Neue Gebühren nach nur anderthalb Jahren
Stader Parkhäuser: Kommt das Aus für eine Stunde gratis parken?

Im Parkhaus Wallstraße gibt es meist jede Menge freie Parkplätze. Stattdessen drängeln sich die Autofahrer durch die Altstadt | Foto: jab
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  • Im Parkhaus Wallstraße gibt es meist jede Menge freie Parkplätze. Stattdessen drängeln sich die Autofahrer durch die Altstadt
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Bei den Parktarifen in Stade steht eine Kehrtwende bevor: Die Gebühren für das Parken in der Altstadt werden voraussichtlich ab 2023 vereinheitlicht, sofern der Rat das im Dezember beschließt. Wer sein Auto im Parkhaus abstellt, zahlt künftig den gleichen Tarif wie für das Parken unter freiem Himmel, was bisher teurer ist. Das Gratis-Parken für eine Stunde soll in den Parkhäusern abgeschafft werden.

Die Neuregelung der Parkgebühren wird von der Arbeitsgruppe Parkraumbewirtschaftung vorgeschlagen. Die AG, der Vertreter aus Verwaltung und Politik angehören, vollzieht mit dieser Empfehlung eine 180-Grad-Drehung. Erst im Sommer vergangenen Jahres war eine neue Gebührenordnung eingeführt worden: Für das Freiluftparken entlang der Gassen der Altstadt wurden fortan höhere Tarife verlangt als in den Parkhäusern. 

Autofahrer ins Parkhaus locken

Mit dieser Maßnahme sollten mehr Autofahrer in das Parkhaus Wallstraße gelockt werden. Dort herrschte oft gähnende Leere, während Stade-Besucher auf der Suche nach einer freien Parklücke wieder und wieder durch die Altstadtgassen kurvten. Eine intensivere Nutzung der Parkhäuser "bedeutet weniger Suchverkehr in der Altstadt, weniger Ausstoß von Schadstoffen und mehr Wohnqualität für Anwohner", verkündete Stades Pressesprecher Stephan Voigt im Juli 2021 geradezu euphorisch. 

Wird Parken in Stade teurer?

Doch der erhoffte Effekt blieb aus. Der Preisunterschied ist offenbar nicht groß genug, damit die Autofahrer vom Freiluftparken ins Parkhaus Wallstraße wechseln. Wer für zwei Stunden seinen Pkw in der Großen Schmiedestraße abstellt, zahlt 3,50 Euro - wer ins Parkhaus fährt, muss 2,50 Euro in den Automaten werfen. Dieser Unterschied von einem Euro reichte nicht als Anreiz. 

Mit der Streichung der günstigeren Parkhaus-Tarife gestehen Verwaltung und Politik ein, dass der Versuch, die Autos von der Straße ins Parkhaus zu holen, gescheitert ist. Erhalten bleibt zumindest die 2017 eingeführte Brötchentaste. An den Parkbuchten entlang der Straßen in der Altstadt war die Gratis-Parkdauer beim Drücken der Taste bereits im Vorjahr von einer Stunde auf eine Viertelstunde reduziert worden.

Eine Stunde gratis für Rewe-Kunden

Dass im Parkhaus Wallstraße trotz der hohen Baukosten überhaupt gratis geparkt werden darf, ist nicht zuletzt ein Zugeständnis an das Unternehmen "Matrix", den Investor des Einkaufszentrums "Neuer Pferdemarkt". Die taten sich schwer, einen Lebensmittelmarkt für ihr neues Center in der Stader City zu gewinnen. Schließlich sagte Rewe zu - unter der Bedingung, dass dessen Kunden eine Stunde frei parken dürfen. Für diesen "Rewe-Deal" zahlt Matrix 15 Jahre lang jeweils 30.000 Euro jährlich an die Stadt als Kompensation für theoretisch entgangene Parkgebühren. 

Da die erste Stunde Parken ohnehin kostenlos war, konnte den Rewe-Kunden diese Vereinbarung egal sein. Doch das wird sich künftig ändern. Wahrscheinlich erst bei einem Mindesteinkauf von 10 Euro im Rewe-Markt kann das Auto weiter gratis im Parkhaus Wallstraße abgestellt werden. Aus der Politik heißt es, dass es den anderen Geschäftsinhabern in der Stader Innenstadt freigestellt sei, eine ähnliche Regelung einzuführen. Viele Stader dürften sich da an die Stadette erinnert fühlen. Die erhielt man beim Einkauf als Parkmünze.

Eine Reaktion der Kaufleute steht noch aus. Der Pressesprecher der Interessengemeinschaft "Stade aktuell", Jürgen Ulrich, erklärte auf WOCHENBLATT-Nachfrage: "Natürlich ist 'Stade aktuell' nicht zufrieden mit dieser Entwicklung." Der Vorstand werde sich beraten und dann eine Stellungnahme - auch gegenüber der Presse - abgeben.

"Stade aktuell" hat sich jetzt zum Thema geäußert. Mehr über die Stellungnahme lesen Sie hier:

Parkgebühren: "Stade aktuell" zeigt sich gesprächsbereit

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Kommentar:

Parken in Stade - kein einfaches Thema

"Einfach Parken in Stade" - So ist die Infobroschüre zum städtischen Parkplatzangebot in der Hansestadt betitelt. Aber einfach war das Thema Parken in Stade noch nie, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Da ist einmal das "Millionending" Parkhaus Wallstraße, dessen Bau rund 15,5 Millionen Euro netto gekostet hat. Da ist außerdem ein Defizit von fast 800.000 Euro, mit dem die vier städtischen Parkgebühr allein 2021 die Stadtkasse belastet haben, wobei natürlich auch Corona eine Rolle gespielt hat. Da ist dann noch das Hin und Her bei den Parktarifen, die erst Mitte 2021 geändert wurden und die sich zum Jahreswechsel wohl erneut ändern werden. Und da sind die Autofahrer, die sich partout nicht dazu bewegen lassen, ihren Wagen im Parkhaus abzustellen.

Vor diesem Hintergrund ist die Aufgabe, vor der die Arbeitsgruppe Parkraumbewirtschaftung steht, nicht gerade einfach. Mit der Vereinheitlichung der Parktarife für die Altstadt wird Parken in Stade tatsächlich einfacher. Es bleibt aber fraglich, ob Verwaltung und Politik damit das leidige Parkplatz-Thema mitsamt der Defizite wirklich ad acta legen können. Die Hoffnung, dass mit der Abschaffung des einstündigen Gratisparkens mehr Geld in die Kasse gespült wird, könnte sich als falsch erweisen. 

Jörg Dammann

Im Parkhaus Wallstraße gibt es meist jede Menge freie Parkplätze. Stattdessen drängeln sich die Autofahrer durch die Altstadt | Foto: jab
Eine Viertelstunde gratis parken: Die Brötchentaste soll erhalten bleiben. | Foto: wei
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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