Julie Deluz liebt das Licht und die Farben
Junge Künstlerin stellt mit ihrer Oma im Stader Rathaus aus
jd. Stade. Zwischen ihnen liegen fast 60 Jahre Altersunterschied - doch sie verbindet eine gemeinsame Leidenschaft: das Malen. Zwischen der 80-jährigen Irmi Brümmer und der 22-jährigen Julie Deluz bestehen aber auch enge familiäre Bande. Sie sind Großmutter und Enkelin. Julie hat ihre künstlerische Ader daher wohl von ihrer Oma geerbt - auch wenn Malstile und Materialien ganz unterschiedlich sind. In Stade können sich Kunstfreude jetzt selbst ein Bild von diesem generationenübergreifenden künstlerischen Schaffen machen: Wie das WOCHENBLATT berichtete, sind ab dem morgigen Donnerstag, 8. Juli, 30 Bilder der beiden im Stader Rathaus zu sehen. Die Ausstellung unter dem Titel "Generations" läuft bis zum 27. August.
Irmi Brümmer malt schon seit zehn Jahren nicht mehr, wollte auch nicht mehr ausstellen. Nun ließ sie sich noch einmal überreden, anlässlich ihres 80. Geburtstages ihre Bilder im Rathausfoyer zu präsentieren. Brümmer hat 1978 mit dem Malen begonnen. "Ich habe immer nur auf Seide gemalt", erzählt die Stader Künstlerin. "Bei diesem feinen Naturmaterial verlaufen die Farben auf ganz besondere Weise. Es gibt keine festen Konturen."
So entstehen stimmungsvolle Bilder mit Farbübergängen, die ineinander zerfließen. Brümmer hat immer nur die drei Grundfarben Blau, Rot und Gelb verwendet und sie direkt auf dem Seidenstoff vermischt. Erst am Ende dieses kreativen Prozesses - nach dem anderthalbstündigen Fixieren über heißem Wasserdampf - zeigt sich das Ergebnis. Erst dann sieht die Malerin, ob das Bild die erhoffte Leuchtkraft besitzt. Bei rund 60 Prozent der Bilder war das nicht der Fall. "Dieser Ausschuss landete in der Abfalltonne", berichtet Brümmer, die ihre Maltechnik als Dozentin auch anderen vermittelt hat.
Die gelernte Hotelkauffrau ist Autodidaktin. Zur Seidenmalerei kam sie über das Batiken. "Irgendwann hatte ich von dem Wachsgeruch die Nase voll." Schnell sei sie von den Vorzügen des Werkstoffs Seide überzeugt gewesen. Ihre Werke hat Brümmer nie betitelt. Sie möchte inspirieren und überlässt es dem jeweiligen Betrachter, sich in die Stimmung eines Bildes hineinzuversetzen.
Ihre kreativen Gene hat Irmi Brümmer über ihre Tochter, die ebenfalls malt, an die Enkelin Julie weitervererbt. Die gebürtige Staderin, die am Vincent-Lübeck-Gymnasium (VLG) ihr Abitur gemacht hat, übt sich schon seit frühester Kindheit im Umgang mit Buntstift, Farbe und Pinsel. "Mit 18 habe ich dann richtig mit der Malerei begonnen", erzählt die junge Frau, die derzeit in Hamburg ein Schauspielstudium absolviert und sich jetzt auf ihre Bachelorarbeit vorbereitet.
"Die Schauspielerei bringt viel Stress mit sich", sagt Julie, die bereits für bekannte Produktionen wie "Notruf Hafenkante" oder "Großstadtrevier" engagiert wurde. "Ich brauchte einen Ausgleich und den fand ich beim Malen." Mit Öl- und Acrylfarbe bringe sie all ihre Emotionen auf die Leinwand. Ihre abstrakten Bilder tragen zwar Titel wie "Universe", "Sweet dreams" oder "Lights", doch diese Bezeichnungen sind so allgemein, dass sie viel Spielraum für persönliche Interpretationen lassen.
Ein Fotograf, der auch als Galerist tätig ist, wurde vor zwei Jahren auf Julie aufmerksam. So kam es zu ihrer ersten Ausstellung - in der Hamburger Mönckebergstraße. Zunächst sei ihr gar nicht wohl bei der Vorstellung gewesen, ihre Bilder öffentlich zu präsentieren. "Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen kann, wenn andere Leute meine Bilder sehen", sagt Julie. Schließlich gebe sie in den Bildern viel von sich selbst preis.
Entgegen aller Befürchtungen war diese Premiere ein voller Erfolg. Weitere Ausstellungen, u.a. im spanischen Marbella sollten folgen, wurden aber wegen Corona abgesagt. In diesem Jahr werden Julies Bilder außer in Stade noch in Luxemburg auf einer internationalen Kunstschau zu sehen sein.
Einen Eindruck von Julies Werken gibt auf Instagram unter juliedeluzart.
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