Landkreis Stade
Orkantief Xaver: Die Elb-Deiche trotzen der Sturmflut
+++ Beim Metronom bleibt der Zugverkehr auf der Bahnlinie Cuxhaven - Hamburg am heutigen Freitag komplett eingestellt. Nach Mitteilung des Unternehmens ist die Strecke nach wie vor nicht ausreichend gesichert. Es wird davon ausgegangen, dass ab Samstag, 07.12., alle Metronom-Züge wieder fahrplanmäßig fahren können. Zwischen Stade und Cuxhaven steht nach wie vor ein Schienenersatzverkehr mit Bussen bereit. Hier kommt es aufgrund der Straßen- und Witterungsverhältnisse zu erheblich längeren Fahr- und Wartezeiten. +++
+++ mit Fotogalerie von Einsätzen ***
(bc). Während Orkan "Xaver" anderswo in Nordeuropa für mehr Chaos sorgte, hat der Landkreis Stade die zweithöchste Sturmflut an der Unterelbe seit Beginn der Aufzeichnungen bis auf wenige Ausnahmen weitgehend unbeschadet überstanden. Der Sturm richtete weniger Schäden als befürchtet an. Offensichtlich hatten viele Bürger die zahlreichen Warnhinweise der Behörden beherzigt, sicherten ihr Hab und Gut und blieben in den eigenen vier Wänden, als das Sturmtief die Region an der Niederelbe Donnerstagabend und -nacht kräftig durchschüttelte. Am schlimmsten traf es den nördlichen Bereich des Landkreises um Stade herum.
Von Donnerstagmittag bis Freitagfrüh (Redaktionsschluss) zählten Feuerwehr und Polizei 260 Einsätze im gesamten Kreisgebiet. In den meisten Fällen waren Bäume auf Straßen gestürzt oder flogen Dachziegel umher. In Jork-Lühe musste die Wehr einen Baum fällen. In Jork-Kohlenhusen wurde ein Autofahrer leicht verletzt, als er mit seinem Fahrzeug gegen einen Baum geprallt war. In Stade-Ottenbeck wurde das Dach einer Lagerhalle für Düngemittel abgedeckt. Von einem Abbruchhaus in Heinbockel wehte das Reetdach auf die Straße.
Die Bahnstrecke Hamburg - Cuxhaven musste zwischen Horneburg und Stade voll gesperrt werden, nachdem im Bereich Agathenburg und Stade-Hahle mehrere Bäume auf die Oberleitung gekippt waren. Laut Feuerwehrsprecher Stefan Braun fuhr in Stade Höhe "Schwarzer Berg" ein Metronom in einen Baum. Die S-Bahn verkehrte in unregelmäßigen Abständen zwischen Harburg und Stade, da nur ein Gleis zur Verfügung stand. Die Elbfähre Glückstadt-Wischhafen hatte dagegen ihren Betrieb bereits am Donnerstagmittag eingestellt. Auf den Straßen kämpften die Autofahrer eher mit dem am Donnerstagabend einsetzenden Schneefall.
An der Elbe blieben Horrorszenarien aus. Die Deiche hielten der Rekord-Sturmflut stand. Am Ruthenstrom nahe der Bootswerft Hatecke auf Krautsand trat das Wasser über die Ufer und überschwemmte das Vorland, das Fährhaus Twielenfleth war zeitweise von der Flut eingeschlossen. Schon Donnerstag schlossen die Deichverbände vorsorglich die fünf Deichscharts (Flutschutztore in den Deichdurchfahrten) im Land Kehdingen und im Alten Land. Die Parkplätze im Bereich Stadersand, Hollern-Twielenfleth und am Lüheanleger standen komplett unter Wasser.
In Stadersand erreichte der Scheitel Freitagfrüh eine Höhe von 3,96 Meter über dem mittleren Tidehochwasser (MTHW), am Lühe-Anleger waren es laut Angaben des Niedersächsischen Wasserbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz 3,50 Meter. Erst ab einer Höhe von 4,50 Meter hätten die Deichverbände die Deichwachen losgeschickt.
Das öffentliche Leben im Landkreis war für viele Stunden lahmgelegt. Die Schulen fielen sowohl am Donnerstag als auch am Freitag aus. Viele Baustellen waren stillgelegt, die Punschbuden auf den Weihnachtsmärkten blieben dicht, zahlreiche kulturelle und politische Sitzungen wurden abgesagt, Wochenmärkte fielen flach. Die Menschen wurden teilweise von ihren Arbeitgebern früher nach Hause geschickt. Die für Donnerstag geplante Demo von Pflegekräften in Buxtehude wurde abgesagt.
Die Polizei schätzt die sturmbedingten Schäden insgesamt auf mehrere hunderttausend Euro.
„Wir haben eine sehr schwere Sturmflut glimpflich überstanden. Behörden, Hilfsorganisationen und Deichverbände waren sehr gut vorbereitet“, so eine erste Bilanz von Landrat Michael Roesberg. Für Freitagnachmittag erwartet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie eine leichte Sturmflut von gut vier Metern über Normalnull.
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