Eltern fordern Antworten
Projekt Ganztagsschule in Niedersachen ohne Plan?

Viele Klassenzimmer im Landkreis Stade bleiben aufgrund der Unterrichtsunterversorgung leer | Foto: Adobe Stock/maroke
  • Viele Klassenzimmer im Landkreis Stade bleiben aufgrund der Unterrichtsunterversorgung leer
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Ab 2026 gilt in Niedersachsen der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule – doch wie die Umsetzung finanziert werden soll, bleibt unklar. Politiker und Elternvertreter schlagen Alarm.

Fehlende Planung: Schulen brauchen klare Vorgaben
„Eine ausreichende Finanzierung und ein klares Konzept der Ganztagsschulen ist zwingend geboten“, warnt Stader CDU-Landtagsabgeordnete Melanie Reinecke. Doch genau hier fehlt es an Klarheit: Bislang habe Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) keine konkreten Angaben geliefert, wie genau der Ganztagsbetrieb finanziert und organisiert werden soll. Städte, Gemeinden und Schulen stünden vor einem Planungschaos – ohne verbindliche Regelungen könne der Rechtsanspruch auf acht Stunden Betreuung an fünf Tagen in der Woche nicht eingehalten werden.

Landeselternrat: Schulstatistik sagt wenig über echte Lage aus
Auch die Personalfrage bereitet Sorgen. Während Kultusministerin Hamburg eine stabilisierte Unterrichtsversorgung (96,9 Prozent) des vergangenen Halbjahres lobt, bleibt der Landkreis Stade an vielen Schulen weit hinter dem Durchschnitt zurück.

Unterrichtsversorgung im Kreis Stade: Tabelle mit allen Schulen

Darüber hinaus kritisiert der Landeselternrat Niedersachsen (LER), dass die offizielle Statistik zur Unterrichtsversorgung nicht differenziert genug sei, um Aufschluss über die tatsächliche Situation an den Schulen zu geben. „Schule muss heute viel mehr können als nur Fachunterricht. Aus der aktuellen Schulstatistik geht bisher gar nicht hervor, wie gut Schulen darauf vorbereitet sind“, betont Miriam Kaschel, Vorsitzende des LER.

Die aktuellen Statistiken differenzieren die Daten über nicht-lehrendes Personal wie Schulsozialarbeiter oder Sonderpädagogen kaum. „Um notwendige schulische Entwicklungsprozesse zu begleiten und Handlungsbedarfe zu erkennen, halten wir eine Transparenz über die tatsächliche personelle Ausgangslage an unseren Schulen für unerlässlich“, ergänzt Wiebke Scheidl, stellvertretende LER-Vorsitzende. Nur so könne man erkennen, ob Schulen für den steigenden Betreuungsbedarf wirklich gerüstet sind.

Eltern und Politik fordern schnelles Handeln

Ohne eine gesicherte Finanzierung und eine realistische Personalplanung droht das Ganztagsversprechen ab 2026 zum leeren Versprechen zu werden. Sowohl die Politik als auch Elternvertreter erwarten jetzt eine klare Strategie vom Kultusministerium.

„Diese wichtige Investition in die Zukunft unserer Kinder darf nicht weiter aufgeschoben werden“, fordert Reinecke. Landeselternrat und Landtagsabgeordnete sind sich einig: Die Zeit drängt – jetzt muss gehandelt werden.

Redakteur:

Pauline Bellmann aus Buxtehude

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