Neues Jahrbuch ist erschienen
Licht und Schatten der Stader Geschichte

Die Stader Spruchkammer stellte Angehörigen von NS-Organisationen nach dem Krieg einen Freibrief aus  | Foto: Adobe Stock/mojo_cp
  • Die Stader Spruchkammer stellte Angehörigen von NS-Organisationen nach dem Krieg einen Freibrief aus
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Wer in die vielfältige Geschichte unserer Region eintauchen möchte - und dabei auch etwas über deren Schattenseiten erfahren möchte -, sollte dieses Buch zur Hand nehmen: Kürzlich ist das neue Jahrbuch des Stader Heimat- und Geschichtsvereins erschienen. Die Leiterin des Staatsarchvis, Dr. Gudrun Fiedler, hatte zur Buchpräsentation geladen. Die Autoren berichteten dem Publikum über ihre Aufsätze zu 1.000 Jahren Stader Geschichte, die für den 128-seitigen Sammelband zusammengetragen wurden. Die Vielfalt der behandelten Themen reicht vom "Recycling" mittelalterlicher Handschriften mit Noten liturgischer Gesänge als Buchdeckel bis hin zum Landrecht, das sich Kehdingen als bäuerliches Gemeinwesen nach dem 30-jährigen Krieg gegeben hatte. Zwei Artikel seien hier als Beispiel genannt:

In dem einen Aufsatz geht es um den zu Unrecht vergessenen Stader Stadtbaumeister Anton Dreyer. Der Autor, Heimatpfleger Frank Auf dem Felde aus Osten, befasst sich mit Dreyers Bauten, die im frühen 18. Jahrhundert im Elbe-Weser-Gebiet entstanden sind. Dreyer war in den damaligen Herzogtümern Bremen und Verden, zu dem Stade gehörte, u.a. für den Festungsbau zuständig. Zu den Spuren seines Wirkens, das er in der Hansestadt hinterließ, gehört das Zeughaus, an dessen Errichtung er beteiligt war. Als Kirchenbaumeister fielen auch sakrale Bauten in Dreyers Aufgabengebiet. Wahrscheinlich war er für den Bau der St.-Martini-Kirche in Estebrügge zuständig.

Eintauchen in die Geschichte

In die dunklen Zeiten jüngerer deutscher Vergangenheit taucht Autor Bernhard Homa ein. Er befasst sich in seinem Aufsatz mit dem sogenannten Entnazifizierungstourismus nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele belastete Nazis reisten zu Spruchkammern, die nicht so genau hinschauten, wenn es um die braune Vergangenheit ging. Auch in Stade wurde es den Nazi-Anhängern offenbar leicht gemacht, sich von ihren Taten reinzuwaschen.

Homa führt das Beispiel des SS-Obergruppenführers Gottlob Berger an. Wegen seiner Tätigkeit als Leiter des SS-Hauptamtes war Nerger in einem der Nürnburger Prozesse zu 25 Jahren Haft verurteilt worden, kam aber bereits nach zwei Jahren frei. Der Württemberger meldete sich 1952 im Kreis Stade an, um hier entnazifiziert zu werden. Tatsächlich stufte die Stader Kammer den ehemaligen SS-Mann als unbelastet ein. Berger wäre in den Genuss staatlicher Pensionen gekommen, wenn sich nicht das Land Baden-Württemberg gegen die Stader Entscheidung quergestellt hätte.

• Das Stader Jahrbuch kostet 15 Euro und ist im Buchhandel erhältlich. Die Ausgaben der Jahre 2007 bis 2020 sind mittlerweile digitalisiert und können online eingesehen werden: www.stader-geschichts-und-heimatverein.de/publikationen/stader-jahrbuch/.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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