Landrat Seefried unterstützt Aktion
Nisthilfen für Schwalben dringend notwendig
Die Aktion „Schwalben willkommen“, an der sich seit Juni wieder rund 500 Menschen aller Altersgruppen beteiligten ist ein Musterbeispiel für den Artenschutz. In diesem Jahr meldeten sie dem Naturschutzamt 4052 Brutpaare von Schwalben und Mauerseglern. „Ich bin begeistert von diesem ehrenamtlichen Engagement. Von der Schulklasse bis zum Landwirt erkunden Menschen ihre Umgebung, dokumentieren den Bestand der Schwalben und in vielen Fällen installieren sie sogar Nisthilfen", sagt Landrat Kai Seefried kürzlich bei einem Treffen der Schwalbenschützer im Kreishaus.
Seit Frühjahr 2014 ruft das Naturschutzamt gemeinsam mit den Naturschutzverbänden NABU und BUND sowie der Ornithologisch-Naturkundlichen Arbeitsgemeinschaft (ONAG) die Bevölkerung im Landkreis Stade auf, Niststandorte am Haus oder im Gebäude zu melden. Biologin Janette Hagedoorn-Schüch: „Ziel ist es, möglichst viele Daten zum Vorkommen der Rauch-, Mehl- und Uferschwalben in der Region zu erhalten. Auch Nester der ähnlich lebenden Mauersegler werden erfasst. Mit den Ergebnissen der Bestandsentwicklung können Maßnahmen zum Schutz der Arten ergriffen werden.“ Und das ist gerade bei Schwalben offenbar dringend nötig. Insbesondere die Zahl an Rauchschwalben-Bruten ist auch im Landkreis Stade stark rückläufig. Die Auswertung von 100 vogelkundlich standardisierten Meldungen aus dem Schwalbenprojekt zeigt: Seit 2017 ist die Zahl der in einem bestimmten Bereich ermittelten Rauchschwalbenbruten fast kontinuierlich von 877 auf 531 im Jahr 2022 gesunken. Biologin Hagedoorn-Schüch: „Ursachen könnten die Witterungsverhältnisse im Frühjahr mit den Kälteeinbrüchen sein, aber auch der Rückgang der Nahrungsinsekten insgesamt. Während des trockenen Sommers in diesem Jahr gab es besonders wenig Insekten.“
Schwalbenrekorde
Die meisten Schwalbennester befinden sich derzeit am Naljer Siel (Schöpfwerk) in Balje mit 92 besetzten Mehlschwalbennestern, dicht gefolgt von 80 besetzten Mehlschwalbennestern bei Familie Wohlers in Ahrenswohlde mit 251 flüggen Jungvögeln. Dazu tragen vermutlich die 130 künstliche Nisthilfen bei, die die Wohlers am Haus angebracht haben. Auf dem landwirtschaftlichen Milchviehbetrieb von Hein Hinrichs in Revenahe wurden in diesem Jahr 52 Rauchschwalbennester gezählt. Hier sind die Schwalben sehr willkommen, da sie die im Stall die Fliegen vertilgen. Auf dem Hof ist ein Teich vorhanden, in den während der Nestbauzeit der Schwalben Lehm hineingeschüttet wird. Das verschafft den Vögeln genügend Nistmaterial. Janette Hagedoorn-Schüch: „Künstliche Nisthilfen, Lehmpfützen und ein naturnaher Garten sind Beispiele für Artenschutzmaßnahmen, die Schwalben zugutekommen.“
Vom klassischen Naturschutz zum Öko-Management
“Vielfältig – bunt – schützenswert“ sei die Natur im Landkreis Stade sagt einer, der es wissen muss: Dr. Uwe Andreas, Leiter des Naturschutzamtes, stellte diese Schätze von Natur und Landschaft beim Treffen der Schwalbenfreunde mit eindrucksvollen Bildern und Fakten vor: Die Elbufer beispielsweise mit ihrer international bedeutenden Brut- und Zugvogelwelt, die Hochmoore, in die nach der Renaturierung die Kraniche zurückkehren, historisch alte Wälder mit Feuersalamandern und Flusstäler mit Fischottern und Schachbrettblumen. Dies alles sei auch ein Erfolg des „klassischen Naturschutzes“, der Arten(-Vielfalt) und Lebensräume unter die Fittiche der Landes-, Bundes- oder EU-Gesetze genommen hat.
Doch der Naturschutz wandele sich, die Aufgaben würden umfassender, so Andreas: Begriffe wie „Controlling“ im Zuge des Lebensraum-Managements, Naturerlebnis-Angebote, Klimaschutz durch die Regeneration von Hochmooren und die Sicherstellung ökonomischer Ressourcen, etwa durch Bodenschutz, spielten heute im Tagesgeschäft der Naturschutzämter eine große Rolle. Andreas: „Tatsächlich bestimmen heute die Themenkreise Ökologie, Ökonomie und Soziales die Arbeit der Naturschutzbehörden gleichermaßen wesentlich – mit dem Ziel Nachhaltigkeit. Dass viele Menschen in Zeiten der Krisen die heimische Natur als Ausgleich zum Alltag wiederentdeckten, sei eine große Chance auch für den Schutz von Fauna, Flora und Lebensräumen. Andreas: „Naturerlebnisse mitzugestalten und zu ermöglichen hat der Landkreis Stade sich deshalb schon seit Jahren mit Erfolg auf die Fahnen geschrieben.“
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