Immer neue Zahlen und Berechnungen
Wie viel Windkraft für den Landkreis Stade soll es sein?

Mit dem Ausbau der Windkraft soll ein wichtiger Beitrag zur Energiewende geleistet werden | Foto: Chr. Schmidt / LK Stade
  • Mit dem Ausbau der Windkraft soll ein wichtiger Beitrag zur Energiewende geleistet werden
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Es geht um alle Bereiche, für die Flächen im Landkreis Stade genutzt werden - sei es Landwirtschaft oder Windenergie, Wohn- oder Gewerbebebauung, Straße oder Schienen, Tourismus oder Naturschutz. Die nicht immer einfache Aufgabe, alle Bedarfe unter einen Hut zu bringen und dabei gesetzliche Vorschriften zu beachten, nennt sich Raumordnung. Der Landkreis Stade muss nach zehn Jahren wieder ein neues Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) auf den Weg bringen, angepasst an die Planungen des Landes. Bis zum 7. Juli haben auch die Bürger Gelegenheit, Anregungen und Ideen zur Neuaufstellung des RROP beizutragen.

"Die jetzige Bürgerbeteiligung erfolgt zunächst ohne einen Entwurf des RROP", sagt Simon Grotthoff, im Kreishaus Leiter für Planung, Klimaschutz und Kultur. Der Landkreis wolle frühzeitig Anregungen aus der Bevölkerung und den öffentlichen Stellen sammeln, um diese in den neuen RROP-Entwurf einfließen zu lassen. Parallel zur Bürgerbeteiligung werden u.a. auch die Kommunen und (Naturschutz-)Verbände eingebunden.

Zum RROP gehört auch das Thema Windenergie. Die Nutzung der Windkraft soll in den kommenden Jahren auch im Rahmen der Bundes- und Landesplanung deutlich ausgebaut werden. So hat der Bund im vergangenen Jahr das Windenergieflächen-Bedarfs-Gesetz (WindBG) erlassen. Darin ist festgeschrieben, dass in Niedersachsen bis zum Jahr 2027 1,7 Prozent und bis 2032 2,2 Prozent der Landesfläche für die Windenergie bereitstehen müssen.

Ursprünglich 3,04 Prozent Windenergie-Flächen

Wie berichtet, hat die rot-grüne Landesregierung die Vorgaben bereits auf die Landkreise heruntergebrochen - auf Basis einer sogenannten Potenzialflächenanalyse. Zunächst lag die Vorgabe für den Landkreis Stade bei 3,04 Prozent der Landkreisfläche. Nach den bisherigen Berechnungsgrundlagen befinden sich auf 1,7 Prozent der Flächen im Landkreis Windkraft-Vorranggebiete. Doch die Planer um Kreishaus haben noch einmal nachgerechnet und dabei die Maßstäbe des Landes zugrunde gelegt, wonach auch die Flächen einbezogen werden, über denen sich die Rotoren eines Windrades bewegen. Nach diesem "Rotor-out-Prinzip" kam man schließlich auf 2,1 statt 1,7 Prozent für die bereits bestehenden Windkraftflächen. Nimmt man noch den Forschungs-Windpark in Krummendeich, bestehende Einzelanlagen und weitere Sonderflächen für die Windkraft hinzu, liegt der Wert sogar bei 3,25 Prozent.

Land erhöht Vorgabe jetzt auf 3,67 Prozent

Das hieße eigentlich: Der Landkreis hat sein ursprüngliches Soll von 3,04 Prozent übererfüllt. Doch so einfach geht die Rechnung nicht auf: Nach den Vorgaben des Landes dürfen Windparks keine Höhenbegrenzung mehr haben, sonst fließen sie nicht in die Berechnung ein. Zieht man die Flächen der bestehenden Windparks mit entsprechen Beschränkungen in den B-Plänen ab, so fällt der Landkreis Stade sogar auf 1,57 Prozent zurück. Und es kommt noch dicker: Das Land hat gerade einen neuen Sollwert für den Landkreis verkündet. Auf Stader Kreisgebiet sollen jetzt 3,67 Prozent der Flächen für die Windkraft ausgewiesen werden.

Die Erhöhung der Soll-Vorgabe um mehr als einen halben Prozentpunkt ist u.a. darauf zurückzuführen, dass das Land die zum Teil extrem hohen Windkraftflächen-Vorgaben in anderen Landkreisen wie dem Stader Nachbarkreis Rotenburg nach Protesten verringert hat und nun anderswo für einen Ausgleich sorgen musste. Kreisbaurätin Madeleine Pönitz ist dennoch zuversichtlich, dass der Landkreis Stade die neue Herausforderung bewältigen kann: „Wir machen uns gemeinsam mit der Politik auf den Weg, um das vom Land vorgegebene Flächenziel bis Ende 2026 umzusetzen. Das wird für alle Beteiligten ein Kraftakt werden.“

• Die Planungsunterlagen für das neue Regionale Raumordnungsprogramm können auf der Internetseite des Landkreises unter www.landkreis-stade.de/RROP_Neuaufstellung eingesehen werden.