WOCHENBLATT-Umfrage
Gibt es Angsträume in Buxtehude und Stade?
Allein auf dem Weg nach Hause, es ist später Abend und schon dunkel. Die Abkürzung durch die Unterführung ist schneller, dafür aber auch dunkler. Trotz eines flimmernden Lichts an der Wand ist das Ende der Unterführung kaum zu erkennen. Da kommen einem plötzlich drei Gestalten aus der Finsternis entgegen. Das Herz setzt einen Schlag aus. Der Fluchtinstinkt setzt ein. Werde ich jetzt angepöbelt? Geschubst? Bespuckt? Ausgeraubt oder gar Schlimmeres?
In den meisten Fällen passiert an dieser Stelle nichts. Die Entgegenkommenden sind selbst auf dem Heimweg und haben nichts Böses im Sinn.
Und doch dürfte ein jeder dieses kurze aufsteigende Gefühl der Panik kennen. Besonders für Frauen ist es allein bei Nacht schon fast ein normales Gefühl, das nur allzu häufig durch verbale sexuelle Belästigung und die mediale Berichterstattung über Überfälle befeuert wird.
Gefühlte Unsicherheit obwohl sich keine Straftaten häufen
"Angsträume" nennen Soziologen Orte, an denen sich Menschen unsicher fühlen. Dabei handelt sich meist aber nur um eine gefühlte Unsicherheit und nicht um Schauplätze von Straftaten. In Buchholz (Landkreis Harburg) fand kürzlich eine Begehung solcher Angsträume statt. Polizei, Gleichstellungsbeauftragte und Verwaltungsmitglieder besahen sich gemeinsam öffentliche Plätze, Unterführungen und den Bahnhofsbereich - hier sollten besonders Gruppen junger Männer Angstgefühle auslösen. Um das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger zu stärken wurden eine hellere Beleuchtung, der Abbau von Sitzgelegenheiten und mehr Polizeipräsenz diskutiert.
Auch in Buxtehude und Stade lösen manche Orte Unbehagen aus. "In Gesprächen im Kolleginnen- und Freundinnenkreis wird häufig das Stader Park-and-Ride-Parkhaus genannt", sagt die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Stade, Elena Knoop. "Weil es schlecht beleuchtet ist und der Weg dahin am Bahnhof und unter der Brücke hindurch führt, meiden viele Frauen den Bereich zu späteren Uhrzeiten. In Buxtehude sind es der Bahnhofsbereich mit der Unterführung und der Stadtpark." Ohnehin habe sie in Stade bemerkt, dass abends nur noch wenige Frauen in der Stadt unterwegs seien.
"Vielleicht schränken wir Frauen uns da auch selbst zu sehr ein, wenn wir uns nicht mehr alleine raustrauen und immer vom Schlimmsten ausgehen", sagt Knoop. Dennoch: "Jede Frau dürfte schon die Ratschläge gehört haben, dann den Schlüssel als Selbstverteidigungswaffe in die Hand zu nehmen, sich für den Heimweg lieber ein Taxi zu rufen oder das Heimweg-Telefon anzurufen, um das eigene Sicherheitsgefühl zu stärken."
Gibt es diese Angsträume in Buxtehude und Stade?
Laut Polizei habe es im Buxtehuder Bahnhofsumfeld bislang noch keine Häufung von Straftaten gegeben. In Stade dagegen schon: "Tatsächlich haben wir in Stade im Bahnhofsumfeld eine Häufung von z.B. Raubtaten und Drogendelikten verzeichnet", so Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Die Existenz von Angsträumen in den beiden Städten sei zwar noch nicht durch die Bevölkerung an die Polizei herangetragen worden, die Polizei stehe aber mit den Verantwortlichen im ständigen Austausch, was Vorfälle betrifft, die Unsicherheiten erzeugen könnten.
Welche Erfahrungen haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, gemacht? Kennen Sie Orte, die Sie meiden, wenn Sie abends alleine in Buxtehude oder Stade unterwegs sind? Fallen Ihnen Angsträume ein, die ein Unsicherheitsgefühl bei Ihnen auslösen oder wo Ihnen ausreichend Straßenbeleuchtung fehlt? Schreiben Sie uns an red-bux@kreiszeitung.net. Nennen Sie dabei bitte Ihren vollständigen Namen und Wohnort (der Ort reicht).
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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