Tourismus
Was in diesem Jahr in der Urlaubsregion Landkreis Harburg anders ist

Familie Schwalm aus Frankfurt am Main erkundet mit dem Rad die Gegen um Hanstedt | Foto: ts
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  • Familie Schwalm aus Frankfurt am Main erkundet mit dem Rad die Gegen um Hanstedt
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(mum/ts). In diesem "Corona-Sommer" verstärkt sich den Trend zum Urlaub im eigenen Land. Bereits vor der Pandemie verbrachte rund ein Viertel der Deutschen die Ferien in heimischen Gefilden. Dieser Anteil nimmt in diesem Jahr zu.
Der Trend zum Deutschland-Urlaub wirkt sich auf die Urlaubsregion Landkreis Harburg aus. Auffallend in diesem Jahr sei die deutlich gestiegene Zahl junger Feriengäste, sagt Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH. Die Altersgruppe 25 bis 34 Jahre bilde in diesem Jahr die größte Besuchergruppe. Mehr Gäste verbringen ihren Urlaub länger in der Region als in den Vorjahren. Allerdings: Urlauber aus dem Ausland fehlen in diesem Jahr.
In den vergangenen acht Jahren war Philipp Schwalm aus Frankfurt am Main meist nach Mallorca gereist. In diesem Sommer verbringt der 33 Jahre alte Kaufmann seinen Urlaub fünf Tage lang gemeinsam mit seinen beiden Kindern Emilia (6) und Matteo (8) und seinen Eltern in der Nordheide. Jung, aus Deutschland und länger als drei bis vier Tage in der Region bleibend - damit ist die Familie in diesem Sommer voll im Trend.
Ihre Unterkunft ist das Ringhotel Sellhorn in Hanstedt. Das Vier-Sterne-Hotel ist Sonja (67) und Friedhelm (68) Schwalm bestens bekannt. Vor vielen Jahren haben sie dort auf der Rückreise von Sylt nach Hessen einen Zwischenstopp eingelegt und übernachtet, weil sich die Fahrt wegen eines Staus vor dem Elbtunnel in Hamburg deutlich verzögert hatte.
Jetzt, da ihnen wegen der Corona-Pandemie eine Reise ins Ausland als zu unsicher erscheint, sei ihnen schnell in den Sinn gekommen, in die Heide zu fahren. "Wir lieben das platte Land", sagt Sonja Schwalm, die aus Hessen diese weite Ferne nicht kennt. Ihre Enkelin Emilia findet die vielen Pferde in der Region, denen sie begegnet, klasse und möchte im Urlaub noch selbst reiten.
Einen Tag lang haben die Hessen die nur 35 Autominuten entfernte Freie und Hansestadt Hamburg besucht. "Wir haben den Hafen, die Elbe bei Altona und die Speicherstadt gesehen", sagt Philipp Schwalm. Und wohin führten ihre Ausflüge im Landkreis Harburg? "Wir sind über die Felder gewandert und haben an einem anderen Tag den Wildpark Lüneburger Heide besucht."
Urlauber aus zwölf deutschen Bundesländern machen sich zurzeit auf den Weg, um am Meer, an Flüssen oder im Gebirge in Deutschland ihre Sommerferien zu verbringen. Die Urlaubsdestinationen im Landkreis Harburg sind dabei beliebte Ziele für einen Zwischenstopp oder einen Dauerurlaub. Nach Angaben des Tourismusverbandes Niedersachsen sind viele Haupturlaubsregionen in dem Bundesland zu 100 Prozent ausgebucht. Wie ist die Nachfrage im Landkreis Harburg? Das WOCHENBLATT fragte bei regionalen Tourismusverbänden und Beherbergungsbetrieben nach.
• Die Nachfrage am Campingplatz Stover Strand sei sehr gut, sagt Geschäftsführer Norbert Kloodt. Einige schöne Stellplätze könne der Fünf-Sterne-Campingplatz Urlaubern in diesem Sommer aber noch anbieten. In diesem Sommer sei die Gästeschaft anders als in den Vorjahren: Deutlich mehr Urlauber aus Deutschland campen in der Elbmarsch, Gäste aus dem Ausland zeigten sich deutlich zurückhaltender. Während im Juni 2019 Gäste aus über 20 Nationen zu Gast waren, waren es im Juni 2020 Gäste aus sechs Nationen. Eine Folge von Corona, erklärt Norbert Kloodt. "Die Urlauber fühlen sich in diesem Sommer jeweils im eigenen Land sicherer."
• Diesen Trend bestätigt auch Nele Landschof. Gemeinsam mit ihrem Bruder Sven Dierksen führt sie das Ringhotel Sellhorn in Hanstedt. "Die Heide verzeichnete bereits in den vergangenen Jahren spürbar einen Aufschwung. Doch die Corona-Auswirkungen sorgen weiterhin für weniger Gäste." Sie beobachtet, dass mehr Gäste aus den Niederlanden in die Region kommen. "Die Dänen fanden schon immer, dass die Heide einen Stopp wert ist." In Hanstedt bleiben traditionell gern viele Gäste aus Nordrhein-Westfalen. Aber Bayern und Baden-Württemberg würden aufholen. "Die Wanderrouten scheinen wohl verlockend." Positiv ist aus Sicht von Nele Landschof, dass die Gäste länger in der Region bleiben. "Die Gäste bestätigen, dass sonst geplante Auslandsreisen ausfallen." Vor allem im Restaurantbetrieb merkt die Sellhorn-Chefin, dass die Einschränkungen für Feste und Feiern noch sehr eng sind. "Niemand mag planen. Die Umsätze fehlen uns und vielen Kollegen merklich." 

