"Geschlossene Ortschaft" statt Ortsname
Spekulationen in Bützfleth um ein verschwundenes Ortsschild
Nein, Bützfleth wird nicht zu einem namenlosen Stadtteil von Stade degradiert und es gab auch keine Anweisung aus dem Stader Rathaus, den Ortsnamen auf den Straßenschildern zu tilgen. In dem Ort, in dem es auch Jahrzehnte nach der Eingemeindung in die Hansestadt eher dörflich zugeht, gibt es derzeit die wildesten Spekulationen. Der Grund: Am Ortseingang aus Richtung Stade ist seit einiger Zeit das gelbe Schild, auf dem in großen Lettern der Name Bützfleth prangt, durch eine Hinweistafel ersetzt worden. Die ist genauso groß und gelb wie die normale Ortstafel. Statt Bützfleth steht darauf aber "Geschlossene Ortschaft". "Ich kenne geschlossene Geschäfte, was aber soll eine geschlossene Ortschaft sein?", wundert sich ein Anwohner.
Einige Bützflether mutmaßten schon, dass der Namensentzug eine Strafmaßnahme sein könnte, weil die Ortschaft keinen Anlass sah, das 50-jährigen Jubiläum der Eingemeindung mit einer kleinen Feier zu begehen - im Gegensatz zu den anderen drei Ortschaften. Doch der Stader Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU), selbst Bützflether Jung', kann über solche Gerüchte nur schmunzeln. "Das ist natürlich völlig abwegig."
Die Bützflether Ortstafel sei natürlich nicht von der Stadt entfernt worden, so Hartlef. "Sie wurde schlicht und ergreifend geklaut." Das bestätigt auch Friederike Wöbse, Leiterin der Stader Dienststelle der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Ihre Behörde ist u.a. für die Bundes- und Landesstraßen zuständig. Es komme immer wieder vor, dass Ortstafeln von Langfingern entwendet werden. "Unsere Straßenmeistereien haben nun nicht für jede Kommune ein Ersatzschild auf Lager", erläutert Wöbse. Wenn ein Schild abhandenkomme, werde ein neues bestellt - Kostenpunkt rund 150 Euro. "Die Lieferzeiten sind derzeit aber recht lang. Das kann schon mal ein paar Wochen dauern."
In der Zwischenzeit wird dann meist übergangsweise das Ersatzschild mit dem Hinweis "Geschlossene Ortschaft" montiert. Dieses Schild habe im Rahmen der Straßenverkehrsordnung (StVO)eine wichtige Funktion, so Wöbse. Eine "Geschlossene Ortschaft" sei durch die StVO fest definiert und mit bestimmten Regeln für Autofahrer verbunden. "Die wichtigste ist sicher das Tempolimit von 50 km/h." Als Ersatz einfach ein Tempo-50-Schild aufzustellen, würde nämlich nicht ausreichen, so Wöbse. Das gelte nur bis zur nächsten Kreuzung. Folglich müsste der ganze Ort mit solchen Schildern versehen werden. Das sei aber völlig unzweckmäßig.
Für Wöbse ist der Schilderklau nicht ungewöhnlich: "Das kommt öfter vor." Es gebe einige Ortsschilder, die besonders beliebt seien. "In unserem Geschäftsbereich ist das Ortsschild von Fickmühlen im Landkreis Cuxhaven der absolute Renner", berichtet die Behördenleiterin. Das werde regelmäßig abgeschraubt, um dann vermutlich in irgendeinem Partykeller zu landen. Warum jetzt ausgerechnet das Schild in Bützfleth geklaut worden sei, darauf könne sie sich auch keinen Reim machen.
Bürgermeister Hartlef hingegen hat da schon eine Vermutung: Gerade vor den großen Festivals wie Deichbrand oder Wacken würden gleich reihenweise Ortstafeln entwendet. "Die jungen Leute stellen die Schilder dann vor ihre Zelte." Das diene der nächtlichen Orientierung und vielleicht spiele auch ein wenig Lokalpatriotismus mit hinein. Hartlef ist fest davon überzeugt: "Wenn die Festivalsaison vorbei ist, werden auch wieder weniger Ortsschilder verschwinden."
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