Spannender Vortrag im Stader Schwedenspeicher
Die Angst der Menschen vor Zombies und anderen Untoten

Doppelte Nachzehrerbestattungen des 12. Jahrhunderts in Oldendorf. Dem linken Toten hatte man einen fremden Oberschenkelknochen unter das Kinn gelegt. Bei der Beerdigung eines weiteren Leichnams wurden die Beine abgetrennt. Ein Stein unter dem Kinn und im Mundbereich deuten ebenfalls auf Bannmaßnahmen hin.  | Foto: Kreisarchäologie Stade
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  • Doppelte Nachzehrerbestattungen des 12. Jahrhunderts in Oldendorf. Dem linken Toten hatte man einen fremden Oberschenkelknochen unter das Kinn gelegt. Bei der Beerdigung eines weiteren Leichnams wurden die Beine abgetrennt. Ein Stein unter dem Kinn und im Mundbereich deuten ebenfalls auf Bannmaßnahmen hin.
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Untote, Zombies, Vampire: Der Aberglaube an wandelnde Tote versetzt die Menschen seit jeher in Schrecken. Am Freitag, 16. Februar, referiert der Stader Kreisarchäologe Daniel Nösler über das Thema. Um 19 Uhr befasst er sich im Schwedenspeicher-Museum in Stade mit den "lebenden Toten" aus archäologischer Sicht. Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung „Untot – Archäologie, Biss, Popkultur“ statt. 

Kreisarchäologe Daniel Nösler referiert im Stader Museum Schwedenspeicher. | Foto: Landkreis Stade / Daniel Beneke
  • Kreisarchäologe Daniel Nösler referiert im Stader Museum Schwedenspeicher.
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Vampire oder Zombies seien durch ihre Präsentation in Filmen oder der Literatur ein fester Bestandteil der Gegenwartskultur, so Nösler. In früheren Zeiten war der Glaube an Untote oder Wiedergänger auch in Norddeutschland weit verbreitet. Insbesondere in Zeiten von Krisen wie Seuchen oder Krieg konnte sich die Angst vor den „lebenden Toten“ zur Hysterie ausweiten. Auch darüber wird der Experte im Schwedenspeicher sprechen.

Toten wurde ein Pfahl in den Körper gerammt

Auf Bestattungsplätzen von der Urgeschichte bis zur Neuzeit werden immer wieder Sonderbestattungen angetroffen, die Bannmaßnahmen vermuten lassen, mit denen der sogenannte Schadzauber der Untoten gebannt werden sollte. Hierzu gehören Pfählungen, das Beschweren der Leichname mit Steinen und ungewöhnliche Positionierungen der gefundenen Skelette. Im Rahmen des Vortrages werden archäologische Befunde möglicher Gräber von Wiedergängern oder Nachzehrern vorgestellt und analysiert.

Kreisarchäologen untersuchten Grab der "Roten Lena" bei Ohrensen

Hervorzuheben sind nach Einschätzung des Kreisarchäologen hier insbesondere Beispiele aus dem Landkreis Stade. So wurden im mittelalterlichen Kloster Harsefeld, in Oldendorf und in Stade Belege für Bannmaßnahmen entdeckt. Dass die Angst vor Untoten auch noch im 19. Jahrhundert in unserem Raum verbreitet war, zeigt der Fall der im Jahr 1842 bei Harsefeld hingerichteten „Roten Lena“, deren Leichnam mit Steinen beschwert wurde.

Zur Interpretation der zahlreichen Befunde werden von Nösler außerdem die reichlich vorhandenen volkskundlichen und historischen Quellen herangezogen, die häufig aus Niedersachsen überliefert sind. Auch heute noch leben im Bestattungsbrauchtum Rituale weiter, deren Wurzel in der Furcht vor Untoten begründet ist.

Doppelte Nachzehrerbestattungen des 12. Jahrhunderts in Oldendorf. Dem linken Toten hatte man einen fremden Oberschenkelknochen unter das Kinn gelegt. Bei der Beerdigung eines weiteren Leichnams wurden die Beine abgetrennt. Ein Stein unter dem Kinn und im Mundbereich deuten ebenfalls auf Bannmaßnahmen hin.  | Foto: Kreisarchäologie Stade
Kreisarchäologe Daniel Nösler referiert im Stader Museum Schwedenspeicher. | Foto: Landkreis Stade / Daniel Beneke
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Jörg Dammann aus Stade

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