Wie geht es jetzt weiter?
Warum der Haddorfer Ortsrat nein zum Neubaugebiet sagt
Politische Kapriolen könnte es um ein geplantes Neubaugebiet in der Stader Ortschaft Haddorf geben. Als es um die rund 2,7 Hektar große Fläche im Winkel von Skorpionweg und Herzog-Heinrich-Straße ging, gab es auf der Ortsratssitzung zwei Nein-Stimmen bei sieben Enthaltungen. Damit wurde der von der Verwaltung vorgeschlagene Aufstellungsbeschluss für den B-Plan rein formal abgelehnt. Doch das letzte Wort wird nicht in Haddorf, sondern von den Gremien des Stader Rates gesprochen.
In der Stader Politik zeigte man sich verwundert. Es sei schon ein recht eigenartiges Votum, das die Ortsratsmitglieder da abgegeben hätten, heißt es. Es dürfte nun spannend werden, wie der Stader Stadtentwicklungs-Ausschuss damit umgeht. Der Ausschuss hat den Aufstellungsbeschluss für die Sitzung am morgigen Donnerstag, 15. Dezember, um 17 Uhr im Ratssaal auf der Tagesordnung.
Es gehört in Stade zu den politischen Gepflogenheiten, dass sich die städtischen Gremien bei ihren Beschlüssen an die Empfehlungen der Ortsräte halten. Ob das in diesem Fall auch so sein wird, soll noch völlig offen sein. Seitens der Verwaltung heißt es jedenfalls, dass man keinen Einfluss nehmen werde. "Ich bin gespannt auf die Abstimmung im Ausschuss", sagt Stadtbaurat Lars Kolk.
Kolks Kollege im Stader Verwaltungsvorstand, Stadtrat Carsten Brokelmann, stellt klar: "Ein Aufstellungsbeschluss ist eine rein politische Entscheidung." Die Zustimmung des Ortsrates sei nicht zwingend erforderlich. "Die weiteren Gremien sind daher nicht an das Votum des Ortsrates gebunden."
Warum wurde in Haddorf so entschieden?
Schließlich gibt es dort aktuell keine Bauplätze mehr. Zudem wäre das geplante Neubaugebiet wohl eine der letzten Flächen in Stade, wo noch Einfamilienhäuser errichtet werden dürfen. In der Hansestadt sollen künftig keine Einzelhäuser mehr auf der grünen Wiese entstehen.
Laut dem Haddorfer Ortsbürgermeister Hermann Müller (SPD) gibt es noch offene Fragen, die geklärt werden müssen. "Wir stellen uns mehrheitlich nicht grundsätzlich gegen das Baugebiet." Die Enthaltungen seien nicht als Ablehnung, sondern eher als Signal zu verstehen, dass noch Klärungsbedarf bestehe. "Die Sitzungsvorlage der Verwaltung kam eine Woche vor der Ortsratssitzung einfach so reingeschneit." Der Ortsrat brauche Bedenkzeit bis zur nächsten Sitzung im März.
Worin besteht für den Haddorfer Ortsrat das Problem?
Vor allem gehe es um die geplante Zuwegung, so Müller. Die 40 geplanten Wohneinheiten würden rund 100 Autos entsprechen, die sich zusätzlich durch die vorgesehene Zufahrtsstraße "Buschhorn" bewegen. Als Alternative käme nach seiner Meinung ein 130 Meter langer Ausbau der Graf-Heinrich-Straße - aktuell handelt es sich um einen Schlackeweg - bis zur Wassermannstraße in Betracht. "Diese Straße wurde in den siebziger Jahren als extra breite Durchgangsstraße angelegt." Weitaus problematischer hingegen sei der Buschhorn. Es gebe Bedenken aus dem Ortsrat, dass dort die Durchfahrt für die Feuerwehr zu eng sei - auch wegen der geparkten Autos.
Für Stadtbaurat Kolk ist solche Argumentation abwegig. "Wenn im Buschhorn Autos falsch parken und die Durchfahrt der Feuerwehrfahrzeuge behindern, dann müssen dort mal Ordnungsamtsmitarbeiter vorbeischauen und Bußgelder verhängen." Außerdem könnte man es dem Investor wohl kaum zumuten, die zusätzlichen Kosten für 130 Meter Straßenzuwegung zu tragen. Das würde die Bauplätze so verteuern, dass sie kaum zu vermarkten wären.
Und warum überhaupt die plötzliche Eile?
Wird noch vor Ende des Jahres ein Aufstellungsbeschluss gefasst, muss der Investor keinen Umweltbericht erstellen. Nach WOCHENBLATT-Informationen soll es dabei um rund 30.000 Euro gehen. Der Umweltbericht für kleinere Baugebiete war befristet entfallen, um so die Schaffung von Wohnraum zu fördern. "Es ging um den Verzicht auf Bürokratie, damit Baumaßnahmen schneller realisiert werden", erläutert Kolk. Die Umweltbelange würden ohnehin im Rahmen des B-Plans berücksichtigt.
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