Tostedt
Entscheidung über Zukunft der Wehr Bötersheim vertagt
Schlechte Kommunikation oder unsensibler Vorstoß? Durch die Vorlage der Tostedter Verwaltung zur Auflösung der Freiwilligen Ortswehr Bötersheim - final abgesegnet durch Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam - fühlen sich die ehrenamtlichen Retter buchstäblich vor den Kopf gestoßen. In der Sitzung des Feuerschutzausschusses "hagelte" es jetzt reichlich Kritik. Eine Entscheidung über die Zukunft der Wehr wurde vertagt, bis am 13. November 2023 ein erneutes Treffen aller Verantwortlichen stattgefunden hat.
Nach einem Gespräch im Juni unter Beteiligung der Samtgemeindeverwaltung, dem Gemeindebrandmeister, Mitgliedern der Feuerwehren Bötersheim und Kakenstorf sowie Kakenstorfs Bürgermeister sollte ein weiteres Treffen vereinbart und eine Arbeitsgruppe gegründet werden. Beides ist nicht passiert. Die aktuelle Vorlage erweckte den Eindruck, dass bereits Tatsachen geschaffen werden sollen.
Wehr soll Löschgruppe der Feuerwehr Kakenstorf werden
Wegen der geringen Mitgliederzahl - aktuell sollen es noch zwölf Aktive sein, von denen vier in absehbarer Zeit in die Alters- und Ehrenabteilung wechseln - wird über den Fortbestand der Ortswehr Bötersheim diskutiert. Wie berichtet, solle die Ortswehr Bötersheim gemäß Verwaltungsvorlage eine Löschgruppe der Feuerwehr Kakenstorf und das jetzige Feuerwehrhaus eventuell durch die Gemeinde Kakenstorf als Dorfgemeinaschaftshaus genutzt werden. Im Gespräch sei die Belassung eines Fahrzeuges vor Ort gewesen, so Dörsam.
Auch wenn Samtgemeinde-Bürgermeister Dörsam sich für die herausragende Leistung der Ortswehr und die exorbitante Mobilisierungsrate vieler Freiwilliger für die Feuerwehr im rund 150-Seelen-Dorf Bötersheim bedankte: An der aufgebrachten Stimmung änderte das nichts.
Jeder Kamerad und jede Kameradin wird gebaucht
"Ich distanziere mich von dem Beschlussvorschlag. Bei mir sind viele entrüstete Anrufe eingegangen", erklärte Gemeindebrandmeister Sven Bauer. Die Reaktionen hätten gezeigt: Auch die Ortsfeuerwehrführung trage den Vorschlag nicht. Personelle Schwierigkeiten wie in Bötersheim könne es jederzeit in anderen Wehren geben. "Wir brauchen jeden Kameraden und jede Kameradin", betonte Bauer. Er verwies darauf, dass sich die Feuerwehrleute ehrenamtlich engagieren, mangelnde Wertschätzung könne zu Austritten führen.
In Bötersheim gebe es zudem das Problem, den Wehrmitgliedern kaum Wohnraum anbieten zu können, was zur Abwanderung in andere Gemeinden und Übertritte in die dortigen Feuerwehren führe, so Bauer. Er verwies auf die vereinbarte Gründung der Arbeitsgemeinschaft, die die Basis für weitere Gespräche sei und zu der die Samtgemeinde einladen müsse. Und nicht, "dass jetzt ersatzlos die Auflösung zur Disposition steht."
Ausrückeordnung wegen geringen Personalbestands anpassen
Außer Frage stand für ihn, die Alarm- und Ausrückeordnung wegen des geringen Personalbestandes anzupassen und die Wehr Bötersheim durch die Wehr Kakenstorf im Bedarfsfall zu verstärken. Die Feuerwehren hätten immer mehr Aufgabenvielfalt und Vorschriften zu erfüllen, da sei die Existenz jeder Wehr wichtig. Diese Verwaltungsvorlage zeige die Wertschätzung und den Umgang mit Menschen. "Wir können so mit Ehrenamtlichen umgehen, aber das wird uns auf die Füße fallen", so Bauer.
Geschockt von der Vorlage und der mangelnden Wertschätzung des Ehrenamtes zeigte sich u.a. auch Jan Hinnerk Zirkel (Zusammen für Tostedt). Rolf Aldag (CDU) nannte es ein Unding, "den Leuten das vor den Kopf zu hauen." Nichtsdestotrotz müsse man sich der Realität stellen. Bötersheim als Löschgruppe Kakenstorfs ergebe Sinn, ebenso der Vorhalt eines kleinen Fahrzeugs, sagte Aldag.
Vorlage ein Affront gegen ehrenamtliche Retter
"Mich hat die Vorlage getroffen wie ein kalter Schlag. Das ist ein Affront gegen die Feuerwehrleute aus Bötersheim", meinte Hagen Frick (parteilos), der die Vertagung des Tagesordnungspunktes beantragte, die der Ausschuss einstimmig befürwortete.
Etwas versöhnter zeigte sich Bötersheims Ortsbrandmeister Carsten Lelke nach der Sitzung, "wenn wir so weitermachen, wie wir im Juni geendet sind", meinte er zu dem konstruktiven Austausch.
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