Abkehr vom Turbo-Abitur in Niedersachsen: Was ist geplant?

Durch die Rückkehr zum G9 sollen Schüler und Lehrer u.a. mehr Zeit bekommen, um Lerninhalte zu vertiefen | Foto: contrastwerkstatt@fotolia
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(kb). In einer Info-Broschüre hat das Niedersächsische Kultusministerium jetzt erstmals ausführliche Informationen zu einer Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren (G9) zusammengefasst. Im kommenden Herbst will die rot-grüne Landesregierung das Gesetzgebungsverfahren für eine umfangreiche Schulgesetznovelle starten, in der auch die Abiturreform geregelt wird. Das Gesetz soll zum 1. August 2015 in Kraft treten. Hier die wichtigsten Fakten:
Wen betrifft die Reform? In die Umstellung im Jahr 2015 einbezogen werden die Schülerinnen und Schüler, die derzeit die Klassen drei, vier, fünf und sechs besuchen. Sie können das Abitur nach 13 Jahren ablegen. Die Möglichkeit zur Verkürzung der Schulzeit bleibt durch das Überspringen eines Schuljahres erhalten.
Was umfasst die Reform? Geplant sind weniger - maximal 30 - Pflichtwochenstunden für die gymnasiale Oberstufe. Auch die Anzahl der Kurse in der Qualifikationsphase wird von derzeit 36 auf 32 Kurse reduziert. Sinken soll auch die Anzahl der Klausuren, stattdessen sollen andere Formen der Leistungsfeststellung ermöglicht werden. Außerdem sollen Kurse auf erhöhtem Anforderungsniveau künftig fünf Stunden in der Woche, Grundkurse drei Stunden in der Woche unterrichtet werden.
Welche Ziele hat die Reform? Die Schüler sollen deutlich entlastet werden. Nachhaltiges Lernen wird ermöglicht, Schüler sollen die Möglichkeit bekommen, ein höheres Maß an Reife, Selbst- und Sozialkompetenz zu entwickeln. Sie sollen wieder mehr Zeit bekommen, künstlerische, sportliche, musische oder andere kulturelle Angebote außerhalb der Schule wahrzunehmen und sich auch in schuleigenen Gremien, z.B. der Schülervertretung, stärker einzubringen. Entwicklungsbedingte Leistungsschwankungen können in einem längeren Zeitraum besser ausgeglichen werden. Grundsätzlich soll die ganzheitliche Entwicklung der Schüler gefördert werden.
Neben den Schülern werden auch die Lehrer entlastet. Sie erhalten mehr Zeit, um sich intensiver mit einzelnen Schülern zu beschäftigen. Es entstehen mehr Möglichkeiten für die Vertiefung und Wiederholung von Lernstoff.
Nicht zuletzt soll sich das Abitur nach 13 Jahren auch positiv auf die Familien auswirken.
"Ich möchte Schülerinnen und Schülern künftig mehr Zeit zum Leben und Lernen geben und Familien und Lehrkräfte deutlich entlasten", sagt dazu Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. Das Abitur nach zwölf Jahren - das sogenannte G8 - war vor zehn Jahren eingeführt worden. Dieser Schritt stieß zum Teil auf heftigen Widerstand, Schüler, Eltern aber auch Lehrer klagten über den hohen Druck und die fehlende Zeit der Schüler für ein Leben abseits der Schule.
Als einer von vielen Schulleitern in der Region begrüßt Stefan Weinreich vom Gymnasium Hittfeld ausdrücklich die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren. "Dieser Schritt ist genau richtig. Die Schüler bekommen mehr Zeit zum Lernen, Reifen und für ihre Hobbys", so Weinreich. Die Reform sei zudem förderlich für die Individualisierung des Lernens.
Niedersachsen ist übrigens nicht das einzige Bundesland, in dem sich das G8 nicht durchgesetzt hat. In Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein wurde das G8 durch verschiedene Modelle bereits aufgeweicht. In Hamburg wird derzeit ein Volksbegehren zur Wiedereinführung des G9 auf den Weg gebracht.

Redakteur:

Katja Bendig aus Seevetal

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