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf den Tourismus in der Lüneburger Heide aus?
Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH, nennt erste Ergebnisse.

WOCHENBLATT: Wie angesagt ist unsere Region bei Touristen?
Ulrich von dem Bruch: Aktuell sorgt Corona immer noch für weniger Gäste als im Vorjahr. Es fehlt vor allem die Altersgruppe "55+", die wahrscheinlich in der Risikogruppe ist. Hier ist das Reiseverhalten sehr zurückhaltend. Auffällig ist, dass wir sehr viel mehr junge Gäste haben, die Altersgruppe "25-34 Jahre" ist die größte. Der Bus-Tourismus ist fast komplett zusammengebrochen, die ausländischen Gäste fehlen fast komplett.
WOCHENBLATT: Gibt es einen Trend?
von dem Bruch: Es wird nur sehr kurzfristig gebucht, in der Regel drei Wochen vor Anreise. Allerdings haben die ersten Ankündigungen der Heideblüte für einen Nachfrageschub gesorgt. Da sehen wir positive Tendenzen.
WOCHENBLATT: Wie angesagt ist unsere Region bei Touristen aus dem Ausland?
von dem Bruch: Der Tourismus aus dem Ausland ist nahezu zusammengebrochen. Wir haben nur vereinzelt Gäste aus den Niederlanden und Dänemark, den zwei größten Märkten für die Heide. Das erholt sich nur ganz langsam.
WOCHENBLATT: Die Ferienzeit beginnt. Gibt es Zahlen darüber, aus welchem Bundesland wie viele Touristen kommen?
von dem Bruch: Momentan gibt es diese Zahlen noch nicht, aber traditionell sind unsere stärksten Märkte immer NRW, Berlin und Nordhessen.
WOCHENBLATT: Gibt es bei der Aufenthaltsdauer eine Veränderung?
von dem Bruch: Ja, die Gäste bleiben deutlich länger. Hatten wir in den vergangenen Jahren fast nur Drei- bis Vier-Tages-Reisen, sind es jetzt gern auch mal sieben Tage.
WOCHENBLATT: Gibt es da aus Ihrer Sicht noch Corona-bedingte Einschränkungen, die nicht optimal sind?
von dem Bruch: Es ist für mich unverständlich, dass die Urlauber bei Gästeführungen durch die Natur einen Mundschutz tragen sollen. In geschlossenen Räumen ist das ok, aber nicht in der Weite der Heide.
WOCHENBLATT: Danke für das Gespräch.

Wandern ist voll im Trend
Wandern war bereits vor der Corona-Krise im Trend. Die Zahl der Wanderer im Regionalpark Rosengarten (hierzu zählt die Hügel-Wald-Landschaft Schwarze Berge) ist nach Einschätzung des Regionalmanagers Sven Hedicke gestiegen. Er beruft sich auf Beobachtungen und Gespräche. Ob Wanderer in diesem Sommer länger als bisher üblich in der Urlaubsregion Landkreis Harburg verweilen und sich der Trend in Übernachtungen niederschlage, lasse sich noch nicht sagen. "Ich erwarte, dass mehr Besucher aus Nordrhein-Westfalen bei uns der Region bleiben werden, weil in Mecklenburg-Vorpommern Tagesgäste aus anderen Bundesländern noch nicht an die Strände dürfen", sagt Sven Hedicke.
Beliebt bei Wanderern sei der Heidschnuckenweg. Er führt in insgesamt 13 Etappen von Hamburg-Fischbek über Buchholz, Handeloh und Undeloh bis nach Celle.
Auch Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH, bestätigt die "neue" Liebe für das Wandern. "Es gibt einen massiven Trend zum Wandern. Der Heidschnuckenweg ist gefragt, wie nie." Der Tourismus-Experte stellt fest, dass Wanderer häufig jünger seien als die übrigen Gäste. "Wir haben für diesen Ansturm deutlich zu wenig Übernachtungsmöglichkeiten. Vor allem im preiswerteren Bereich", sagt von dem Bruch. "Viele Touristen übernachten daher dann auf den Campingplätzen." Beim "normalen" Wandern würden sich die Gäste eine Unterkunft suchen und "machen dann sternförmig die Wanderungen. Auch das ist mehr gefragt als in den Vorjahren."

Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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