Kriegerdenkmal am Rathausvorplatz mutwillig beschädigt
"Das ist reines Desinteresse an unserer Geschichte"
as. Nenndorf. "Seit 107 Jahren steht das Kriegerdenkmal in Nenndorf - und jetzt, vier Wochen vor dem Volkstrauertag, wird es einfach zerstört!" Ratsherr Marco Stöver (CDU) ist auf Zinne. Er entdeckte in der vergangenen Woche, dass im Zuge der Arbeiten am Rathausvorplatz Teile des Kriegerdenkmals entfernt wurden. Die Steinpoller und die Kette, die die Säule mit den Gedenktafeln umgaben und Teil des Denkmals waren, wurden von Baggern entfernt und dabei teilweise beschädigt. "Es ist mir völlig schleierhaft, wie man ohne Grund so ein Baudenkmal zerstören kann", sagt Stöver. Die Umrandung gehöre ebenso zum Denkmal wie die Säule, der Architekt habe die Umrandung damals bewusst so groß gehalten. "Diese Aktion jetzt zeugt von Geschichtsvergessenheit!" Bei dem Kriegerdenkmal handelt es sich um ein eingetragenes Kulturdenkmal, auf dem die Namen von Gefallenen aus der Gemeinde verewigt sind, die im Deutsch-Französischen Krieg, im Chinakrieg sowie dem Ersten und Zweiten Weltkrieg gekämpft haben.
"In den Vorlagen und Entwürfen zur Neugestaltung des Vorplatzes fehlte jeglicher Hinweis darauf, dass das Denkmal verändert werden soll, und auch im Protokoll wird das Denkmal nicht erwähnt. Man muss schon ganz genau auf den Plan sehen, um festzustellen, dass dort ein Eingriff geplant ist", kritisiert Marco Stöver. "Diese Aktion war nicht genehmigt!"
Das sieht auch der Landkreis so. "Der jetzige Zustand wurde ohne Zustimmung der Unteren Denkmalschutzbehörde hergestellt", sagt Kreissprecherin Katja Bendig. Erst am Donnerstag sei der nachträgliche Genehmigungsantrag der Gemeinde beim Kreis eingegangen. "Der Antrag wird jetzt ergebnisoffen geprüft", so Bendig.
Rosengartens Bürgermeister Dirk Seidler zeigte sich ebenfalls überrascht von der Aktion. Einen direkten oder wissentlichen Auftrag der Gemeinde habe es dafür nicht gegeben. "Es ist für niemanden absehbar gewesen, dass die Maßnahme in dieser Form umgesetzt werden soll", so Seidler. Der Bürgermeister bedaure, dass es zu dieser rabiaten Umsetzung kam. Um die Bewegungsfreiheit im Bereich der geplanten Allee vom Denkmal bis zum Rathaus zu gewähren, habe der Planer in einem früheren Entwurf angeregt, die Umrandung des Denkmals zu verkleinern. Bei den folgenden Planungen sei die Maßnahme aber nicht mehr thematisiert und auch nicht expliziert in der Kostenaufstellung aufgeführt worden. Erst jetzt habe der Bürgermeister von einem Vorgespräch mit dem Denkmalschutz im vergangenen Jahr erfahren, bei dem die Behörde sich gegenüber der Maßnahme grundsätzlich aufgeschlossen gezeigt habe. "Das muss der Planer als Anlass genommen haben, seine Planung umzusetzen", vermutet Seidler und räumt ein: "Da ist eindeutig etwas schiefgelaufen. Die Hinweise auf diese Maßnahme waren definitiv nicht ausreichend. Wir haben ein Kommunikationsproblem, daran müssen wir arbeiten."
Der Verwaltungsausschuss hat am Donnerstagabend entschieden, das Denkmal wieder in seinen Ursprungszustand zu versetzen und folgte damit einem Antrag von Marco Stöver. Die Pflasterung des neuen Gehwegs soll eng an den Steinpollern entlang führen, zudem soll rund um das Denkmal das Material gegen den in der Allee verwendeten Belag ausgetauscht werden.
Volkstrauertag
Zum Volkstrauertag am 17. November soll das Denkmal laut Bürgermeister zumindest wieder so weit hergerichtet sein, dass die Fläche begehbar ist und dort Kränze niedergelegt werden können.
Unantastbare Erinnerung
bim. Tostedt. Ein Mahnmal zu versetzen, um an dessen Stelle einen Kreisverkehr zu bauen, sorgte in Tostedt-Todtglüsingen im Jahr 2007 für massive Bürgerproteste und einen Bürgerentscheid. Der führte dazu, dass das im Jahr 1922 eingeweihte Mahnmal, mit dem an die 94 aus Todtglüsingen stammenden Gefallenen der beiden Weltkriege erinnert wird, seinen Platz in der Ortsmitte behielt.
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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