Streit um die Jagdhunde-Ausbildung in Niedersachen
Jäger protestieren gegen Verbotspläne der grünen Ministerin

Nach dem Willen der für das Jagdwesen zuständigen niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) soll die Ausbildung von Jagdhunden am lebenden Wild verboten werden. Das Bild zeigt einen Deutsch Drahthaar | Foto: DJV/Kauer
  • Nach dem Willen der für das Jagdwesen zuständigen niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) soll die Ausbildung von Jagdhunden am lebenden Wild verboten werden. Das Bild zeigt einen Deutsch Drahthaar
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Eine von der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) auf den Weg gebrachte Novelle des Landesjagdgesetzes sorgt für erheblichen Unmut bei den Jägern. Insbesondere das geplante Verbot der Jagdhundeausbildung am lebenden Wild hat eine hitzige Diskussion entfacht. Die Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) sieht hierin eine massive Einschränkung tierschutzgerechter Jagdausübung und kündigt Widerstand gegen die vorgesehenen Gesetzesänderungen an. Die Jäger wollen ihren Protest auf einer zentralen Demonstration am 30. Januar vor dem Landtag in Hannover zum Ausdruck bringen. Auch die Kreisjägerschaften Harburg und Stade werden sich an der Kundgebung beteiligen. Unter dem Eindruck der Jäger-Proteste ist die Ministerin jetzt zurückgerudert. Einige Punkte aus der Gesetzes-Novelle werden offenbar gestrichen (Infos dazu: bitte nach unten scrollen).  

In ihrem Koalitionsvertrag von 2022 haben SPD und Grüne vereinbart, dass das Landesjagdgesetz "im Dialog mit der Jägerschaft" überprüft werden soll. Doch von einem Dialog kann nach Ansicht des LJN-Präsidenten Helmut Dammann-Tamke kaum die Rede sein. Bereits beim ersten von drei Gesprächsterminen sei vom Ministerium ein Katalog mit weitreichenden Gesetzesänderungen vorgetragen worden, ohne dass die Jäger dazu vorher Stellung beziehen konnten. "Bis heute liegt uns nur ein erster Entwurf aus dem Haus der Ministerin von Mitte September vor, der nicht einmal mit dem Grünen-Koalitionspartner SPD abgestimmt ist", kritisierte Dammann-Tamke vor ein paar Tagen.

Ausbildung am lebenden Wild ist unerlässlich

Der bisher umstrittenste Punkt der geplanten Änderungen betrifft die Ausbildung und Eignungsprüfung von Jagdhunden. Beides soll nach dem Willen von Agrarministerin Staudte nicht mehr am lebenden Wild erlaubt sein. Praktiken wie die Ausbildung in Saugattern, bei denen Jagdhunde lernen, Wildschweine unter jagdlichen Bedingungen zu stellen, oder das Training in sogenannten Schliefenanlagen, die den Bau von Füchsen simulieren, sollen verboten werden. Auch die Schwimmspur, bei der mittels einer Pappmanschette kurzzeitig flugunfähig gemachte Enten im Wasser verfolgt werden, ist betroffen. 

Der Vorsitzende des Jagdhundegebrauchsvereins im Landkreis Stade, Gerd Bohmbach, hält dagegen, dass diese Methoden unerlässlich sei, um Jagdhunde fachgerecht und tierschutzgerecht auszubilden. Nur durch den kontrollierten Umgang mit lebendem Wild könne die Eignung der Hunde beurteilt und eine tierschutzkonforme Jagd gewährleistet werden. Dammann-Tamke verweist zudem darauf, dass Vertreter des Ministeriums bei Vor-Ort-Terminen keine tierschutzwidrigen Praktiken festgestellt hätten. Dennoch plane Staudte jetzt ein grundsätzliches Verbot. Lediglich auf dem Verordnungswege sollen dann Ausnahmen möglich sein. Diese Regelung hält der Präsident der Landesjägerschaft für unzulässig: "Wir Jäger wären dann von der Gnade der Ministerin abhängig." Das dürfe nicht sein. "Wenn die bewährten Ausbildungsmethoden für Jagdhunde erwiesenermaßen nicht tierschutzwidrig sind, dann gehören sie erlaubt."

