Schleppendes Kaufhaus-Projekt in Stade: "Die Stadt ist das Problem"
WOCHENBLATT-Umfrage zur Hertie-Ruine: "Schandfleck muss weg" / Warnung vor Folgekosten für Parkhaus
tp. Stade. "Die Stadt lässt sich mit dem Parkhaus über den Tisch ziehen": Uwe Beyer (75), Krankenpfleger im Ruhestand aus Stade, ist nicht der einzige Bürger, der sich angesichts des schleppenden Fortschritts bei der Planung des Abrisses und Neubaus des Ex-Hertie-Kaufhauses am Pferdemarkt empört. Wie berichtet, konnten die Stader Verwaltungsspitze und der Immobilienentwickler Matrix aus Hamburg bislang keine Einigung über die Finanzierung des mit dem Kaufhausneubaus eng verknüpften Großparkhauses erzielen, das die Stadt nach aktuellen Plänen mit 9,1 Millionen Euro aus eigenem Etat bezahlen und für 300.000 Euro Jahresbetriebs- und Unterhaltungskosten - so die jüngsten Schätzungen der kritischen Grünen-Fraktion - bauen und betreiben will.
Bei einer Straßenumfrage lotete das WOCHENBLATT die Meinung der Bürger aus.
Allgemein positiv begegneten die Befragten den im Winter vorgestellten Entwürfen des Immobilienkomplexes mit 8.000 Quadratmetern Mietfläche mit mehreren von außen zugänglichen Shops und Cafés, einem Rewe-Supermarkt und der städtischen Garage mir ca. 550 Pkw-Stellplätzen. Ungehalten reagieren die Bürger jedoch auf die erneute Bauverzögerung nach weit mehr als fünf Jahren Leerstand. Entgegen der Ankündigung von Matrix haben die Bauarbeiten noch immer nicht begonnen.
"Hoffentlich geht es bald los", so Uwe Beyer. "Ich hoffe, es kommt etwas Vernünftiges heraus", sagt der Hobby-Maler, dem der Erhalt von Altbausubstanz am Herzen liegt und dem schon die Nachkriegsarchitektur der Hertie-Ruine missfällt. Generell hätte sich Beyer einer breitere öffentliche Diskussion über die Nutzung des Grundstücks in 1A-Citylage gewünscht: "Neben Läden und Parkplätzen fehlt es in der Innenstadt etwa an seniorengerechten Wohnungen." Beyer respektiert letztendlich die Entscheidung der Politik für ein Einkaufsparadies, mahnt hinsichtlich der Parkhaus-Pläne jedoch zu behutsamem Umgang mit Steuergeld: "Was tun die Politiker den Bürgern mit den Folgekosten an?"
"Die Stadt ist das Problem", meint Hans-Jürgen Schult (62), selbständiger Bautechniker aus Otterndorf. Nach seiner Auffassung sind ein "hohes Mitspracherecht" und eine Neigung zur "Regulierungswut" - etwa bei der Fassadengestaltung - seitens der Verwaltung den Fortschritt des Kaufhausprojektes. Er mahnt die Verantwortlichen zur Kompromissbereitschaft, damit Bewegung in die Sache kommt. Mit dieser Haltung gegenüber dem Immobilenentwickler habe die Nachbarstadt Cuxhaven ihr Leerstandsproblem im dortigen Ex-Hertie-Bau inzwischen behoben.
"Der Schandfleck muss endlich weg!", fordern Tanja Klanke (41) und Janina Hilk (25), Service-Mitarbeiterinnen des Cafés "Caffeetante" am Pferdemarkt, unisono. Immer wieder würden sich Gäste - Einheimische wie Touristen - über den unansehnlichen Altbau beschweren. Die beiden Frauen finden den Anblick "einfach schrecklich".
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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