"Flashback" in der Oberschule Rosengarten
Ex-Junkie Dominik Forster: Drogen sind geil, aber das Leben ist geiler

Klar und direkt: Dominik Forster sprach vor Schülerinnen und Schülern in der Oberschule Rosengarten
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Die Legalisierung des Cannabis-Besitzes, die derzeit in Deutschland diskutiert wird, könne durchaus Sinn ergeben, sagt Dominik Forster (34). Noch vordringlicher sei es allerdings, die Beschaffung zu entkriminalisieren und gleichzeitig die Reinheit der Droge staatlich zu überprüfen. "Wir können es sowieso nicht verhindern, dass Drogen weiter da sind. Wir können aber gerade Schülerinnen und Schüler auf die Begegnung mit ihnen vorbereiten, sodass sie nicht den Totalabsturz wie ich erleiden", betont Forster. In dieser Woche machte der Ex-Junkie mit seinem Programm "Flashback" in der Oberschule Rosengarten in Nenndorf (Landkreis Harburg) Station und berichtete dort über sein extremes Leben. Sein Fazit: "Drogen sind geil, aber das Leben ist geiler!"
Was Drogen mit Körper und Seele machen, hat kaum jemand so hautnah erlebt wie Forster. Er drehte im Drogenrausch eine Runde auf dem Toastbrotfahrrad, blieb mehrere Tage am Stück wach und feierte durch, schnitt sich mit einem heißen Rasiermesser die Käfer heraus, die scheinbar unter der Haut leben und dort ihre Eier ablegen. Damals, als er noch voll auf Speed und Chrystal Meth war, kurz bevor er sich fast aus dem Leben geschossen hat. Kurz bevor er ins Gefängnis einfuhr und lange, bevor er während seiner Obdachlosigkeit beinahe wieder in der Drogenhölle gelandet wäre.
Seitdem ist viel passiert: Heute ist der Ex-Junkie seit mehr als zehn Jahren clean, hat eine Familie gegründet und gibt in Präventionskursen bundesweit Schülerinnen und Schülern Tipps, wie sie von seinen Erfahrungen verschont bleiben. Etwa 150 Schülerinnen und Schüler hörten in Nenndorf zu, die Lehrerinnen Maja Rabe und Silke Smrcka hatten die Veranstaltung organisiert. Tags zuvor hatte Forster bereits die Eltern informiert.
Dominik Forster ist realistisch genug, zu wissen, dass man junge Menschen nicht generell vom Drogenkonsum abhalten kann. Man könne ihnen aber Werkzeuge an die Hand geben, damit sie nicht in eine Abhängigkeit abrutschen, die immer noch häufig zum Tod führt. Damit seine Message ankommt, schreckt der Referent auch vor deftiger Sprache nicht zurück. "Ich will den Jugendlichen die Tür zum Thema Drogen durch Emotionen öffnen. Das geht nicht mit irgendwelchen Statistiken, sondern nur in der Sprache der Jugendlichen", erklärt Forster. Eindringlich beschreibt er seine verkorkste Kindheit in Nürnberg, die von süchtigen Eltern, den Folgen eines schweren Unfalls und Prügelattacken in der Schule gekennzeichnet war. Er berichtet von der Suche nach Anerkennung, die der schmächtige Jugendliche erst durch den übermäßigen Drogenkonsum erhielt. "Drogen sind geil, aber sie machen dich kaputt. Das Leben auf Drogen gaukelt dir ein durchgehend gutes Leben vor, aber du zahlst mit deiner Gesundheit", schreibt Forster den Zuhörern ins Stammbuch.
Forster vergleicht den Drogenkonsum mit einer Rakete. Erst geht es rapide nur bergauf, man fühlt sich stark, unangreifbar. Doch dann explodiert die Rakete. Ab da geht es nur noch bergab. Bei Forster auch: Aus dem scheinbar coolen Checker, der durch Drogenhandel 3.000 Euro pro Tag verdiente, wurde ein Wrack - physisch und psychisch. Er landete im Knast, saß wegen Drogenhandels - erwischt wurde er mit eineinhalb Kilogramm Speed - zweieinhalb Jahre in fünf Haftanstalten. Im Gefängnis erlebt Forster das zweite Mal die Hölle. Nicht mehr auf Drogen, ist er wieder der schmächtige schüchterne junge Mann - und erneut anfällig für Gewalt von anderen.
Nach der Entlassung aus dem Gefängnis ist Dominik Forster immer noch unten. Er hat 23.000 Euro Schulden und ist obdachlos. Dass er nicht erneut in eine Abwärtsspirale gerät, hat er seiner heutigen Frau zu verdanken. Durch sie bekommt sein Leben wieder Struktur, sie hält zu ihm und stärkt ihn. Ohne tatkräftige Hilfe von anderen, betont Forster, könnten Drogensüchtige nicht überleben: "Alleine schafft man das nicht!"
Der Ex-Junkie hat seine Geschichte in mehreren Büchern aufgearbeitet. Daneben hat er das Programm "Power" entwickelt. Darin verdeutlicht er, wie man "natürlich high" werden kann - also gut drauf und gefestigt ist, ohne Drogen zu konsumieren. "Power" soll jetzt ein Jahr lang wissenschaftlich begleitet werden und später im besten Fall zu einem festen Bestandteil im Schulunterricht werden.
Einen letzten Tipp gab Dominik Forster den Zuhörinnen und Zuhörern: "Niemand plant seinen eigenen Absturz, Sucht ist immer eine Entwicklung." Seine Mitmenschen zu beobachten und spätestens bei starken Wesensveränderungen einzugreifen, könne viele von der Drogensucht abhalten.
• www.dominik-forster.de

Klar und direkt: Dominik Forster sprach vor Schülerinnen und Schülern in der Oberschule Rosengarten
Die Lehrerinnen Maja Rabe (li.) und Silke Smrcka organisierten die Veranstaltung mit Ex-Junkie Dominik Forster in der Oberschule Rosengarten
Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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