Besondere Probleme gibt es in Harsefeld
Eltern schlagen Alarm: Im Landkreis Stade fehlen die Lehrer
Die Eltern der Rosenborn-Grundschule in Harsefeld haben genug: Wegen des Lehrermangels an ihrer Schule müssen ihre Kinder tageweise wieder ins Home-Schooling.
"Der Zustand an unserer Grundschule ist für Schüler und Eltern nicht mehr zumutbar", sagt die Elternratsvorsitzende Kristin Dammann. Das Problem: An der Rosenborn-Grundschule fehlen derzeit bis zu zehn Lehrer. "Und die Tendenz ist steigend", heißt es in einem Brandbrief, den der Elternrat an das Kultusministerium geschickt hat. Der Lehrermangel an der Schule hat zur Folge, dass Schulklassen der Jahrgangsstufen 3 und 4 einen Unterrichtstag pro Woche zu Hause bleiben müssen und Distanzunterricht erteilt bekommen. Eltern müssen dann ihre Kinder vormittags - wie zuvor im Corona-Lockdown - zu Hause unterrichten und betreuen.
Die Schulleitung der Rosenborn-Grundschule und die Lehrkräfte hätten in den vergangenen Monaten alles versucht, trotz der widrigen Umstände, qualitativ guten Unterricht aufrechtzuerhalten, so Dammann. Doch jetzt seien alle Mittel und Wege ausgeschöpft. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie-bedingtes Home-Schooling seien alle Beteiligten am Ende ihrer Möglichkeiten.
In Hinblick auf die mehr als angespannte personelle Situation machen sich die Eltern ernsthafte Sorgen, wie es an der Rosenborn-Grundschule künftig weitergehen soll. So verlassen zum Ende des Schuljahres nur drei Klassen mit Viertklässlern die Schule, während fünf neue Klassen eingeschult werden. Außerdem wird die Grundschule zu einer Ganztagsschule umgewandelt, was den Personalbedarf noch erhöhen dürfte. Neben den fehlenden Lehrkräften und einer wachsenden Schülerzahl droht zudem ein Raummangel in dem erst vor zwei Jahren fertiggestellten Schulgebäude zu einem Problem zu werden.
Die Eltern weisen auf die negativen Folgen hin: Fehlender Präsenzunterricht könne zu Bildungsdefiziten in Hinblick auf die weiterführenden Schulen führen. Viele Schüler, die eigentlich die zukünftige Fachkräftegeneration bilden sollen, würden dann durch das Raster fallen. "Viele Lerndefizite sind bereits erkennbar", schreiben die Eltern in ihrem Brief.
Man müsse das Problem in die Öffentlichkeit tragen, so Dammann, da sich sonst nichts ändern werde. Egal, welche Vorschläge die Eltern gemacht haben, es sei immer nur die Aussage gekommen: "Das ist nicht möglich.“
Darum gibt es Probleme, ausreichend Lehrer zu finden
Axel Keusemann und Kathrin Stüer, die zuständigen Dezernenten des Landesamts für Schule und Bildung, informierten jetzt auf einer Sitzung des Kreiselternrates zum Thema Lehrermangel.
Ein besonderes Problem stelle noch immer Corona dar. Derzeit gebe es viele schwangere Lehrerinnen. Diese dürften aufgrund des Infektionsrisikos ab Bekanntwerden der Schwangerschaft nicht mehr in Präsenz unterrichten. "Vorher arbeiteten viele Lehrerinnen bis zu Beginn des Mutterschutzes weiter", sagt Keusemann.
Ein weiteres Problem: Seit Jahren werden dem Landkreis Stade nicht ausreichend Stellen vom Land zugewiesen. "Wir melden bedarfsgerecht an, bekommen aber zu wenig Stellen", erklärt Keusemann. Außerdem mangele es an Bewerbern für die ohnehin zu wenigen Lehrerstellen. "Wir haben mehr offene Stellen als Bewerber". Die Schulen im Landkreis würden sich bemühen, ihre Referendare später zu übernehmen. Doch viele junge Menschen ziehe es eben in die Großstädte und nicht aufs Land. Auch die ungleiche Bezahlung spiele hier eine Rolle, meint Nicole Fieger-Metag, Rektorin der Selma-Lagerlöf-Oberschule in Harsefeld. Hamburg biete beispielsweise höhere Besoldungsstufen.
Redakteur:Saskia Corleis |
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