Stader Gruppe hatte engen Kontakt zu Esther Bejarano (†)
"Omas gegen Rechts": Trauer um Ehren-Oma
![Zu Besuch bei Esther Bejarano (im Sessel): Dörte Schnell (v.li.), Silke Becker und Gerda Smorra von den "Omas gegen Rechts" | Foto: Omas gegen Rechts](https://media04.kreiszeitung-wochenblatt.de/article/2021/07/20/2/444832_L.jpg?1626797559)
- Zu Besuch bei Esther Bejarano (im Sessel): Dörte Schnell (v.li.), Silke Becker und Gerda Smorra von den "Omas gegen Rechts"
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jd. Stade/Hamburg. Bewegender Abschied von Esther Bejarano (†96). Die Holocaust-Überlebende wurde am Sonntag auf dem Jüdischen Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf beigesetzt. Die Aktivistin, die sich jahrzehntelang gegen Rechtsextremismus engagierte und u.a. an Schulen Aufklärungsarbeit über die Nazi-Zeit leistete, ist am 10. Juli verstorben (das WOCHENBLATT berichtete.) An der Trauerfeier nahm auch Dörte Schnell von den Stader "Omas gegen Rechts" teil. Bejarano war "Ehren-Oma". Schnell erinnert sich im Rückblick an eindrucksvolle Begegnungen mit der engagierten Musikerin und bekennenden Antifaschistin.
"Als ich Esther zum ersten Mal sprechen und singen hörte, war ich selbst noch eine junge Frau", berichtet Schnell, die seit Jahren bei den "Omas gegen Rechts" aktiv ist, um auf die Gefahren neo-nazistischer Umtriebe hinzuweisen. Bejaranos Schilderungen seien ihr unter die Haut gegangen, so Schnell. Sie habe berichtet, wie sie das KZ Auschwitz als Musikerin im Mädchenorchester überlebt habe, während ihre Familie ermordet worden sei. "Esther hat dann begonnen zu singen", so Schnell. "Da standen mir die Tränen in den Augen."
Die Stader "Oma" nahm an zahlreichen Veranstaltungen von Bejarano teil. Immer wieder habe diese gemahnt, die Schrecken des Nationalsozialismus nicht zu vergessen. Bejarano habe den Menschen gesagt: "Ihr tragt keine Schuld für das, was passiert ist, aber ihr macht euch schuldig, wenn es euch nicht interessiert." Ihr Elan sei auch für die "Omas gegen Rechts" ansteckend gewesen.
Schnell kannte Bejarano aber nicht nur als Mahnerin auf Veranstaltungen und in Schulen im Gespräch mit jungen Leuten. "Sie war auch Aktivistin", so Schnell. Und als solche sei sie nicht selten angegriffen worden. Auch von der Polizei, die einmal Wasserwerfer auf sie gerichtet habe, als sie in Hamburg Rednerin auf einer Demonstration war.
Als Bejarano von den "Omas gegen Rechts" der Titel einer "Ehren-Oma" angetragen wurde, nahm diese die Ehrung ohne zu zögern an. Eine dreiköpfige Delegation fuhr nach Hamburg und überreichte Bejarano in ihrer Wohnung die Urkunde. Sie habe die Urkunde mit ihrem typischen verschmitzten Lächeln entgegengenommen, so Schnell, und dabei erklärt: "Ich bin doch wohl eher eine Ehren-Uroma."
Die "Omas gegen Rechts" wollen nun im Bündnis mit anderen antifaschistischen Kräften Bejaranos letztes großes Anliegen weiterverfolgen. Die KZ-Überlebende hat sich vehement dafür eingesetzt, dass die deutsche Kapitulation am 8. Mai als Tag der Befreiung ein bundesweiter Feiertag wird.
Schnell kritisiert, dass Bejaranos Einsatz in diesen Tagen von etlichen Politikern mit hochtrabenden Worten gelobt worden sei. Dabei hätten viele dieser Politiker ihr zuvor immer wieder Steine in den Weg gelegt - etwa bei ihrem Einsatz für die Bootsflüchtlinge. Folgender Satz von Bejarano sei bezeichnend, so Schnell: "Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen."
Redakteur:Jörg Dammann aus Stade |
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