Rechtschreib-Chaos: "'Helft den Armen vögeln"
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- Alter Duden, neuer Duden: "Zu viel Verwirrung", findet Winfred Rainer
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Wieder mehr Struktur! WOCHENBLATT-Leser fordert alte Rechtschreibung und dreigliedriges Schulsystem zurück
tp. Stade. "Ist es denn ein Wunder, dass der Analphabetismus zunimmt?", fragt Winfried Rainer (80) aus Stade. Angesichts immer neuer Lese- und Schreiblernmethoden fordert er von der Politik eine Rückkehr zu einer einfachen Schulstruktur, die Besinnung auf die alte deutsche Rechtschreibung.
Winfried Rainer kam in seinem Leben mit vielen pädagogischen Trends in Berührung: In seiner Heimat Pommern, heute Polen, lernte der Sohn eines Lehrer-Ehepaares Sütterlin-Schrift, später musste er auf lateinische Lettern "umschulen".
Rainer blickt auf eine Laufbahn mit vielen, immer neuen Lernphasen zurück: Nach dem Zweiten Weltkrieg lernte er Bäcker, besuchte später mit Erfolg die Meisterschule. Dann wurde er Zeitsoldat auf leitendem Posten. Als Sparkassenkaufmann ging der Vater zweier erwachsener Söhne und Großvater von zwei Enkeln in den Ruhestand. "Was wurde in den Jahren nicht alles als fantastisch angeboten und wieder verworfen? Mengenlehre in der Mathematik, Ganzwortmethode beim Lesen", erinnert sich Rainer mit Unbehagen.
Ein Dorn im Auge ist ihm die von dem Schweizer Reformpädagogen Jürgen Reichen in den 1990er Jahren propagierte Lernmethode "Lesen durch Schreiben", die an einigen Grundschulen in Norddeutschland eine Renaissance erlebt. Reichen ging davon aus, dass Kinder sich die Schriftsprache in weiten Teilen selbst beibringen können, indem sie zunächst so schreiben wie sie sprechen.
Winfried Rainer ist dagegen: "Das sieht dann so aus: 'Gips bald keine fögel mer?' oder 'Helft den Armen vögeln.' Nach zwei oder drei Jahren der Idiotie muss dann angefangen werden, richtig zu schreiben."
Winfried Rainer sieht in "Lesen durch Schreiben" einen kläglichen Versuch, die durch die Rechtschreibreform ausgelöste Verwirrung zu beseitigen. Als ein Negativ-Beispiel nennt er die im neuem Duden vorgegebene Schreibweise des Wortes "Stopp" mit zwei "p". Zeitgleich stünden in Deutschland und überall auf der Welt Verkehrsschilder mit der Aufschrift "STOP".
Am liebsten hätte Rainer die alte deutsche Rechtschreibung mit den Schreibvorgaben des Duden vor den gravierenden Veränderung nach den Vorschlägen des Rates für deutsche Rechtschreibung im Jahr 2006 zurück.
Auch rät der geradlinige Rentner zu einer Wiederbesinnung auf das übersichtliche dreigliedrige Schulsystem mit Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Rainers Appell: "Lichtet den Bildungsdschungel."
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![Lernte erst Sütterlin, dann lateinische Schrift - Winfried Rainer machte in seinem Leben Bekanntschaft mit vielen pädagogischen Trends](https://media04.kreiszeitung-wochenblatt.de/article/2013/10/23/2/54662_L.jpg?1555309325)
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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