Auch Horst Günter Jagau, Vorsitzender der Jägerschaft Landkreis Harburg (JLH), kritisiert die geplante Gesetzesänderung scharf: "Ohne die Ausbildung von Jagdhunden an lebendem Wild hätten wir keine Hunde mehr, die etwa nach einem Unfall verletzte oder angeschossene Tiere nachsuchen können."

Radikale Tierschützer wollen Jagd ganz verbieten

Dammann-Tamke wirft Staudte vor, sich von "extremistischen Tierschützern" vor den Karren spannen zu lassen, die langfristig die Abschaffung der Jagd anstreben. Die LJN sieht in den angestrebten Gesetzesänderungen eine Gefahr für den ländlichen Raum. Jagd sei nicht nur Tradition, sondern ein wichtiges Werkzeug für den Natur- und Artenschutz sowie die Bewirtschaftung von Kulturlandschaften. Zudem sei die Jagd ein verfassungsrechtlich geschütztes Eigentumsrecht. Die von radikalen Tierschützern geforderte Abschaffung der Jagd greife in dieses Recht ein und stelle die Arbeit der ehrenamtlichen Jäger infrage. 

Politik gegen den ländlichen Raum

Ob die geplanten Änderungen tatsächlich in dieser Form umgesetzt werden, hängt auch von der Haltung der SPD ab. In einem Statement hatte die Landesjägerschaft vor Kurzem noch die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, "dass sich die SPD-Fraktion von diesen rein ideologisch begründeten Verboten klar und unmissverständlich distanziert". Man stelle mit Bedauern fest, "dass die SPD dem grünen Koalitionspartner beim Thema Jagd das Feld unkommentiert überlässt", hieß es kürzlich in einer Mitteilung der Landesjägerschaft.

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Demonstration als deutliches Signal

Die Landesjägerschaft hat angekündigt, am Donnerstag, 30. Januar, ab 10 Uhr in Hannover zu demonstrieren. Unter dem Motto „Jetzt geht’s ums Ganze – Jagd sichern, Natur bewahren!“ wollen Jäger aus ganz Niedersachsen auf die Bedeutung einer waidgerechten und praxisnahen Jagd aufmerksam machen. Die Kreisjägerschaft Stade unterstützt den Aufruf zur Demo: "Es geht darum, ein deutliches Zeichen gegen die von Ideologie geprägte grüne Verbotspolitik in Niedersachsen zu setzen", sagt der Vorsitzende Peter Hatecke. Sein Harburger Amtskollege Jagau setzt auf eine rege Beteiligung. Er rechnet damit, "dass allein aus dem Landkreis Harburg bis zu 600 Jäger kommen werden".

Die Stader Kreisjägerschaft wird nach den bisherigen Informationen mit fünf Reisebussen nach Hannover aufbrechen. Los geht es bereits um 6 Uhr morgens, damit ein zeitlicher Puffer vorhanden ist, falls es unterwegs Staus gibt. Die Busse fahren in Himmelpforten, Buxtehude, Harsefeld, Kutenholz sowie in Stade (mit Halt in Ahlerstedt) ab. Außerdem wollen einige Demo-Teilnehmer mit ihrem privaten Pkw nach Hannover anreisen. Wer mit dabei sein möchte, kann sich an die jeweiligen Hegeringleiter wenden. Die Adressen stehen im Internet: www.jaegerschaft-stade.de.

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Ministerin rudert zurück

Die heftige Kritik der Jäger an den geplanten Gesetzesänderungen hinterlässt im Landwirtschaftsministerium offenbar Eindruck. Die Ministerin rudert in einigen Punkten zurück. So soll die Ausbildung von Jagdhunden am lebenden Wild zumindest teilweise weiter möglich sein. Staudtes Haus hat jetzt vor der geplanten Demo der Jägerschaft offenbar in aller Eile ein Eckpunktepapier zur Novelle des Landesjagdgesetzes verfasst. Aus dem Papier geht hervor, dass auch in Sachen Jagdhunde einige der geplanten Änderungen "entschärft" worden sind. Von einem grundsätzlichen Verbot der Ausbildung am lebenden Wild ist jetzt nicht mehr die Rede. Nun wird behauptet, solche Pläne seien auch nie verfolgt worden. Im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen steht aber auf Seite 45 klipp und klar: "Die Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Tieren muss verboten und Alternativen müssen entwickelt werden."

