Pflanzenmarkt am Kiekeberg
"Schöner aus Haseldorf" ist der "Apfel des Jahres 2022"
as. Rosengarten-Ehestorf. Alte Apfelsorten zu pflanzen, schützt nicht nur die Artenvielfalt, sondern hat auch viele Vorteile für Hobbygärtner. "Die alten Sorten sind robust, bekömmlich und nicht so anfällig für Krankheiten. Neuere Züchtungen sind wesentlich pflegeintensiver", sagt Eckart Brandt. Er muss es wissen: Der Obstbauer hat sich einen Namen als "Apfelpapst" gemacht und hat jetzt im Freilichtmuseum am Kiekeberg den "Apfel des Jahres 2022" gepflanzt. "Schöner aus Haseldorf" heißt die Apfelsorte, die Eckart Brandt dafür ausgesucht hat. Der Pomologe ist begeistert: "Es handelt sich um eine schöne, regionale Sorte, die sich in Norddeutschland richtig gut bewährt hat."
In der Haseldorfer Marsch und im nördlichen Umland von Hamburg ist "Schöner aus Haseldorf" noch regelmäßig zu finden. Der Apfel vereint alle Qualitäten in sich: Er eignet sich prima zum Kochen, Backen und Mosten, schmeckt aber auch roh. "Der Apfel hat einen leicht säuerlichen Geschmack, ähnlich dem 'Finkenwerder Herbstprinz', ist aber deutlich saftiger", beschreibt Eckart Brandt die Frucht. Auch optisch mache der Apfel richtig was her mit seiner typischen Glockenform und gelb-roter Färbung im Herbst. Die Äpfel können Mitte Oktober geerntet werden und halten sich bis Mitte November. "Es handelt sich um eine tolle Sorte für den Garten, aber auch für Streuobstwiesen", sagt der Apfel-Experte.
1874 hatte Hans Hinrich Fesefeldt den Apfel aus dem Alten Land über die Elbe nach Haseldorf gebracht, damals noch als namenlosen Setzling. Die Sorte erfreute sich dort großer Beliebtheit. In den 1950er Jahren wurden die Äpfel dann auch bei den lokalen Obstbauern vermehrt angebaut, und der Apfel erhielt zur Vermarktung den Namen "Schöner aus Haseldorf". Die Sorte ist auch bekannt als "Fesefeldt", "Haseldorfer Prinz" oder "Köllns Renette".
"Schöner aus Haseldorf" ist jetzt Teil des Projektes "Königsberger Straße", einem Gebäudeensemble, das einen typischen Straßenzug in der Nachkriegszeit darstellt. Dort steht der Baum im Vorgarten des Siedlungsdoppelhauses. "In der Nachkriegszeit dienten Obstbäume in Vorgärten zur Selbstversorgung der Bewohner, auch in Alleen wurden oft Obstbäume gepflanzt", berichtet Museumsgärtner Matthias Schuh. In den Gärten fanden sich damals Obstbäume, Beerensträucher und Gemüsepflanzen statt Ziergewächsen. "Der Selbstversorgergedanke entspringt stark aus der Erfahrung von Not und Mangel während und nach dem Krieg", erklärt Museumsdirektor Stefan Zimmermann. Das eigene Obst und Gemüse wurde verzehrt, eingekocht oder weiterverkauft. Äpfel wurden damals nicht nur zu Saft gepresst, sondern auch oft zu Hochprozentigem verarbeitet. "Viele Privatleute brannten damals ihren eigenen Schnaps. Dieser war jedoch nicht in erster Linie zum Verzehr bestimmt, sondern wurde als Parallelwährung zum Tauschen eingesetzt", sagt Stefan Zimmermann.
Seit 20 Jahren wird im Freilichtmuseum der "Apfel des Jahres" gepflanzt - so werden alte Sorten bewahrt und die Artenvielfalt erhalten.
Wer nach alten Obstsorten für den eigenen Garten sucht, sollte sich den Pflanzenmarkt im Freilichtmuseum am Kiekeberg nicht entgehen lassen. Am Samstag und Sonntag, 9. und 10. August, jeweils von 9 bis 18 Uhr präsentieren rund 100 Züchter und Gartenbetriebe aus Deutschland, Dänemark, den Niederlanden und Tschechien ihre Pflanzen und beraten auch zur Pflege der Gewächse. Infos unter www.kiekeberg-museum.de.
Alle Texte "Apfel des Jahres"Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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