Probleme mit der Müllumschlaganlage Nenndorf
Müllentsorgung in der Sackgasse

- Auch auf der Müllumschlaganlage in Nenndorf werden die Anlieferer künftig kontrolliert
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Seit Jahren ist die Müllumschlaganlage in Nenndorf ein Sinnbild für Überlastung und Verkehrschaos. Was ursprünglich als reine Umschlagstation für Hausmüll konzipiert wurde, hat sich mittlerweile zu einem stark frequentierten Wertstoffhof entwickelt. Besonders die kostenfreie Annahme von Kleinmengen an Grünabfall zieht tausende Bürger an – mit erheblichen Folgen für die Infrastruktur und die Geduld der Anwohner.
Ein System am Limit
Die Müllumschlaganlage wurde nie für den Publikumsverkehr ausgelegt. Dennoch nutzen jährlich Hunderttausende die Anlage für private Abfallentsorgung, darunter eine große Zahl für Grünabfälle. Besonders an Samstagen und vor Feiertagen kommt es regelmäßig zu Rückstaus bis auf die Hauptstraße und teilweise sogar bis zur A1-Anschlussstelle Dibbersen.
Der Landkreis Harburg ist sich des Problems bewusst und hat in den vergangenen Jahren Maßnahmen ergriffen, um die Lage zu entschärfen. So wurden die Öffnungszeiten verlängert, die Gebühren für Grünabfallsäcke von einem Euro auf 50 Cent gesenkt, Schredderaktionen durchgeführt und die Straßensammlung von Grünabfällen gefördert. Doch die Entlastung blieb bislang aus.
Warum greifen die Maßnahmen nicht?
Ein Hauptproblem ist, dass viele Bürger das Bringsystem bevorzugen, anstatt die angebotene Biotonne oder die Grünabfall-Straßensammlung zu nutzen. Während die Biotonne in 78 Prozent der Haushalte genutzt wird, lehnen viele Grundstücksbesitzer eine vierwöchentliche Abholung ab - sei es aus Platzgründen oder weil sie die Abfälle sofort entsorgen möchten. Demnach würde auch eine zweiwöchentliche Abholung lediglich Mehrkosten von 800.000 Euro jährlich bedeuten und nicht den gewünschten Effekt bringen.
Eine weitere Maßnahme war die Verteilung von Grünabfallsäcken an Kleinanlieferer, um diese zur Nutzung der Straßensammlung zu bewegen. Auch diese Aktion zeigte kaum messbare Effekte: Während die Verkaufszahlen von Säcken um rund 64 Prozent stiegen, reduzierte sich die Zahl der Grünabfall-Anlieferungen in Nenndorf nur geringfügig. Bei anderen Entsorgungsanlagen nahm die Zahl der Anlieferer sogar weiter zu.
Verkehrliche Lösungen scheitern an der Realität
Immer wieder wurde eine Änderung der Verkehrsführung diskutiert. Vorschläge wie eine LED-Hinweistafel mit Umleitungsanzeige oder ein Rechtsabbiegeverbot in den Zufahrtsstraßen scheiterten jedoch an verkehrsrechtlichen Vorgaben. Die Polizei und die Verkehrsbehörde sehen keinen Anlass für provisorische Straßensperrungen, da diese nur in akuten Notfällen zulässig wären.
Auch die Idee, die Grünabfallcontainer auf dem Gelände besser zugänglich zu machen, scheiterte. Ein zusätzliches drittes Container-Modul wäre möglich, doch alle Anlieferungen müssen aus Sicherheitsgründen eine Eingangskontrolle passieren. Die Installation von Überholmöglichkeiten für Grünabfallanlieferer wurde ebenfalls verworfen, da mobile Absperrungen häufig ignoriert werden und die notwendigen baulichen Anpassungen teuer und schwer umsetzbar wären.
Welche Lösungen gibt es noch?
Sollte sich die angespannte Verkehrssituation an der Müllumschlaganlage Nenndorf trotz der bereits umgesetzten Maßnahmen auch im Jahr 2025 nicht wesentlich verbessern, zieht der Landkreis eine Verlagerung der Grünabfallannahme für Kleinmengen in Betracht. Diese könnte in den Raum Buchholz ausgelagert werden, wobei die Entsorgung dann über einen externen Dienstleister erfolgen würde. Die Kosten für eine solche Lösung werden auf rund 220.000 Euro pro Jahr geschätzt.
Langfristig könnte eine komplette Neuorganisation der Abfallwirtschaft notwendig werden. Die Verwaltung hält sich die Option offen, in den kommenden Jahren ein neues, modernes Wertstoffzentrum zu errichten, das die derzeitige Müllumschlaganlage entlasten könnte. Da ein solcher Neubau jedoch mit hohen Investitionen und langen Planungsprozessen verbunden wäre, ist dies keine kurzfristige Lösung.
Zusätzlich steht weiterhin die Überlegung im Raum, eine Grünabfallannahmestelle in Dibbersen mit eigenem Personal zu betreiben. Die dafür notwendigen Investitionen in Gebäude und Maschinen wären überschaubar, jedoch würde der Landkreis dauerhaft laufende Personal- und Betriebskosten tragen müssen. Welche der möglichen Maßnahmen letztendlich umgesetzt wird, hängt von der weiteren Entwicklung der Situation in Nenndorf ab.
Wie geht es weiter?
Der Landkreis will zunächst die Wirkung der bereits ergriffenen Maßnahmen weiter beobachten. Seit Oktober 2024 sind die Entsorgungsanlagen in Nenndorf donnerstags bis 19 Uhr geöffnet – und dieser zusätzliche Zeitkorridor wird von Berufstätigen bereits gut angenommen. Ob dies ausreicht, um die Samstage langfristig zu entlasten, wird sich erst im Laufe des Jahres zeigen. Fest steht: Ohne eine grundlegende Veränderung der Abfallwirtschaft in der Region wird die Müllumschlaganlage Nenndorf weiterhin ein Dauerthema bleiben.
Redakteur:Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf |
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