Holocaust-Gedenktag in Buchholz
Warnung vor "diffusen Allianzen"
os. Buchholz. "Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf!" Dieses Zitat eines unbekannten Urhebers stellte Hans Brüning von der Initiative "Omas gegen Rechts" ans Ende seines kurzen Vortrags beim Holocaust-Gedenktag in Buchholz. Mehr als 30 Bürger aus Gesellschaft, Politik und Verwaltung kamen am vergangenen Mittwoch in die Innenstadt, um an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 zu erinnern. Für die Stadt legten Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse und seine Stellvertreter Sigrid Spieker (CDU) und Frank Piwecki (SPD) einen Kranz am Gedenkstein des Künstlers Jan Amelung für die Opfer des Nationalsozialismus nieder.
Normalerweise übernimmt in Buchholz immer ein anderer Verein bzw. eine andere Institution die Ausrichtung des Gedenktags, der 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog gesetzlich verankert wurde. Statt im Veranstaltungszentrum Empore trafen sich die Teilnehmer in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie in der Fußgängerzone.
Hans Brüning vom Co-Veranstalter "Omas gegen Rechts" forderte, weiterhin die Stimme zu erheben gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus. Hetze sei in Deutschland wieder salonfähig geworden, zudem stünden tausende Rechtsextreme "unter Waffen". Statt sich dieses Problems anzunehmen, werde in Niedersachsen erwogen, antifaschistische Gruppen aufzulösen. "Ist das die deutsche Normalität?", fragte Brüning.
Buchholz' Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse blickte auf das vergangene Jahr zurück, als die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano (96) eine beeindruckende Lesung hielt. Die Ereignisse im Jahr 2020 hätten gezeigt, wie wichtig die Erinnerung und die Mahnung seien, betonte Röhse. Als Beispiel nannte er die zwischenzeitliche Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) zum Ministerpräsidenten von Thüringen im Februar mit Stimmen der AfD sowie die "diffuse Allianz" von Querdenkern und Rechtsextremisten bei Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen u. a. in Berlin. Dass sich bei solchen Demos junge Menschen hinstellen und erklärten, sie fühlten sich wie die Widerstandskämpferin Sophie Scholl, sei ein "unerträglicher Missbrauch des Gedenkens" an die Opfer des Nationalsozialismus. Das Aufstehen gegen Hetze und Rechtsextremismus müsse "Verpflichtung für uns alle sein", forderte Röhse.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
Webseite von Oliver Sander | |
Oliver Sander auf Facebook | |
Oliver Sander auf YouTube |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.