15. Bauerntag in Hittfeld
Wie der Bauernverband Lobbyarbeit in Berlin leistet

- Gerald Dohme (stellvertretender Generalsekretär des DBV) erklärte in seiner rund einstündigen Rede, was der Bauernverband für seine Mitglieder unternimmt
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Der Parkplatz der Burg Seevetal war am Donnerstag erneut bis auf den letzten Platz gefüllt. Anlass war der 15. Bauerntag, organisiert vom Landvolk Niedersachsen, Kreisverband Lüneburger Heide, in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Harburg Buxtehude. Das Thema der Veranstaltung lautete: „Landwirtschaftliche Interessenvertretung - der Deutsche Bauernverband im politischen Berlin.“
Die Stimme der Landwirte
Der Deutsche Bauernverband (DBV) fungiert als Dachverband der Landwirte und vertritt deren Interessen insbesondere auf politischer Ebene. In der Hierarchie der landwirtschaftlichen Interessenvertretungen steht er an oberster Stelle. Darunter sind 18 Landesbauernverbände angesiedelt (einige Bundesländer haben zwei), gefolgt von 375 Kreisverbänden. Diese vertreten rund 255.000 landwirtschaftliche Betriebe, also Bäuerinnen, Bauern und deren Familien (Statista 2024). Allerdings, so Hauptredne des Abends, Gerald Dohme, stellvertretender Generalsekretär des DBV, sei diese Zahl aufgrund von Doppelmeldungen innerhalb der verschiedenen Verbände und Initiativen verzerrt. Tatsächlich liege die Zahl der produzierenden Betriebe nur bei etwa der Hälfte.
Der Abend drehte sich hauptsächlich um die Frage, was der Deutsche Bauernverband konkret für seine Mitglieder leistet, wie er ihre Interessen in der Politik vertritt und wofür die Mitgliedsbeiträge verwendet werden. Laut Dohme verfügt der DBV über ein jährliches Budget von etwa zehn Millionen Euro, von denen sechs bis sieben Millionen aus Beiträgen der Betriebe bzw. Landesverbände stammen. Die Höhe der Beiträge richtet sich neben einer Pauschale auch nach der Betriebsgröße.
Austausch mit Babendererde und Stadler
Bereits im vorausgegangenen Pressegespräch äußerte sich Werner Maß, Geschäftsführer des Landvolk-Kreisverbandes, zur politischen Einflussnahme. Auf die Frage des WOCHENBLATT, welche Erwartungen der Verband an die Bundestagsabgeordneten Cornell Babendererde (CDU) und Svenja Stadler (SPD) aus dem Landkreis Harburg habe, erklärte Maß: „Es gibt einen Forderungskatalog, der über lange Zeit entstanden ist und der Politik bekannt ist. Wir stehen in engem Austausch mit den Abgeordneten, die unsere Anliegen an die entsprechenden Experten in ihren Parteien weiterleiten.“
Seit 1975 ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe von etwa 900.000 auf 255.000 gesunken (Statista) - ein drastischer Rückgang. Viele der politischen Vorgaben und Auflagen seien laut Bauernverband praxisfern. So wurde etwa das Thema Tierwohl angesprochen. Kristina Gehrdau-Schröder von der Geschäftsstelle Buchholz des Kreisverbandes Lüneburger Heide betonte: „Die Verbraucher fordern viel, sind aber oft nicht bereit, den Preis dafür zu zahlen.“ Dohme ergänzte: „Schweine müssen im Stall gehalten werden, nicht draußen. In den Stallungen gibt es moderne Filteranlagen - aber was passiert mit den Emissionen, wenn die Tiere draußen sind? Viele Menschen haben kein realistisches Bild davon, was ein Tier tatsächlich braucht.“ Ein weiteres Problem sei der langwierige Genehmigungsprozess für modernere und größere Stallungen, der sich über Jahre hinziehen könne.
Dohme vermittelte dem Plenum in rund einer Stunde unterhaltsam einen Eindruck davon, wie Lobbyarbeit in Berlin funktioniert, und veranschaulichte dies mit verschiedenen Präsentationsfolien. In der anschließenden Diskussionsrunde bemerkte ein Gast, positiv gemeint: "Wenn Sie sich nochmal umorientieren müssen, könnten Sie auch als Agrar-Entertainer auftreten."
Dohme brachte zum Ende seiner Rede die Aufgabe des DBV in seinen Augen in einem Satz zusammen: „Zwischen Recht haben und Recht bekommen liegt eine ganze Menge - und genau da setzt unsere Aufgabe als Bauernverband an."






Redakteur:Sven Rathert aus Seevetal |
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