"Die Buschhorner" machen Stimmung
Protest auf dem Acker gegen Neubaugebiet in Haddorf
Der (anonyme) Protest geht weiter: Am Rand der Ortschaft Haddorf sind auf einem Acker neue Plakate gegen das von einem Investor geplante Neubaugebiet aufgetaucht. Die Anwohner werden zur Teilnahme an einer Ausschusssitzung im Rathaus aufgerufen. Die Botschaft ist eindeutig: „Rockt die Hütte.“
Dabei sind die Pläne politisch fast schon ad acta gelegt. Der Ortsrat sprach sich zweimal dagegen aus, die rund 2,7 Hektar große Fläche an der Herzog-Heinrich-Straße, dicht an der Bahnstrecke und am Rand der bestehenden Bebauung in Richtung Hahle gelegen, von einem Investor bebauen zu lassen. Das sorgte für Verwunderung bei politischen Beobachtern, schließlich gibt es in Haddorf quasi keine Bauplätze mehr. Im Flächennutzungsplan der Hansestadt Stade ist das Areal, das die Bebauung in Haddorf nach Osten hin abrunden würde, bereits als Wohnbaufläche ausgewiesen. Geplant waren bis zu 40 Wohneinheiten, hauptsächlich Einfamilien- und Doppelhäuser. Es wäre auf absehbare Zeit das einzige Neubaugebiet in der Ortschaft gewesen.
Bereits im Vorfeld der Beratungen im Ortsrat waren vor Ostern Protestplakate an verschiedenen Stellen im Dorf aufgetaucht – teilweise auch auf öffentlichen Grünflächen. Die Optik der neuen Plakate ähnelt sehr stark den im März aufgestellten. Die anonymen Plakataufsteller wehren sich als "Die Buschhorner“ dagegen, dass die Zufahrt des Neubaugebietes durch ihr Wohngebiet – an der Straße Buschhorn gelegen – gebaut wird. Sie sorgen sich um eine zu hohe Verkehrsbelastung und halten die Straßen für zu eng. Rund 30 Anwohner waren zur jüngsten Ortsratssitzung erschienen. In geheimer Abstimmung sprach sich das Gremium mit fünf zu vier Stimmen gegen die Aufstellung eines Bebauungsplans aus.
Kurz vor der damaligen Sitzung erhielten die Ortsratsmitglieder ein anonymes Drohschreiben – unterschrieben hatten es „Die Buschhorner“. Darin wird das Vorgehen des Ortsrates mit den Diktaturen in Russland und Nordkorea verglichen. Offenbar sollte den Kommunalpolitikern der Eindruck vermittelt werden, dass die ganze Siedlung den Protest unterstützt. Laut WOCHENBLATT-Informationen habe sich etliche Anwohner inzwischen von dem im Reichsbürger-Jargon formulierten Brief distanziert.
Am Donnerstag, 20. April, steht das Thema noch einmal bei einem Gremium des Stader Rates auf der Tagesordnung – in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Klima und Umwelt. Die Politiker beraten ab 17.30 Uhr im Ratssaal. In Stade ist es gängige politische Praxis, dass der Rat und seine Ausschüsse nicht gegen die Entscheidungen der Ortsräte votieren. Daher dürfte nicht damit zu rechnen sein, dass der Ausschuss für das Neubaugebiet stimmt.
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