Stephan Hagenow
Comics aus Grünendeich: Kommissar Fröhlich kehrt zurück
sla. Grünendeich. Darauf haben die Fans bereits gewartet: Es gibt einen neuen Fall für Kommissar Fröhlich - der mittlerweile 16. Band dieser Serie des Comic-Zeichners und -Autors Stephan Hagenow aus Grünendeich: Fröhlichs Tochter Magda wacht neben einem Toten in einem Wohnwagen auf. Sie kann sich nicht erinnern, weiß aber, dass sie erstmal untertauchen muss. Als sie schließlich herausbekommt, wer sie in diese missliche Lage gebracht hat, spitzt sich die Situation zu und es geht um Leben und Tod.
Inspiriert von Kultfilmen wie "Die KIapperschlange", Vorläufer des Cyber-Punk-Genres, hat sich Stephan Hagenow bereits in jungen Jahren auf Comics für Erwachsene spezialisiert. "Wenn ich schreibe, bin ich Kommissar Ernst Fröhlich", gesteht Hagenow im WOCHENBLATT-Gespräch zu dem von ihm 2009 erschaffenen Ermittler. Seine Figuren wirken real - auch Fröhlichs Kinder, der Punk-Sohn und die Tochter aus der Gothic-Szene. Seine Protagonisten hätten ganz bewusst Tiefgang, um die Leserinnen und Leser wachzurütteln, erklärt der Autor. Themen und Handlungen kommen eher aus den dunklen Ecken des Lebens - und sind keine leichte Kost: Beim neuen 16. Band "Blackout!" etwa geht es um Zwangsprostitution.
Früher seien seine Comics noch düsterer gewesen, verrät Hagenow. Seine Mutter hätte ihm dazu geraten, mehr Seiten mit mehr Farbe und einer weiblichen Protagonistin wie Fröhlichs Tochter zu kreieren. Die Auseinandersetzung und die Dialoge der Charaktere seien oft spannender als der Fall selbst, sagt Hagenow. Ähnlichkeiten des Kommissars mit dem Autor sind nicht rein zufällig. Auch er sei rebellisch, kompromisslos sowie gegen Ungerechtigkeit und Dummheit, so der Autor. Allerdings bleibt Kommissar Fröhlich stets 65 Jahre alt - anders als sein aktuell 57-jähriger Erschaffer. Vorteil: Mit zunehmendem Alter habe er sich grafisch weiterentwickelt und von zeichnerischen Vorbildern gelöst. Von Band zu Band wurde die Optik gefestigter, sagt Hagenow.
Vor fünf Jahren hatte der Grünendeicher einen Burn-out. Auch das gehörte letztlich zu seinem beruflichen Entwicklungsprozess, sagt Hagenow. Mit "Blackout!" sei eine weitere Tür aufgegangen - und hier habe er keine Kompromisse mehr gemacht, zudem lasse ihm auch der Verleger inzwischen völlig freie Hand. Demnächst wird bereits Band 17 erscheinen.
Als perfekten Ausgleich zu den Kommissar-Fröhlich-Bänden empfindet Hagenow die Fortsetzung der Serie "Rattenfalle", die er bereits im Alter von 26 Jahren begann. 1992 war es sein erster kommerzieller Erfolg - bis der damalige Verlag eingestampft wurde und die Geschichte in der Versenkung verschwand. Kürzlich hat Hagenow die rabenschwarze Endzeit-Vision um Ratten, die in der Kanalisation leben, weil die Erde verstrahlt ist, die viele Jahre auf seinem Dachboden in Grünendeich schlummerte, wieder zu neuem Leben erweckt. Der erste Zyklus mit sechs Heften ist fertig - die ersten drei Hefte sind jetzt erschienen. Alle zwei Monate kommt ein neues Heft heraus. Einige seiner Fans hätten sich sogar noch an die alten Bände erinnert, sagt Hagenow.
Häufig kämen ihm die Ideen für die Horrorgeschichten nachts, die er dann sofort zu Papier bringen müsse. Und dann verfliegt die Zeit wesentlich schneller, wenn er in seine Comic-Welt eintaucht und seine Never-Ending-Storys weiter und weiter schreibt.
• Kommissar Fröhlich, Band 16, "Blackout", 104 Seiten, 16,80 Euro. "Rattenfalle" 1 bis 3, je 45 Seiten, 4,95 Euro, unter www.gringo-comics-shop.de ab einen Bestellwert von 15 Euro ohne Portokosten.
Redakteur:Susanne Laudien aus Buxtehude |
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