Deichbau muss schneller vorankommen
Küstenschutz: Stades Landrat lässt nicht locker
Die Winterzeit ist die Haupt-Sturmflutsaison. Kürzlich gab es die erste Sturmflutwarnung in diesem Jahr für die Niederelbe-Region. Die Winterstürme vor einem Jahr haben gezeigt, wie schnell die Gefahr einer "Jahrhundertsturmflut" heraufziehen kann. Im Februar 2022 brandete die vierhöchste Sturmflut aller Zeiten gegen die Elbdeiche. Doch der Küstenschutz an der Elbe wird in Niedersachsen recht stiefmütterlich behandelt. Das Land stellt nicht genügend Geld für den Deichbau zur Verfügung und es fehlen auch Fachkräfte für die Planung. Stades Landrat Kai Seefried (CDU) hat den neuen niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer (Grüne) jetzt in einem Brief noch einmal auf die Probleme aufmerksam gemacht, nachdem sich dessen Vorgänger Olaf Lies (SPD) als sehr schwerfällig erwiesen hat.
"Es wird in diesem Jahr wieder eine Küstenschutzkonferenz geben", erklärt Seefried auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Meyer habe er dazu eingeladen, das Grußwort zu sprechen. Seefrieds möchte, dass die Unterelbe mehr in den Fokus des Landes rückt. Sein Ziel ist es, dass ein "Generalplan Küstenschutz" aufgestellt wird, an dessen Ausarbeitung sich neben den zuständigen Bundes- und Landesbehörden, den drei Bundesländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg auch die Anrainer-Landkreise beteiligen sollen.
Seefried erhält dabei politischen Rückenwind aus der Region. Der Stader Kreistag hatte im Oktober eine Resolution zum "Generalplan Küstenschutz" verabschiedet, in der ein beschleunigter Zeitplan für die erforderliche Erhöhung der Hauptdeichlinie gefordert wurde. Die Politiker kritisierten außerdem, dass viel zu wenig Geld für den Deichbau zur Verfügung steht. Bei der Finanzierung des Deichbaus müsse das Land daher dringend nachsteuern, so Seefried. Sorgen macht er sich um die personelle Situation beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Das Land müsse sich u.a. darum kümmern, dass die Stellen für (Wasser-)Bauingenieure aufgestockt und anschließend auch dauerhaft besetzt werden.
Kompensationsflächen auf Asselersand schaffen
Der Landrat hat zudem ein Problem angerissen, das bisher noch gar nicht in dieser Deutlichkeit zur Sprache kam. Es geht um die Bereitstellung von sogenannten Kompensationsflächen. Ein Großteil gerade der Kehdinger Deiche liegt in Naturschutzgebieten oder Bereichen, die nach EU-Recht unter Schutz stehen. Durch die Erhöhung der Deiche wird auch der Deichfuß breiter. Hinzu kommen die Deichverteidigungswege. Für diese zusätzlich benötigten Flächen müssen an anderer Stelle Ausgleichsmaßnahmen getroffen werden, indem diese Areale aus Sicht des Naturschutzes aufgewertet werden. Doch es seien, so Seefried, "kaum noch Kompensationsflächen zu bekommen".
Eine zu späte Suche nach geeigneten Flächen könnte die Planungen weiter verzögern. Seefried schlägt vor, rechtzeitig einen Flächenpool einzurichten, indem schon jetzt geeignete Grundstücke vom Land erworben werden. Sein Vorschlag dazu: das Außendeichgelände auf Asselersand, wo bereits der Deichverband Kehdingen-Oste einen Kompensationspool plant. Dort bestehe "der letzte zusammenhängende Komplex, der für die Kompensationsmaßnahmen der Elbdeicherhöhung genutzt werden kann". Laut einer Machbarkeitsstudie soll dort noch "Aufwertungspotenzial" bestehen. Ein grobes Konzept zur Aufwertung der Flächen liegt bereits vor.
Doch Seefried mahnt an, schnell zu handeln: Auch andere Institutionen haben ein Auge auf Asselersand geworfen. Deswegen müsse schnell eine Entscheidung her, so der Landrat. Sein Appell an den Landwirtschaftsminister: "Ich bitte Sie, sich im Interesse der Deichverbände für eine eindeutige Entscheidung des Küstenschutzes einzusetzen."
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