Rund 100 Erzieher fehlen in Stade

In den Einrichtungen der Stadt Stade fehlen Erzieher   Foto: Topkids
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Schock-Report: Personalnotstand in Kindergärten und Krippen / Erster Stadtrat schlägt Alarm

tp. Stade. "Ich bin ratlos", sagte Stades Erster Stadtrat Dirk Kraska am Mittwoch auf der Sitzung des Ausschusses für Kinder, Jugendliche, Senioren, Soziales und Familie im Schwedenspeicher. Die Stadt biete deutlich zu wenige Elementarplätze (3 bis 6 Jahre), auch könne sie den Bedarf an Krippenplätzen (unter 3 Jahre) voraussichtlich nicht decken. Vor den Fachpolitikern stellte der Spitzenbeamte den alarmierenden städtischen Bericht zur Kindertagesbetreuung 2018 vor, nach dem hunderte Betreuungsplätze fehlen.

Der Report basiert auf einer - allerdings mit statistischen Unsicherheiten behafteten Prognose -, die anhand der Software „Primus Kita“ mit Blick auf die Stader Wohnquertiere (Sozialräume) erstellt wurde. Nach der rechnerischen Voraussage fehlen für die rund 3.000 Stader Jungen und Mädchen im Alter bis sechs Jahren im Elementarbereich nach den Ferien mehr als 200 Plätze und bereits mehr als 260 Plätze im Jahr 2020. Im Hort-Bereich klafft in den kommenden Jahren stets eine Betreuungslücke von mehr als 200 Plätzen. Es gibt lange Wartelisten: 155 Namen stehen auf der Krippen-Liste, 240 bei den Kindergärten. Fest steht: Einige Familien gehen bei ihrem Antrag um einen Kita-Platz leer aus.

Für Unsicherheit in den Prognosen sorgen unter anderem die neue Beitragsfreiheit, die aller Voraussicht nach den Einrichtungen einen höheren Zulauf bringt, bzw. die jetzt eingeführte altersbedingte Entscheidungsfreiheit der Eltern bei der Einschulung für die sogenannten "Kann-Kinder".

Nach Kraskas Erklärung können die Kita-Neubauten In Schölisch und in Riensförde (Bildungscampus) mit jeweils geplanten sechs Gruppen nur bedingt kompensieren, da die neue Kita Schölisch ein Ersatz für den Altbau ist und die provisorische Einrichtung "An der Koppel" aufgelöst wird. Der Erste Stadtrat hält mittelfristig mindestens einen weiteren Neubau - etwa im Benedixland - für nötig. Am Bauen liege es nicht, so Kraska: In Modulbauweise (Container) könne die Stadt  innerhalb weniger Monate eine Kita "hochziehen".

Kern des Problems sei der Personalmangel bei Erziehern und Sozialassistenten: "Wir brauchen in den nächsten fünf Jahren 80 bis 100 Fachklräfte", so Kraska, "und ich habe noch keine Ahnung, wo ich sie hernehmen soll." Der Markt sei bekanntlich leergefegt.
Zwar habe der Landkreis an den Berufsbildenden Schulen eine zweite Erzieher-Klasse mit 25 Plätzen eringerichtet, diese löse den Personalmangel aber bei Weitem nicht.
Carsten Brockelmann (WG) merkte dazu an, dass es qualitative Probleme bei den Bewerbern gebe: Längst nicht alle Interessenten würden sich für den verantwortungsvollen Erzieher- und Sozialassistenten-Beruf eigenen.

SPD-Ratsherr Oliver Kellmer regte an, die Politik müsse wohl langristig von den Lohngruppierungen im öffentlichen Dienst Abschied zu nehmen und durch höhere Einkommen Ausbildungsanreize für die bislang eher schlecht bezahlten Erzieher und Sozialassistenten schaffen.

Tobias Archut (Grüne) sagte: "Die Zahlen sind erschreckend." Das Problem fehlenden Fachpersonals umfasse den gesamten Landkreis. "Der Kampf um Personal wird härter."
Die Stadt investiert immer mehr öffentliches Geld in die Kinderbetreuung: Im Jahr 2013 waren es 8,3 Millionen Euro, im vergangenen Jahr lag die Summe bei 13,7 Millionen Euro..

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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