Das gilt in den Kreisen Harburg und Stade
Oben ohne im Freibad - ist das eigentlich erlaubt?
Das WOCHENBLATT wollte von den Freibädern in den Landkreisen Harburg und Stade wissen: Wie geht man dort mit weiblichen Badegästen um, die oben ohne schwimmen wollen oder ihr Bikini-Oberteil beim Sonnenbanden ablegen möchten? Hintergrund ist ein Vorfall in Göttingen. Dort gilt seit dem 1. Mai: Frauen dürfen an Wochenenden "oben ohne" schwimmen gehen. Nach einem erteilten Hausverbot wegen einer entblößten weiblichen Brust erwirkte das feministische Bündnis "Gleiche Brust für alle", dass in Göttingen zumindest samstags und sonntags das Bikini-Oberteil fehlen darf. Für die Aktivistinnen geht es um Gleichberechtigung. In den Schwimmbädern in der Region sieht man die Sache eher pragmatisch als prinzipiell - wenn Oben-ohne-Baden überhaupt ein Thema ist.
Oben ohne: Im nächsten Feibad fallen die Hüllen
Solemio, Stade
"Wir haben derzeit wichtigere Themen auf dem Zettel", sagt Stades Stadtwerke-Chef Christoph Born und meint damit die Auswirkungen der Ukraine-Krise. Die Stadtwerke-Tochter Stader Bädergesellschaft hat in den Freibädern Stade und Bützfleth wegen der steigenden Energiekosten die Wassertemperatur gesenkt und die Eintrittspreise angehoben. Es habe in der Vergangenheit aber auch nie Ärger um entblößte Frauenbrüste gegeben, so Born. Solange sich niemand beschwert, können sich weibliche Badegäste auch mit abgelegtem Oberteil in die Sonne legen oder ins Wasser steigen. Würden sich andere Gäste daran stoßen, müsse das im Einzelfall geklärt werden. Einen Anlass, jetzt eine Debatte dazu anzustoßen, sehe er nicht, erklärt Born.
Freibad Harsefeld
Eine ähnliche Sicht vertritt Harsefelds Rathaus-Vizechef Bernd Meinke, der in der Samtgemeinde für die Sport- und Freizeitanlagen und damit auch das örtliche Freibad zuständig ist. Es habe noch keine Frau den Wunsch an die Verwaltung herangetragen, grundsätzlich ohne oben baden zu dürfen. Ein Sonnenbad ohne Bikini-Oberteil werde im hinteren Bereich der Liegewiese auf jeden Fall toleriert. Im Schwimmbecken hingegen seien "angemessene" Badetextilien erforderlich. Das heißt, die weibliche Brust muss von Stoff bedeckt sein.
Waldbad Hanstedt
Genauso handhabt es auch das Waldbad Hanstedt. Ins Wasser dürfen die Frauen nur im kompletten Bikini oder eben im Badeanzug. Bademeister Jan Brase zeigt sich aber offen für Neuerungen: "Wenn weibliche Badegäste mit der Bitte auf mich zukämen, die Regelungen künftig lockerer zu gestalten, würde ich das mit den Verantwortlichen im Rathaus klären." Er hätte kein Problem mit einer etwas freizügigeren Ausgestaltung der Badeordnung.
Freibad Buchholz
Eine ebenso entspannte Haltung nimmt der Buchholzer Badbetriebsleiter Hans Wurlitzer ein. "Wir hatten ja sogar auf der Liegewiese einen kleinen separaten FKK-Bereich." Der sei aber im Vorjahr mangels Bedarf aufgelöst worden. Wenn sich Frauen im hinteren Bereich der Wiese oben ohne in die Sonne legen, wird das in Buchholz akzeptiert. Das gilt auch für den Fall, dass ein weiblicher Badegast nur mit Badehose bekleidet ins Wasser steigt. Wurlitzer schränkt aber ein: "Andere Badbesucher dürfen sich dadurch nicht belästigt fühlen." Sollte jemand das anstößig finden und sich beschweren, müsse das Personal eingreifen. "Aber immer behutsam und vor allem deeskalierend."
"Die Insel", Winsen
Auch im Winsener Freizeitbad "Die Insel" würde man nicht sofort die Keule des Hausverbotes schwingen. Ein dezentes Sonnenbad mit textilfreiem Oberkörper werde auf der Liegewiese trotz anderslautender Badeordnung geduldet, erklärt Marketing-Leiter Markus Laudahn von den für den Badbetrieb zuständigen Stadtwerken. Sollte jedoch eine Frau oben ohne ihre Runden im Becken drehen, wird in Winsen allerdings auf die Einhaltung der Regeln gepocht. "Die Mitarbeiter würden die Dame dann bitten, sich entsprechend zu bedecken", meint Laudahn. "Dies erfolgt vor allem vor dem Hintergrund, dass viele Familien und ausländische Mitbürger das Bad nutzen."
Aquarella Buxtehude
Badbetriebsleiterin Sonja Koch betont, dass es dort den Wunsch von Frauen zum Oben-ohne gar nicht gebe. Hauptgrund: Wenn das Buxtehuder Freibad von mehr als 1.000 Gästen besucht werde, könne das Personal nicht garantieren, dass nicht doch illegale Aufnahmen mit dem Handy gemacht werden könnten, die dann ganz schnell irgendwo im Netz auftauchen können.
Fazit: Es gilt zwar in allen Schwimmbädern eine Hausordnung, die eine "Badebekleidung" vorschreibt. Was darunter genau zu verstehen ist, bleibt Auslegungssache. Ein Oben-ohne-Sonnenbad wird meist akzeptiert. Wenn Frauen aber ohne Bikini-Oberteil ins Wasser steigen, könnte es in einigen Bädern Ärger geben.
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