Internationaler Klavierabend
Star-Pianist Haiou Zhang in Harburg

Der chinesische Star-Pianist Haiou Zhang gab auf Einladung der Sparkasse Harburg-Buxtehude ein umjubeltes Konzert im Harburger Theater | Foto: Sparkasse Harburg-Buxtehude
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Als Haiou Zhang den letzten Ton der Liszt-Sonate angeschlagen hatte und dieser von der Bühne des Harburger Theaters zu den knapp 400 Zuhörern hinüber zu schweben schien, um über ihren Köpfen langsam zu verklingen, blieb der chinesische Star-Pianist noch einen Moment lang auf seinem Klavierhocker sitzen. Dann zückte er ein Taschentuch und tupfte sich die Stirn. Es war vollbracht: Haiou Zhang hatte mit zwei Meisterstücken der Klavierliteratur des 19. Jahrhunderts brilliert – und dafür dankte ihm das Publikum mit Standing Ovations und Jubelrufen.

Klassik im Hamburger Süden

Denn es ist nicht gerade alltäglich, dass Fans der klassischen Musik ein Klavierkonzert von solch hoher Qualität im Hamburger Süden erleben können. Zhang war im Rahmen des Internationalen Musikfestivals (IMF), das derzeit in der Region zwischen Stade und Harburg stattfindet, in den Bezirk gekommen und hatte auf Einladung der Sparkasse Harburg-Buxtehude sein großes Können erstmals im Harburger Theater präsentiert. Und diese Premiere war Schwerstarbeit für den Pianisten: Er spielte Meisterstücke von Ludwig van Beethoven (Sonate Nr. 32 c-Moll op 111) und Franz Liszt (Sonate h-Moll S.178), die in dieser Kombination nur sehr selten zu hören sind, weil sie als einzelne Werke schon eine technische und gestalterische Herausforderung für jeden Pianisten darstellen. „Es gibt nur sehr wenige Künstler, die sich an so ein Programm herantrauen würden“, sagte Dieter Klar, Intendant des IMF.

Bedeutende Kompositionen

Die Sonate Nr. 32 c-Moll op. 111 ist die letzte Klaviersonate von Ludwig van Beethoven und gilt zusammen mit der H-Moll-Sonate von Franz Liszt als die bedeutendste Komposition der damaligen Zeit. Beide Werke gelten als sehr atmosphärisch und vielfältig im Ausdruck – und als sehr schwer zu spielen. Der mehrfach preisgekrönte Haiou Zhang hat bei einigen international gefeierten Konzerten und CD-Aufnahmen bereits bewiesen, dass er die musikalisch unendlich schwierigen Stücke nicht nur irgendwie, sondern virtuos und auf Weltniveau präsentieren kann. Dies durfte nun auch Harburg erleben.

Das war Weltklasse

„Das war grandios, einfach Weltklasse“, schwärmte Heinz Lüers, bis 2018 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Harburg-Buxtehude und Liebhaber der klassischen Musik. Auch sein Nachfolger Andreas Sommer zeigte sich begeistert: „Wir freuen uns sehr, dass wir das IMF einmal wieder an unserem Hauptstandort in Harburg präsentieren können – und dann auch noch mit solch einem Programm und in einem so traditionsreichen Haus“, sagte der aktuelle Sparkassen-Chef. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude unterstützt das Internationale Musikfestival im Rahmen ihres Engagements in der Region seit dessen Geburtsstunde im Jahr 2010. „Es ist ungewöhnlich, dass ein Sponsor so lange an deiner Seite bleibt“, sagte IMF-Intendant Dieter Klar. Für Harburgs Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen war das Konzert in ihrem Bezirk ein „Hochgenuss“: „Es ist schön, so ein anspruchsvolles Programm hier bei uns in Harburg erleben zu dürfen“, sagte sie.

Wild und ruhig

Haiou Zhang bewies im Harburger Theater erneut seine Weltklasse. Mit Beethovens letzter Klaviersonate, die der Meister 1822 vollendete, entführte der Pianist seine Zuhörerschaft in andere Sphären. So wie Beethoven mit dieser Sonate eine neue Welt und eine neue Zeit betrat, so durfte sich auch das Publikum gemeinsam mit dem Star-Pianisten für eine gute halbe Stunde auf neue Klangwege begeben, auf denen es zeitweise wild und dann wieder ruhig und still zuging. Zhang bewältigte diese Wechsel in der Dynamik mit Bravour.

Und nach der Pause folgte dann Liszt - ausgerechnet jener Komponist, der als bedeutendster Klaviervirtuose seiner Zeit alle Klaviersonaten von Beethoven auswendig beherrschte. Seine 1853 vollendete H-Moll-Sonate gilt als eine der technisch schwierigsten Kompositionen für Klavier überhaupt. Mit diesem Werk strebte Liszt danach, die Tradition, die vor allem auch von Beethoven geprägt war, mit Fortschrittlichem zu verbinden. Was dabei herausgekommen ist, ist wahrlich nicht einfach zu spielen und erfordert größte Meisterschaft und höchste Konzentration. Haiou Zhang tauchte auf der Bühne des Harburger Theaters komplett ab in die Musik, seine Finger fegten mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit über die Tasten oder sie verharrten im großen Kontrast dazu ganz kurz, um dann in die nächste, virtuos dargebotene Überraschung zu starten. Ein Ritt, der Pianisten an ihre Grenzen führt und der ausgerechnet bei Liszt nicht mit einem stürmischen Höhepunkt oder einem lauten Knall endet, sondern mit diesem einen letzten, sehr ergreifenden Ton, den Haiou Zhang in die Stille des Theatersaals entschwinden ließ.

Drei Zugaben gespielt

„Ich bin überrascht, wie gut sich dieser Saal für Klavierkonzerte eignet“, sagte der international gefeierte Solist nach drei Zugaben und einer kurzen Pause zum Luftholen. „Das Publikum in Harburg ist wunderbar. Ich komme gern wieder.“ Zhang hatte für das Konzert extra seinen eigenen Bechstein-Flügel mitgebracht, mit dem er auch in der Elbphilharmonie aufgetreten war und der vor dem Konzert fast zwei Stunden lang gestimmt wurde. „Das war ein Riesenaufwand, aber für diese beiden Meisterstücke wollte ich künstlerisch und klanglich einfach das Beste haben“, sagte der Mitinitiator des Internationalen Musikfestivals.

Als Musikalischen Leiter hatte Zhang das Festival zusammen mit Dieter Klar vor 14 Jahren aus der Taufe gehoben. Seither gelingt es den beiden Musik-Enthusiasten immer wieder, ein hochkarätiges Programm an besonderen Spielorten zusammenzustellen und so die Klassik in die breite Gesellschaft zu tragen. Das diesjährige IMF läuft mit Unterstützung der Sparkasse Harburg-Buxtehude noch bis zum 17. September. Das gesamte Programm und die Spielorte des IMF finden sich im Internet unter www.klassik-buxtehude.de.

Die Liebesschlösser
Redakteur:

Axel-Holger Haase aus Buchholz

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