Neue Abzockmasche über Instagram und WhatsApp

Wenn sich Keanu Reeves plötzlich meldet

Hilde S. aus Buchholz traute ihren Augen nicht. "Ich war gerade im Urlaub, als plötzlich auf meinem Instagram-Account eine Anfrage von Schauspieler Keanu Reeves aufploppte", erzählt sie. "Er habe mein Profil entdeckt und fände mich sehr interessant, schrieb er mir."

Bei der 74-jährigen Buchholzerin schrillten sofort alle Alarmglocken. Wusste sie doch, dass eine Bekannte von ihr erst kürzlich Geld an den Sänger Andreas Gabalier auf dessen Wunsch überwiesen hatte. Andere Bekannte wurden u.a. von Elon Musk und Peter Maffay angeschrieben. "Alles ältere und teilweise alleinstehende Frauen, die ein Profilbild von sich im Account haben", so die Buchholzerin.

Trotzdem ließ S. sich auf das Abenteuer ein und antwortete dem Kanadier. "Wir schrieben uns jeden Tag, über einen Monat lang", berichtete die Seniorin. "Er war immer sehr charmant und alle Antworten, die er mit auf meine Fragen gab, waren sehr schlüssig. Er versuchte, mich mit psychologischen Tricks um den Finger zu wickeln." Irgendwann tauschten die beiden ihre Handynummern aus und der Schriftverkehr lief über WhatsApp weiter. Der angebliche Schauspieler schickte private Bilder von sich und sogar ein Video, auf dem er Musik macht. "Bei einer genaueren Recherche im Internet sind diese Sachen allerdings für jeden frei zugänglich", hat Hilde S. herausgefunden.

Was die wachsame Seniorin besonders freute: "Ich hatte mir vorgenommen, in meinem Alter noch Englisch zu lernen. Und der Kontakt lief über diese Sprache." Somit hatte Hilde S. sogar noch etwas Positives von der Sache.

Der Kontakt endete sehr abrupt. "Keanu Reeves schrieb mir, dass er bald Geburtstag habe und fragte, ob ich ihm etwas schenken wolle. Ich sollte bestimmte Geldkarten kaufen und ihm die Codes schicken. Ich fragte ihn, was das solle, schließlich habe er genug Geld. Er antworte, wenn ich das nicht mache, würde ich ihm nicht mögen. Als ich schrieb, ich mache das nicht, wurde ich sofort entfreundet", beschreibt Hilde S. die "Trennung". 

Kriminalhauptkommissar Carsten Bünger, Präventionsbeauftragter der Polizeiinspektion Harburg, lobt das Verhalten von Hilde S.: "Sie hat genau richtig gehandelt und den Betrügern - nichts anderes war der Kontakt - überwiesen." Er rät zur Vorsicht, für den Fall, dass man ohne eigene Initiative angeschrieben und zu einer Handlung aufgefordert wird. Das gelte sowohl für die E-Mail von der Bank als auch bei Nachrichten in den sozialen Medien. Im Fall von Hilde S. und ihren Bekannten komme hinzu, dass die Gauner ihre Opfer zuvor offenbar "durchsortiert" haben. "In der Hoffnung, dass man bei älteren und vielleicht einsamen Frauen leichteres Spiel habe", so Bünger. "Von daher sollte man mit dem Hinweis auf den Datenschutz im Internet nie zu viel von sich preisgeben. Vor allem kein Alter und keinen Beziehungsstatus."

Weitere Infos, wie man sich vor Betrügern schützen kann, hat Carsten Bünger unter Tel. 04181 - 285108 parat.