertreter aus Politik, Verwaltung und des Weißen Rings verteilten die von Courage e.V. gefüllte Tüten mit der Aufschrift „Gewalt kommt nicht in die Tüte“. So trugen sie zur Aufklärung bei und informierten über die Bandbreite der Hilfsangebote.
„Hilfe holen ist ganz wichtig, lieber früher als später“, betonte die Stellvertretende Bürgermeisterin Roselies Schnack. Wenn man versuche, alles mit sich selber auszumachen, kämen von Gewalt betroffene Frauen manchmal nicht weiter. „Jede Hilfe kann einen weiterbringen.“ Deshalb sei es auch wichtig, das eigene Schweigen zu brechen, ergänzte Ratsfrau Regina Buyny. Darüber müsse man sich nicht schämen. Wenn man eine Vermutung hat oder häusliche Gewalt in der Nachbarschaft oder im Verein mitbekommt, ist es wichtig, die zumeist betroffene Frau in einer ruhigen Minute vertraulich anzusprechen und Hilfe anzubieten.
Was besonders nötig ist, sei ein sensibler Umgang mit dem Thema, ergänzte die stellvertretende Bürgermeisterin Stephanie Friedrichsen. Aus eigener Erfahrung wisse sie, dass Kinder häusliche Gewalt miterleben und mitleiden. Sie hätte sich damals gewünscht, darüber offen mit jemandem reden zu können.
„Häusliche Gewalt betrifft alle Generationen,“ erklärte die Ratsfrau Hannelore Buls. „Auch Pflegebedürftige ältere Menschen sind gefährdet, von Gewalt betroffen zu werden. Deshalb sind neben einer verlässlichen Pflege-Infrastruktur auch die Sensibilisierung von verschiedenen Formen der häuslichen Gewalt erforderlich sowohl für die Betroffenen selbst als auch für die kommunalen Institutionen.“ Notwendig seien ausreichende finanzielle Ressourcen für die Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen und für die Präventionsarbeit, stellte Ratsfrau Martina Wiegers klar. Auch jede Spende helfe.
„Wir stehen heute hier, damit häusliche Gewalt kein Tabuthema mehr ist. Deshalb sagen wir „Gewalt kommt - auch hier in der Gemeinde Neu Wulmstorf - nicht in die Tüte !“, so Ulrike Glüer, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Neu Wulmstorf.
Anlaufstellen für Betroffene
Wenden Sie sich bei einem Verdacht oder im Fall häuslicher Gewalt an:
- Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen 08000 116 016 (24/7, in 18 Sprachen, kostenfrei)
- Männerbüro Hannover e.V. – Tel.: 0511-123589-0
- Beratungsstelle für gewaltbetroffene Mädchen und Frauen im Landkreis: Tel.: 04171-600 8850
- Frauenhaus im Landkreis Harburg - Tel.: 04181-217151
- Polizei - Betroffene Frauen können jederzeit zur Polizei gehen auch ohne eine Anzeige zu machen. Das ist ganz wichtig. Sie werden auch bei der Polizeistation Neu Wulmstorf beraten. Tel.: 040/ 33441990
- Weißer Ring Außenstelle Harburg (Kreis) unterstützt Opfer von Straftaten durch professionell ausgebildete Mitarbeiter*innen im Ehrenamt. Tel.: 04181-2018920
Als erste Anlaufstellen in der Gemeinde neben der Polizei können Sie sich wenden an
- Gleichstellungsbeauftragte, Tel.: 040-70078-440
- Familien & Kinderservicebüro Tel.: 040-70078-0
- Migrationsberatungsstelle & Kinder-Eltern Kontaktstelle Courage e.V. Tel: 040-72828177. Eine Weitervermittlung an die Fachberatungsstellen erfolgt bei Bedarf.
Zum Hintergrund:
Häusliche Gewalt kann in verschiedenen Formen auftreten. Zum Beispiel durch Schläge, psychisch durch Bedrohungen, sexualisiert durch Missbrauch oder wirtschaftlich durch finanzielle Kontrolle. Laut Polizeidirektion Lüneburg wurden im Landkreis Harburg im Jahr 2021 insgesamt 491 Fälle polizeilich bearbeitet. In Niedersachsen waren es im Jahr 2021 insgesamt 24.305 Fälle. Das Dunkelfeld liegt vermutlich um ein vielfaches höher. In Deutschland wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt; etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder durch ihren früheren Partner, so das Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend. 'Im Landkreis Harburg finden jedes Jahr zwischen dem 25.11. (dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen) und dem 10.12. (dem Tag der Menschenrechte) verschiedene Veranstaltungen und Aktionen im Rahmen der "16 Tage Kampagne Gegen Gewalt an Frauen" statt.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.