WOCHENBLATT-Serie mit den Anonymen Alkoholikern
Erst Alkohol, dann Speed: Als Doppelschlucker bezwang Florian B. gleich zwei Süchte

Dauerfeiern am Wochenende: In der Diskothek machte Florian B. erste Erfahrungen mit anderen Drogen als Alkohol | Foto: daniel dinu von Pexels
  • Dauerfeiern am Wochenende: In der Diskothek machte Florian B. erste Erfahrungen mit anderen Drogen als Alkohol
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(wd). Der eine trinkt alleine hinter verschlossenen Gardinen, die Nächste muss ständig einen bestimmten Alkoholpegel im Blut haben und wieder ein anderer trinkt zwar nur in Abständen, aber dann gleich so große Mengen, dass er sich in einem komatösen Zustand befindet - die Trinkgewohnheiten von alkoholkranken Menschen sind völlig unterschiedlich. Florian B. (Name von der Redaktion geändert) zum Beispiel war ein "Doppelschlucker". Er konsumierte sowohl Alkohol als auch andere Drogen, insbesondere die Partydroge Ecstasy (XTC). Seine Geschichte erzählt er im Rahmen der WOCHENBLATT-Serie mit den Anonymen Alkoholikern, um zu zeigen, dass es einen Ausweg gibt.
Von dem Gefühl bei seinem ersten Alkoholrausch im Alter von 14 Jahren war er begeistert. Mit 15 Jahren trank er bereits an jedem Wochenende. "Je besoffener, desto besser, der Vollste war der Coolste", erinnert sich Florian B. an seine Jugend. "Ich war immer vorne mit dabei."
Weil dem leidenschaftliche Discogänger Techno-Musik gefiel, besuchte er zunehmend Diskotheken, die seine Musik spielten. "Zuerst war mir nicht bewusst, dass die meisten Leute dort XTC/ Speed oder Koks konsumierten", so Florian B. Er trank Alkohol, probierte aber auch Gras und Pilze und schließlich zwei Pillen XTC. Diese Droge verschaffte ihm solch ein tolles Gefühl, dass es für ihn von da an nur noch Technodisco und XTC gab.
Mit Mitte Zwanzig verliebte er sich in eine Frau, die rund um die Uhr Speed nahm. Heute, 15 Jahre später, sei sie in der geschlossenen Psychiatrie, so Florian B. Doch damals wurden die beiden Paar und Florian B. machte mit Speed aus jedem Wochenende eine Dauerparty.
Drei Jahre später wollte Florian B. mit dem Drogenkonsum aufhören. Auch weil er seine zukünftige Frau kennengelernt hatte, die mit Drogen nichts zu tun hatte. Das Paar heiratete, bekam ein Kind, baute ein Haus und führte ein fast normales Leben. Doch die Sucht hatte ihn im Griff: Florian B. konnte nicht nein sagen, wenn er Speed angeboten bekam. Nachdem er feststellte, dass ihm auch die Arbeit leichter fiel, wenn er auf Speed war, stieg sein Drogenkonsum weiter. Die Folge war, dass er nachts nur noch drei Stunden schlafen konnte. Morgens zum Frühstück zog er eine Line, um wach zu werden, konsumierte schon bald mindestens ein Gramm Speed am Tag und trank abends Alkohol oder kiffte, um wieder müde zu werden - alles heimlich. Nach fünf Jahren zerbrach die Ehe. Florian B. lernte eine neue Frau kennen und die Geschichte wiederholte sich. Als ihn seine neue Partnerin beim Drogenkonsum erwischte, brach er zusammen und erwachte in der Psychiatrie. Dort riet ihm der Stationsleiter, die Anonymen Alkoholiker zu besuchen. Noch am selben Abend suchte Florian B. eine Gruppe auf und bekam mit ihrer Unterstützung sein Leben wieder in den Griff. "Mittlerweile bin ich absolut nüchtern", so Florian B.
Hilfe und Infos finden Betroffene und ihre Angehörigen auch hier in der Region unter www.anonyme-alkoholiker.de.

Alle Texte zum Alkoholiker

Redakteur:

Nicola Dultz aus Buxtehude

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