Stader Kreistag fordert Bestandsregulierung
Kein "Weiter so", aber auch kein "Feuer frei" beim Thema Wolf

Abstimmung im Stader Kreistag: Alle heben die Hand, um der Resolution zum Wolf zuzustimmen | Foto: Daniel Beneke / LK Stade
  • Abstimmung im Stader Kreistag: Alle heben die Hand, um der Resolution zum Wolf zuzustimmen
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Nach der Häufung von Wolfsattacken auf Schafherden in der Region und dem jüngsten Angriff mit zwei getöteten Rindern direkt vor den Toren der Kreisstadt Stade gibt es jetzt auch einen Schulterschluss der Parteien im Kreistag zum Thema Wolf. Der Kreistag hat einstimmig eine Resolution verabschiedet, die zwei zentrale Forderungen beinhaltet: Erstens soll das von den Grünen geführte Bundes-Umweltministerium gegenüber der Europäischen Kommission den guten Erhaltungszustand des Wolfes verkünden. Und zweitens soll die Bundesregierung gemäß dem Koalitionsvertrag der Ampel ein regional differenziertes Bestandsmanagement ermöglichen. 

Die Resolution geht zurück auf einen Dringlichkeitsantrag der Fraktionen von CDU, FWG und FDP. Die Kreispolitiker weisen darauf hin, dass die bisherige Rechtslage nicht ausreichend ist, um die Interessen der Nutztierhalter zu wahren und den Küstenschutz durch Deichschafe sicherzustellen. Insbesondere bei Konfliktsituationen müsse es möglich sein, schnell und unbürokratisch in ein Bestandsmanagement einzutreten, wird in der Begründung des Antrags ausgeführt. Konkret müsse es gestattet werden, die Zahl der Wölfe zu reduzieren. 

Landrat Kai Seefried stellt Antrag auf Abschuss des Wolfes

Schutzzaun kann zur Falle werden

Hervorgehoben wird in der Resolution die Bedeutung der Schafe für die Pflege der Deiche. Für einen großen Teil der Bevölkerung des Landkreises Stade habe die Deichsicherheit entlang der Küstenschutzlinie eine elementare Bedeutung. Die Wolfsangriffe auf Deichschafe an der Oste hätten deutlich gemacht, dass es einen gravierenden Zielkonflikt gibt: hier der Schutz der Wolfspopulationen, dort die Sicherheit der zur Deichpflege eingesetzten Schafherden. In der Resolution gehen die Kreistags-Politiker auch auf das Thema Herdenschutzzaun ein. Der Zaun in Gräpel habe keinen Schutz für die Schafe geboten, obwohl dieser von der Beschaffenheit bereits über die offiziellen Empfehlungen des Wolfsbüros bzw. der Landwirtschaftskammer hinausging. Der massive und geschlossene Zaun habe sich im Gegenteil sogar als Falle erwiesen: Die Schafe konnten nicht flüchten.

Es geht nicht darum, den Wolf auszurotten

Landrat Kai Seefried (CDU) bedankte sich für das "klare Signal" aus der Politik. Die Position des Landkreises werde gestärkt. "Ein 'Weiter so' darf es beim Umgang mit auffälligen Wölfen nicht mehr geben." Es gehe nicht darum, den Wolf auszurotten, so der Landrat. Doch in Niedersachsen sei der gute Erhaltungszustand des Wolfes erreicht. Im Sinne eines regionalen Bestandsmanagements müsse es jetzt möglich sein, bei einer Häufung von Rissen Tiere zu entnehmen.

Von einer "Rückkehr der Wölfe" sprach CDU-Fraktionschef Helmut Dammann-Tamke. Die Raubtiere seien Profiteure der strengen EU-Schutzbestimmungen und würden in der von Menschen geschaffenen Kulturlandschaft bestens zurechtkommen. "Der Wolf ist ein Kulturfolger. Er geht dorthin, wo er reichlich Nahrung findet." Lediglich für die Aufzucht seiner Welpen brauche er eine "ruhige Ecke". Bei dem geforderten Bestandsmanagement gehe es nicht um ein "Feuer frei auf den Wolf". Dies gebe das Jagdrecht gar nicht her, so Dammann-Tamke, der Präsident des Deutschen Jagdverbandes (DJV) ist. 

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Warnung vor einer Wolfs-Hysterie

Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Kreistag, Björn Protze, machte sich Gedanken um die Sorgen in der Bevölkerung: Die Menschen im Landkreis Stade seien verängstigt. "Eltern haben Angst, wenn ihre Kinder zum Spielen in den Wald gehen." Benjamin Koch-Böhnke von den Linken warnte allerdings vor einer Wolfs-Hysterie. Man dürfe nicht zurückfallen in Zeiten von Grimms Märchen und dem "bösen Wolf". Es müsse eine Regulierung der Wolfspopulation nach Augenmaß geben.

Die Grüne Ursula Männich-Polenz wiederum mahnte mehr Anstrengungen beim Herdenschutz an. Denn wolfsfreie Zonen werde es nicht geben. Um Schafe auf den Deichen zu schützen, könne der Einsatz von Herdenschutzhunden sinnvoll sein. Das wiederum veranlasste Dammann-Tamke zu dem Hinweis, dass solche Hunde - meist von der Rasse Kangal - darauf trainiert seien, die Schafe vor jedem zu schützen. Ein Herdenschutzhund mache keinen Unterschied zwischen einem und einem Kind, das ein Lamm streicheln möchte. Jeder, der sich den Schafen nähere, werde von den Hunden attackiert. So etwas wäre doch eine Horrorvision für den Tourismus an der Elbe.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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