UNGEWÖHNLICHE KIRCHENNAMEN Teil 2
St. Sixtus und Sinnitius: Wer kennt diese Heiligen?
Viele evangelische Kirchen tragen noch immer den Namen von Heiligen - auch wenn es bei den Protestanten keine Heiligenverehrung wie in der katholischen Kirche gibt. Vielen Kirchgängern dürfte der Name ihrer Kirche, die sie jetzt zum Ostergottesdienst besuchen, gar nicht geläufig sein. Bei den bekannteren Heiligen wie St. Martin (z.B. Jesteburg) oder St. Johannis (z.B. Buchholz) wissen die meisten noch etwas mit den Namen anzufangen. Doch gilt das auch für St. Sixtus und Sinnitius oder St. Gertrud? Das WOCHENBLATT hat ein paar Kirchen aus der Region ausgewählt, die einen etwas ungewöhnlicheren Namen tragen, und bietet ein paar kurze Infos zu den Namensgebern.
Doch wie passt das überhaupt zusammen: eine evangelische Kirche mit einem Heiligennamen? Die Protestanten übernahmen während der Reformation viele katholische Kirchen. Diese waren bereits geweiht und benannt. Folglich blieb oftmals der ursprüngliche Name bestehen, auch wenn kein Heiligenkult mehr praktiziert wurde. Die Anbetung einzelner Heiliger in der katholischen Kirche geht zurück auf die Märtyrer-Verehrung des frühen Christentums. Man ging davon aus, dass Menschen, die ihr Leben für den christlichen Glauben ließen, nach ihrem Tod sofort in den Himmel kommen. Dort, so die Hoffnung der Gläubigen, könnten sie quasi als Mittler Fürsprache bei Gott einlegen. Luther hat eine solche Mittlerfunktion der Heiligen ausgeschlossen.
Hier einige Beispiele zu ungewöhnlichen Kirchennamen aus der Region:
St. Mauritius, Hittfeld und Hollern-Twielenfleth
Mauritius wird seit dem 4. Jahrhundert als Heiliger verehrt. Mauritius soll aus Ägypten oder dem Sudan stammen. Die Legende besagt, dass Mauritius während der Herrschaft des römischen Kaisers Maximian Kommandeur der Thebaischen Legion war, die aus vorwiegend christlichen Soldaten bestand. Als die Legion den Befehl erhielt, gegen Christen vorzugehen, weigerte sich Mauritius. Mit seinen Männern wurde er um das Jahr 300 in der Nähe von Agaunum (Saint-Maurice) im Wallis hingerichtet. Mauritius wurde schnell zu einem Schutzheiligen des Militärs. Sein Mut und seine Standhaftigkeit vor dem Tod machten ihn zu einem Symbol der Tapferkeit und des Widerstands gegen Ungerechtigkeit.
Der deutsche Kaiser Otto der Große sorgte schließlich dafür, dass Mauritius seit dem 10. Jahrhundert auch hierzulande verehrt wurde. Otto gründete u.a. das Mauritiuskloster in Magdeburg. Zahlreiche Kirchen, Klöster und Städte wurden nach ihm benannt oder haben ihn zum Schutzheiligen erwählt. Aufgrund seiner afrikanischen Herkunft wird Mauritius bereits im Mittelalter als dunkelhäutiger Ritter dargestellt. Die Legende von der Mauritiuslanze, die dem Träger Unbesiegbarkeit in der Schlacht versprach, wurde im Hochmittelalter populär.
St. Sixtus und Sinnitius, Ramelsloh
Der Legende nach war Sixtus von Reims ein Schüler des Apostels Petrus. Dieser soll ihn im Jahr 57 nach Reims entsannt und dort zum ersten Bischof ernannt haben. Sinnitius war Römer und ein Freund von Sixtus. Auch er soll ein Schüler Petrus´ gewesen sein. Sinnitius begleitete Sixtus nach Reims und sie errichteten gemeinsam das dortige Erzbistum.
Doch wie kamen die Heilligen aus Reims nach Ramesloh? Diese Geschichte beginnt mit dem Bischof Ansgar, der im Jahre 831 von Papst Gregor IV. in Hamburg eingesetzt wurde. Nachdem Hamburg 845 von Wikingern überfallen wurde, floh Ansgar nach Ramesloh und gründete eine Kirche. In dieser Kirche sollen die Reliquien der beiden Heiligen Sixtus und Sinnitius eingesetzt worden sein. Ansgar, der Franzose war, soll die Reliquien bereits vor der Gründung der Kirche in Ramesloh mit nach Hamburg genommen haben. Auch wenn die Kirche, die vom Bischof damals erbaut wurde, heute nicht mehr steht, der Name blieb erhalten.
St. Gertrud, Pattensen
Gertrud von Nivelles war im 7. Jahrhundert Äbtissin des Augustinerinnen-Klosters Nivelles in Belgien. Sie war sehr gebildet und setzte sich dafür ein, dass auch Mädchen die Heilige Schrift lesen konnten. Zudem kümmerte sie sich um die Armen und Kranken und baute ein Spital für Wandermönche. Dadurch wurde sie als „Schutzherrin der Landstraße“ bekannt.
Einmal, so geht die Legende, soll Gertrud Schiffsreisende, die auf hoher See von einem Ungeheuer angegriffen wurden, gerettet haben. Sie ließ das Ungeheuer verschwinden, nachdem die Reisenden zu ihr gebetet hatten.
Nikodemus-Kirche, Handeloh
Nikodemus gehörte zur jüdischen Gruppe der Pharisäer. Als ein „Führer der Juden“ setzte er sich gegenüber den jüdischen Autoritäten für Jesus ein und stellte später eine beträchtliche Menge von Myrrhe und Aloe zur Salbung seines Leichnams bereit. Meist wird Nikodemus als ein Sympathisant Jesu dargestellt, der jedoch aus Angst um seine soziale Stellung im Judentum dies nicht öffentlich zeigt.
Redakteur:Leonie Lange aus Buchholz |
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