Sondengänger stoßen auf spannende Münzfunde
Karl der Kahle und die Stader Schwedenschanze
Im Stader Schwedenspeicher-Museum werden ab Freitag dieser Woche (13. Oktober) Funde von der Schwedenschanze und aus deren Umfeld gezeigt. Während der Schwedenspeicher tatsächlich während der schwedischen Herrschaft in Stade (1648 bis 1712) entstanden ist, ist der Begriff Schwedenschanze irreführend. Denn diese Befestigung in den Schwingewiesen hat mit der Schwedenzeit rein gar nichts zu tun. Der Burgwall ist nämlich rund 1.000 Jahre älter. Er wurde in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts von den Altsachsen errichtet. Die Schwedenschanze ist die älteste bekannte frühmittelalterliche Burganlage zwischen Rhein und Elbe.
Berühmte Münze aus der Karolingerzeit
Die neuen Exponate, die künftig im Schwedenspeicher zu sehen sind, wurden überwiegend von ehrenamtlichen, zertifizierten Sondergängern zutage gefördert, die im Auftrag der Stadtarchäologie unterwegs sind. Die Funde belegen, dass die unbekannten Herrscher, die in der Burg residiert haben, weitreichende Beziehungen in die damals bekannte Welt gehabt haben. So wurden Münzen aus Byzanz (Ostrom) und der französischen Stadt Melle gefunden.
In Melle befand sich eines der bedeutendsten Silberbergwerke Europas. Bereits unter den fränkischen Merowingerkönigen - diese regierten bis 751 - wurde die Silbermine ausgebeutet. In Melle wurden auch Silbermünzen geprägt. Einen dieser berühmten "Meller Pfennige", geprägt während der Herrschaft Karls des Großen (†814) oder - was wahrscheinlicher ist - in der Regierungszeit seines Enkels Karls des Kahlen (†877), gibt es jetzt im Schwedenspeicher zu sehen.
Weitreichende Handelsbeziehungen
Für Stades Stadtarchäologen Dr. Andreas Schäfer sind die Münzfunde ein Beweis mehr, dass an der Schwinge - rund drei Kilometer flussaufwärts von der heutigen Altstadt - ein bedeutendes Machtzentrum und ein wichtiger Fernhandelsplatz bestanden haben muss - weit vor der Gründung Stades. Erst im vergangenen Jahr legten die Ausgräber am Schwingeufer direkt vor der Burg einen hölzernen, rund 1.200 Jahre alten Steg frei. Dort dürften Händler mit ihren Schiffen angelegt haben. Es könnte ein schwunghafter Warenaustausch dieses Ur-Stade mit den wichtigsten Seehandelsplätzen der damaligen Zeit wie Haithabu, Dorestad oder dem sagenumwobenen Vineta bestanden haben.
Vorgängerin der Stader Burg
Etwa 300 Jahre nach ihrer Errichtung wurde die Burg aufgegeben, nach Schäfers Schätzung etwa um das Jahr 930. Danach legten die Stader Grafen auf dem sogenannten Spiegelberg im heutigen Stader Stadtzentrum von Stade eine neue Burg an. Diese schützte eine Siedlung, die ebenfalls an der Schwinge anstand, nur eben weiter flussabwärts Richtung Elbe. Aus dieser Keimzelle entwickelte sich das heutige Stade, das anfangs größer und bedeutender als Hamburg war.
Die neuen Exponate aus dem Bereich der Schwedenschanze werden im 2. Obergeschoss des Schwedenspeicher-Museums ausgestellt. Dort befindet sich die archäologische Abteilung. Eine Videoanimation erläutert die Bedeutung der Stücke und zeigt eine 3D-Visualisierung der ehemaligen Befestigungsanlage, die - wie so viele Wallanlagen im 18./19. Jahrhundert - fälschlicherweise den Schweden zugerechnet wurde.
Gefördert wird die Präsentation vom Verein zur Erhaltung stadtgeschichtlich bedeutsamer Gebäude und Einrichtungen zur unmittelbaren Förderung von Kunst und Kultur sowie zur Förderung der Heimatpflege und Heimatkunde in der Hansestadt Stade e.V.
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