Annahmestelle in Stade oft geschlossen
Altes Problem: Wenn man den Sondermüll nicht loswird
Viele gehen mit guten Vorsätzen ins neue Jahr. Dazu gehört, endlich mal Keller, Garage oder Dachboden zu entrümpeln. Dort finden sich dann alte Leuchtstoffröhren, Lackreste oder andere umweltschädliche Stoffe, die nicht einfach über den Hausmüll entsorgt werden dürfen. Also ab damit in den Kofferraum und am Samstag hin zum Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) in Stade, wo auch Sonderabfälle angenommen werden. Doch vorher sollte man unbedingt anrufen oder im Internet unter abfall.landkreis-stade.de nachschauen, um zu klären, ob die Sonderabfall-Annahmestelle überhaupt geöffnet hat. Diese ist nämlich nach wie vor öfter geschlossen.
Damit besteht noch immer das gleiche Problem wie schon vor zwei Jahren: Das WOCHENBLATT hatte im ersten Halbjahr 2021 nachgezählt und kam auf rund 20 kurzfristige Schließungen. Die Crux ist damals wie heute offenbar der hohe Krankenstand. "Die aktuellen Schließungen wurden vorrangig durch die allgemeine Krankheitswelle verursacht", erklärt Landkreissprecher Daniel Beneke auf WOCHENBLATT-Nachfrage.
Nun dürfte sich wohl jeder, der mit seinen Lack- und Lösemittelresten beim AWZ abgewiesen wird, darüber wundern, warum hauptsächlich die Annahmestelle für Sonderabfälle von diesen krankheitsbedingten Ausfällen betroffen ist - und das vor allem samstags. Der Grund liegt nicht etwa in einer höheren Krankenquote in diesem Bereich, sondern in der Personalplanung: Um beispielsweise zu gewährleisten, dass die Wertstoffhöfe in Wedel und Oldendorf trotz Erkrankung von Mitarbeitern geöffnet haben, wird bei Bedarf Personal auch von der Sonderabfall-Annahmestelle abgezogen.
Denn die dortigen Mitarbeiter können auch woanders eingesetzt werden. Andersherum sei dies nicht oder nur eingeschränkt möglich, da entsprechende Qualifikationen fehlen würden, erläutert Beneke. So gibt es unter den derzeit 23 Beschäftigten nur vier voll einsatzfähige Fachkräfte, die Sonderabfall entgegennehmen dürfen.
Keine bürgerfreundlichen Öffnungszeiten
Bei krankheitsbedingten Personalengpässen sei es nun einmal sinnvoller, die an Samstagen stark frequentierten Wertstoffhöfe offenzuhalten und dafür eine Schließung im Bereich der Sonderabfälle in Kauf zu nehmen, so der Kreissprecher. "Die Auswirkungen einer Schließung der Station für Sonderabfälle sind vergleichsweise geringer als bei einer Schließung eines gesamten Wertstoffhofes, der nur zweimal in der Woche geöffnet hat", erläutert Beneke. Schließlich können Sonderabfälle auch montags bis freitags angeliefert werden.
Diese Argumentation ist im Prinzip richtig. Dabei wird aber weiterhin ein wichtiger Punkt außer Acht gelassen, den das WOCHENBLATT bereits im Juni 2021 angesprochen hat: Die AWZ-Öffnungszeiten in der Woche (werktags bis 16 Uhr) sind wenig bürgerfreundlich. Allenfalls Schichtarbeiter schaffen es, den kaputten Fernseher, die ausrangierten Winterreifen oder die Grünabfälle anzuliefern, bevor man im AWZ Feierabend macht. Damals war Landrat Kai Seefried noch Bewerber um den Chefposten im Kreishaus. Er betonte seinerzeit, als Landrat den Fokus auf mehr Bürgerservice zu richten. In Hinblick auf das AWZ hieß es damals im WOCHENBLATT-Artikel: "Dazu würden auch verlässliche Öffnungszeiten zählen, die möglichst auch erweitert werden."
Fazit: Wenn sich der Landkreis - wie immer betont - als Dienstleister für die Bürger betrachtet, sollte darüber nachgedacht werden, das AWZ zumindest an zwei Wochentagen bis 18 Uhr zu öffnen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.