Widerstand in Stade gegen A26-Pläne

Anlieger aus der Liegnitzer Straße (Altländer Viertel) waren im Rathaus, um ihr Anliegen vorzubringen  Foto: privat
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Kritik an Trassenführung: Bürger aus dem Altländer Viertel fühlen sich bei Planungen übergangen

lt/jd. Stade. Eine Lärmschutzwand, die die bisher freie Sicht auf die Obstplantagen nimmt: Mit dieser Zukunftsperspektive müssen die Bewohner am Rande des Altländer Viertels rechnen, wenn die derzeit vorgesehene Trassenführung für die A26 östlich von Stade tatsächlich so umgesetzt wird. Wie berichtet, soll der neue Autobahnabschnitt zwischen der Anschlussstelle Stade-Ost und dem Trog unter der Schwinge weitgehend parallel zur Landesstraße 111 (Ortsumgehung Stade) verlaufen. Die aktuellen Planungen sehen zudem vor, zwischen A26 und L111 das neue Industriegleis zu verlegen. Im "Viertel" regt sich jetzt Widerstand gegen diese Pläne, für die in ein paar Wochen das offizielle Genehmigungsverfahren beginnt.

"Warum muss die Autobahn so unverhältnismäßig dicht an die Wohnbebauung heranrücken?", fragt Hartwig Sievers, der im östlichen Bereich des Altländer Viertels wohnt. Er steht mit dieser Frage nicht allein da: Mit rund 20 Nachbarn besuchte Sievers kürzlich die Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt, um bei den Stader Politikern nachzuhaken, ob und warum im Vorfeld keine Alternativen für die jetzt vorgesehene A26-Trasse ins Spiel gebracht wurden.

Die Stadt habe die Planungen mit der zuständigen Landes-Straßenbaubehörde abgestimmt, ohne die Bewohner des "Viertels" zu fragen, so Sievers: "Wir fühlen uns schlichtweg übergangen." Sievers schätzt, dass die A26 rund 100 Meter an das Wohngebiet heranrückt. Er und die anderen Anwohner fürchten, dass die Lärm- und Schadstoffbelastung drastisch ansteigt. Sie fordern von Bürgermeisterin Silvia Nieber und Stadtbaurat Lars Kolk, auf die Sorgen der "Viertel"-Bewohner einzugehen und sie in den weiteren Planungsprozess einzubinden. "Schließlich hat die Stadt die primäre Aufgabe, sich um ihre Bürger und insbesondere um deren Gesundheit zu kümmern", erklärt Sievers.

Nieber hat bereits zugesagt, das Anliegen der Bürger aus dem Altländer Viertel zu berücksichtigen. Sie habe schon vor mehr als einem Monat den zuständigen Projektleiter für die "Küstenautobahn" und den betreffenden A26-Bauabschnitt, Sebastian Mannl von der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Oldenburg, angeschrieben. Jetzt sei die Rückmeldung erfolgt. Für Mitte Februar werde nun ein Gespräch in kleiner Runde mit Vertretern aus dem Viertel organisiert.

Bei dem Gespräch mit der Straßenbaubehörde und der Stadt wollen die Bewohner des Altländer Viertels eigene Vorschläge für die A26-Trasse östlich von Stade auf den Tisch bringen (siehe Text unten).

Geplante Autobahn Richtung Osten verlegen?

Bürger machen Vorschläge für alternativen Verlauf der A26 / Straßenbaubehörde sieht wenig Spielraum

"Die geplante Autobahn rückt uns zu dicht auf die Pelle." - Dieser Ansicht sind viele Bürger vor allem aus dem östlichen Bereich des Altländer Viertels (siehe Artikel oben). Sie fordern eine Änderung der Pläne. Vorschläge für mögliche Alternativen bei der Streckenführung hat jetzt "Viertel"-Bewohner Hartwig Sievers gemacht. Das WOCHENBLATT hat zu Sievers Vorschlägen und auch den Sorgen der Bewohner hinsichtlich einer höheren Lärmbelästigung ein Statement von Sebastian Mannl, Leiter der Projektgruppe Küstenautobahn in Oldenburg, eingeholt:

Die Autobahn verlegen
Nach Ansicht von Sievers sollte die Autobahn östlich der L111 verlaufen. Dort gebe es in der Nähe keine Wohnbebauung. In dem Bereich werde zwar Obstanbau betrieben. Allerdings sollte die Gesundheit der Bürger im Altländer Viertel einen höheren Stellenwert haben als die Interessen der Obstbauern.

Eine Verlegung der A26 sei allein aus Kostengründen nicht möglich, entgegnet Mannl. Hinzu komme, dass bei einer Verschiebung der Autobahn in Richtung der Obstplantagen im weiteren Trassenverlauf das Gewerbegebiet an der L140 im Weg sei.

A26 auf der L111-Trasse
Als Alternative schlägt Sievers vor, die A26 auf der Trasse der L111 zu bauen. Er führt mehrere Argumente ins Feld, die nach seiner Meinung für den Ausbau der Landesstraße zu einer Autobahn sprechen. So verringere sich der Abstand zur Wohnbebauung nur unwesentlich, der Flächenverbrauch sei deutlich geringer und - als wohl wesentlichster Aspekt - es sei bereits ein verfestigter Untergrund vorhanden.

"Die Autobahn direkt auf der L111 zu bauen, wäre tatsächlich die sinnvollste Lösung", sagt auch Mannl. Doch die Landesstraße sei unverzichtbar. In diesem Fall wäre wegen der fehlenden Anschlussstelle auch der Weg auf die L140 Richtung Hollern-Twielenfleth versperrt. "Von einer Autobahn kann man eben nicht so einfach abfahren."

Sorge wegen des Lärms
Welche Lärmbelastung kommt auf uns zu? Diese Frage treibt so manchen Bewohner des Altländer Viertels um. Viele machen sich nicht nur Gedanken wegen möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen aufgrund der Zunahme des Verkehrslärms, sie befürchten auch, dass wegen der Lärmbelastung ihre Häuser rapide an Wert verlieren.
Diese Sorgen möchte Mannl zerstreuen: Vorgesehen sei, die Fahrbahn mit "Flüster-asphalt" zu versehen sowie zwischen Autobahn und Wohngebiet eine rund fünf Meter hohe Lärmschutzwand zu errichten, die bis zur beginnenden Wohnbebauung entlang der Altländer Straße gezogen werden soll.

Der "problematische Lärm" entstehe ohnehin nicht durch die Autobahn, sondern durch die bereits vorhandene Altländer Straße, die im Zuge der Neuplanung über die Autobahn hinüber geführt werden soll, so Mannl. Für einige Häuser entlang der Altländer Straße sieht die Behörde daher passiven Schallschutz in Form von stark isolierten Fenstern vor. Mannl hält die geplanten Maßnahmen für ausreichend: "Die Lärmbelastung wird gegenüber der jetzigen Situation sogar abnehmen.

Im März sollen die Planungsunterlagen aus Oldenburg für eine fachliche Prüfung an die Behördenzentrale in Hannover weitergeleitet werden. Von dort gehen sie ans Bundesverkehrsministerium.
Danach wird das offizielle Planfeststellungsverfahren eingeleitet, bei dem die Unterlagen öffentlich ausliegen. Bürger haben dann die Möglichkeit, nochmals ihre Einwände vorzubringen. 

Anlieger aus der Liegnitzer Straße (Altländer Viertel) waren im Rathaus, um ihr Anliegen vorzubringen  Foto: privat
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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