So soll die Ausbildung von Jagdhunden im Schwarzwildgatter jetzt doch weiterhin erlaubt sein. Diese Ausbildungsform sei wichtig, "um den Hundeeinsatz bei der dringend notwendigen Schwarzwildbejagung insbesondere für den Hund sicher zu gestalten", heißt es jetzt auf einmal aus dem Landwirtschaftsministerium. Schließlich sei das Stresslevel für die Wildschweine relativ gering. 

Anders sieht es bei den künstliche nachgebildeten Fuchsbauten, den sogenannten Schliefenanlagen, aus. "Die Notwendigkeit des Einsatzes von lebenden Füchsen in Schliefenanlagen ist fachlich umstritten", teilt Ministerin Staudte dazu mit. Verwiesen wird auf Dänemark, wo statt lebender Füchse Dummies („Ever Fox“) zum Einsatz kommen, um die Jagdhunde zu trainieren. Eine Delegation soll nach Dänemark reisen, um sich die dortige Praxis mit den Fuchs-Attrappen anzuschauen. Die Erfahrungen der dänischen Jäger sollen laut Ministerium "in die Abwägung einfließen, ob die Praxis in Niedersachsen in dieser Wahlperiode auch dahingehend gesetzlich weiterentwickelt werden soll, die Schliefenanlagen künftig auch nur noch ohne lebende Füchse zu betreiben".

Vorerst beibehalten werden soll die Ausbildung und Prüfung der Jagdhunde an lebenden Enten, die mit einer Papiermanschette kurzzeitig flugunfähig gemacht werden. Schließlich müssen angeschossene Enten vom Jagdhund zuverlässig aus dem Wasser bzw. Schilf apportiert werden, damit der Jäger sie waidgerecht erlegen kann. "Allerdings wird ein Forschungsprojekt auf den Weg gebracht, um alternative Ausbildungsmöglichkeiten zu evaluieren", so das Ministerium. Bis zur Umstellung auf eine "praxistaugliche Alternative" sollen maximal drei Enten zur Ausbildung des Hundes und eine Ente zur Prüfung eingesetzt werden dürfen.

3 Kommentare

Leserreporter
Walter Robert Perkuhn aus Jesteburg
am 26.01.2025 um 15:21

Leute, Leute....... Solange ich sogenannte "Jäger" in Volltannenkleidung sehe, mit Nachtsichtgeräten usw. fällt es mir schwer solche Menschen Ernst zu nehmen und nach dem Wunsch Jagdhunde am lebenden wild zu trainieren, bitte ich den betreffenden Personen an, sich gerne einmal  selbst, als lebender Mensch(Einbrecher usw.) zu verkleiden und Schutzhunden an sich trainieren zu lassen.
Was stimmt in euren Köpfen nicht??????

Leserreporter
Elisabeth Corsten-Weseloh aus Hollenstedt
am 02.02.2025 um 11:06

Lieber Herr Robert Perkuhn,
vielleicht sollten Sie sich mal über die Ausbildung von Schutzhunden informieren... es könnte Sie verblüffen!

Leserreporter
Walter Robert Perkuhn aus Jesteburg
am 02.02.2025 um 15:21

Liebe Elisabeth,
vernünftige Jagd halte ich für wichtig, als Machtgehabe gegenüber Tieren finde ich es ekelhaft, versucht doch mal, euch vernünftig zu verhalten und lasst die Tierquälerei einfach nach, wie gesagt, wenn ihr lebende Versuchs Probanden braucht, nehmt euch selbst.
Sie werden verblüfft sein, wie es sich anfühlt 🫵